Der Ort ist frei erfunden, das Thema aber aktuell und mehr als echt. Die Rede ist von Hundsling, einem fiktiven Dorf in der Oberpfalz. Dort spielt ein neuer Kinofilm, der sich um ein urbayerisches Kulturgut dreht: das Wirtshaus, Mittelpunkt im Dorf.

Doch der hat’s schwer, seit Jahren. Steigende Kosten, hohe Steuern, fehlendes Personal. Und dann noch die Konkurrenz. So auch im Film „Hundslinger Hochzeit“. Der Drehort der Heimatkomödie liegt im „echten“ Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz, wo das „Wirtshaus Rosi“ steht (in Wirklichkeit der „Grüne Kranz“ in Friedenfels).

Ein Streit ums Lokal entzweit plötzlich das ganze Dorf

Genau das gilt es in der Leinwand-Story zu retten: Als Magdalena („Leni“) zur Beerdigung ihrer Mutter anreist, sieht sie, wie überfordert ihr Vater Xaver mit dem Familienbetrieb ist, und übernimmt kurzerhand das Ruder. Das Besondere an dem Film: Komparsen wie Blaskapelle, Pfarrer und Motorradgang stammen aus der Region. Ebenso Produzentin Christina Baumer, sie spielt die Hauptrolle und führt Regie.

In Hundsling heißt es: Ende gut, alles gut. Sogar die versprochene Hochzeit gibt’s zum Schluss. Doch in vielen anderen Gemeinden im Freistaat sieht es nicht so „rosig“ aus wie bei der „Rosi“: So berichten drei Viertel der bayerischen Bürgermeister in kleineren Kommunen vom Wirtshaussterben in ihrer Region. Viele Dorfgaststätten lohnen sich wirtschaftlich schlicht nicht mehr, so eine Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT). Was tun? Gemeinsinn ist eine Lösung. Siehe Pischelsdorf in Oberbayern, Kreis Pfaffenhofen an der Ilm, ebenfalls Drehort für einen aktuellen Kinofilm. Die Dokumentation „Fanni – oder wie man ein Wirtshaus rettet“ schildert, wie im Ort alle mit anpacken, um liebevoll ihre alte Dorfwirtschaft zu renovieren, die lange leer gestanden hat.

Ein sozialer Treffpunkt und Gemeinschaftssinn

Der Münchner Dokumentarfilmer Hubert Neufeld hat das Projekt mit der Kamera begleitet. „Der Film zeigt, wie man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und an seinem Wohnort großen Einfluss haben kann“, sagt er. Die Dorfgemeinschaft steckte Tausende Stunden Arbeit in die Aktion – nicht aus kommerziellen Interessen, sondern fürs Gemeinwohl und weil die Arbeit sinnstiftend ist.

Auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga kommt im Film zu Wort – er wirbt dafür, mehr Gaststätten mit frischem Leben zu erfüllen, was mancherorts durchaus gelingt. Denn das Wirtshaus ist nicht nur ein Ort, wo man gut Regionales essen und trinken kann. Es stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, bestätigt eine Umfrage des BZT. Für drei Viertel der Befragten ist es ein sozialer Treffpunkt und macht den Wohnort lebenswert. Urig, gemütlich: Hock di her, samma mehr.

Das funktioniert: Knödelfest, Wurstsalat-Drive-In oder eine genossenschaftliche Dorfkneipe: Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga hat einen ganzen Ideenpool gesammelt, wie man darbende Wirtshäusern wieder neu beleben kann.

Das bayerische Heimatministerium unterstützt zudem das Forschungsprojekt „Genuss und Gemeinsinn“ der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Ziel ist die Entwicklung eines Baukastensystems, wie sich Menschen ehrenamtlich für ‚ihr Wirtshaus‘ im Ort einsetzen können – je nach Interesse und Bedarf und in Abstimmung mit den jeweiligen Betreibern. Das können Unterstützung beim Social-Media-Auftritt, neue Ideen für die Speisekarte oder Aktionen mit lokalen Künstlern und Vereinen sein. Das Vorhaben wird im Rahmen der bayerischen Heimatstrategie „Offensive.Heimat.Bayern 2025“ umgesetzt.