Wenn der erste Herbstwind weht und die Bäume ihre Blätter verlieren, wird es höchste Zeit – der Balkon sollte besser schnell winterfest gemacht werden. Denn einige Pflanzen mögen Temperaturen rund um den Nullpunkt überhaupt nicht.
aktiv hat Cornelia Decker um Tipps gebeten, wie sich Pflanzen und Möbel auf Balkon und Terrasse am besten vor Wind und Wetter schützen lassen. Sie ist Gärtnermeisterin und arbeitet in einem der größten Gartencenter Deutschlands.
Tipp 1: Nicht winterharte Pflanzen reinstellen
Besonders empfindlich auf niedrige Temperaturen reagieren – wenig überraschend – mediterrane Pflanzen wie Zitronen oder Orangen. Schließlich wachsen diese normalerweise eher an Orten, wo es nur sehr selten friert. Am besten halten noch Oleander und Olive kalte Nächte aus. Besser sei es Expertin Decker zufolge allerdings, die mediterranen Pflanzen drinnen einzuquartieren. Die Pflanzen mögen vor allem einen hellen, aber nicht zu sonnigen Standort zwischen 7 und 15 Grad plus. Wärmer sollte es nicht sein. Wird es zu warm, treiben die Pflanzen aus und können sich so nicht genügend erholen. Lediglich der Hibiskus oder Zimmerpflanzen, die im Sommer auch gut auf dem Balkon stehen können, fühlen sich im warmen Wohnzimmer wohl.
Wichtig sei zudem eine gute Luftzirkulation – der Keller bietet sich also weniger an. Eine Ausnahme bilden dabei laut Decker Pflanzen, die sich komplett zurückziehen wie die Schmucklilie. Optimal geeignet sei ein Wintergarten. Da der aber in den wenigsten Mietwohnungen vorhanden ist, lässt sich auch gut auf Garagen, Werkstätten oder Treppenhäuser mit einem Fenster ausweichen. „Generell gilt: Lieber kühl als hell“, sagt Decker. Doch Achtung! Ohne Zustimmung des Vermieters oder Verwalters dürfen Mieter offiziell nicht einfach ihre Pflanzen im Treppenhaus, auf Treppenabsätzen und Fensterbänken platzieren.
Decker kennt ein weiteres Argument gegen den Keller als Winterquartier: „Aus den Augen, aus dem Sinn – viele vergessen ihre Pflanzen im Keller und gießen sie deshalb nicht mehr regelmäßig.“ Denn auch wenn die Pflanzen im Winter ihren Stoffwechsel herunterfahren, brauchen sie noch immer regelmäßig Wasser. Mäßig feucht halten, lautet hier die Empfehlung!
Tipp 2: Winterharte Pflanzen an die Hauswand stellen
Als winterfest gelten etwa Buchsbäume, Rhododendron und Hortensien. Um die Gewächse vor Wind und Wetter zu schützen, empfiehlt sich ein Platz dicht an der Hauswand. Empfehlenswert ist es Decker zufolge, die Balkonpflanzen zudem vor eisigem Wetter bei klarem Himmel zu schützen. Denn bei diesem Wetter komme es oft zu Trockenschäden. Deshalb rät sie, zur Isolierung etwas Mulch auf die Blumenerde zu schütten. Auch Kokos- oder Strohmatten sowie Laub und Tannengrün isolieren gut. Ihr Tipp: Den Topf am besten zusätzlich in Luftpolsterfolie einpacken. „Es kann ruhig etwas Folie am Rand überstehen“, sagt sie.
Damit die Wurzeln nicht auf dem kalten Boden des Balkons einfrieren, sollten Blumentöpfe auf Holzleisten oder Keramikfüßchen gestellt werden. Herrscht besonders eisiges Winterwetter mit knallender Sonne, sollten Balkonbesitzer vor allem immergrüne Pflanzen auch oberirdisch einpacken – etwa mit einem Vlies. „Wenn die Sonne zu sehr knallt, verdunstet die Pflanze zu sehr, und es kommt zu einem Wasserdefizit“, erklärt Decker. Sobald es allerdings wieder etwas milder wird, sollte das Vlies wieder verschwinden. Sonst kommt es unter dem Stoff zu Schwitzwasser.
Bei Plusgraden können die Pflanzen gelegentlich gegossen werden. Vor allem immergrüne Gehölze wie Rhododendron, Azaleen, Kirschlorbeer und Bambus brauchen viel Wasser – etwa zum Ausklang des Herbstes, zum Beginn des Winters und an frostfreien Tagen.
Tipp 3: Die Pflanzen nach dem Winter nicht direkt in die pralle Sonne stellen
Vorsicht ist geboten, wenn der Winter sich dem Ende nähert. Es empfiehlt sich, die Pflanzen lieber erst geschützt vor praller Sonne oder Kälte an die Hauswand zu stellen. Cornelia Decker: „Am besten sollte man das Thermometer im Blick haben. Wenn es dauerhaft über fünf Grad sind, können die Pflanzen raus.“ Sie rät etwa dazu, die Lieblinge ruhig schon im März rauszustellen, wenn eher milde Temperaturen herrschen. Trotzdem gilt es, aufzupassen: Oft friert es im April noch einmal, und dann gehören die Pflanzen noch einmal kurzzeitig rein. Besitzer sollten außerdem langsam beginnen, die Pflanze wieder regelmäßig zu gießen und zu düngen.
Tipp 4: Rückschnitt bei Pflanzen
Damit Sträucher im Frühjahr wieder bunt blühen, sollten sie im Winter etwas gestutzt werden. Alte und verwelkte Blüten sowie Blätter können Pflanzenliebhaber vollständig entfernen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Ein im Frühjahr blühender Strauch muss nicht automatisch im Winter gestutzt werden. Stattdessen sollten die Pflanzen am besten immer kurze Zeit nach ihrer Blütephase geschnitten werden.
Decker: „Wenn wir Frühjahrsblüher wie Flieder erst im Winter schneiden, entfernen wir wohlmöglich unbewusst Knospen, und die Pflanzen blühen nicht mehr.“ Denn die meisten Frühblüher hätten zu diesem Zeitpunkt schon Blühholz gebildet. Anders ist das bei Obstbäumen, die noch erzogen und geformt werden müssen. „Wenn es mir nicht um die Blüte geht, kann ich im Grunde alles, das Laub abwirft, im Winter zurückschneiden“, sagt Decker.
Tipp 5: Holz-, Ton- und Terrakottatöpfe von Frost befreien
Ungenutzte Töpfe überwintern besser im Keller als auf dem Balkon. Denn Holztöpfe etwa verlieren bei den kalten Temperaturen schnell an Glanz, Terrakottatöpfe können sogar zerspringen. Wenn die poröse Struktur der Töpfe Wasser aufnimmt, kann der Topf frieren und platzen. Auch die Gießkannen sollten Sie lieber vor Wintereinbruch entleeren.
Expertin Decker rät generell dazu, für die winterfesten Pflanzen auch winterfeste Töpfe mit entsprechender Imprägnierung zu kaufen. Doch Vorsicht: Die Kübel und Töpfe sollten niemals über den Boden geschoben oder gezogen werden. „So können ganz leicht Spannungsrisse entstehen, und die Töpfe sind nicht mehr winterfest“, erklärt sie.
Tipp 6: Sonnenschirm überwintern
Wer im Winter Sonnenschirm oder -segel lieber drinnen verstauen möchte, sollte das Tuch einmal gründlich abtrocknen. Ansonsten können sich über den Winter Schimmel und Stockflecken bilden. Der Sonnenschirmständer könne der Expertin zufolge allerdings getrost auf dem Balkon bleiben.
Tipp 7: Gartenmöbel einräumen
Viele Gartenmöbel gelten ohnehin als winterfest – sie vertragen also Minustemperaturen bis zu einem gewissen Punkt. Wer seine Möbel und Polster allerdings vor Schmutz schützen will, kann sie bis zum nächsten Frühjahr im Keller oder auf dem Speicher unterbringen.
Fehlt der Platz, sollten die Möbel zumindest zusammengestellt und mit einer wasserdichten Abdeckung versehen werden. Die Folie darf Decker zufolge allerdings nie direkt auf Tisch oder Stuhl anliegen, um Schäden durch Kondenswasser vorzubeugen. Pflege brauche es vor Wintereinbruch nicht, dafür aber im Frühling. „Holzmöbel ölt und schleift man dann am besten“, rät sie. Auch für Möbel aus Kunststoff und Glas gebe es entsprechende Reiniger und Imprägnierungen.
Was jetzt nur noch fehlt, ist die passende Deko – da dürfte die Kreativität keine Grenzen kennen. Statt Blumen können Balkonbesitzer beispielsweise ein kleines Vogelhäuschen in die Blumenkästen stecken. Auch massive Windlichter, kleine Lampions, elektrische Kerzen oder grüne Tannenzweige machen sich im Herbst und Winter gut auf dem Balkon.