Chaos im Kleiderschrank. Der Keller muss dringend ausgemistet werden. Und im Flur türmen sich mal wieder die Schuhe: Aufräumen tut not, aber wie geht das richtig? Und wie schafft man es, dass die neu gewonnene Ordnung auch lange anhält und nicht gleich wieder alles im Durcheinander versinkt?

Aufräum-Expertin Esther Lübke aus Köln weiß, wie Ordnung ordentlich in Angriff genommen wird. Die ehemalige Büroleiterin und Management-Assistentin hat sich vor zehn Jahren mit ihrem Ordnungsunternehmen „Ärmel hoch“ selbstständig gemacht und räumt seitdem professionell Wohnungen und Büros auf. AKTIV-Online hat sie nach den besten Tipps fürs Ordnungschaffen und -halten gefragt.

Tipp 1: Aufräum-Termin festlegen

Aller Anfang fällt schwer – und sich fürs Aufräumen aufzuraffen, ist schon die erste große Hürde. „Legen Sie auf jeden Fall einen Termin fest und halten Sie ihn ein wie einen Arzttermin oder ein berufliches Meeting“, rät Esther Lübke. „Sorgen Sie dafür, dass Sie in dieser Zeit niemand stört. Schalten Sie das Telefon aus. Alle, die nicht beim Aufräumen mithelfen, sollten am besten auch nicht im Haus sein – oder zumindest nicht im aufzuräumenden Raum.“ So kann nichts ablenken und man hat volle Konzentration für die Aufgabe.

Tipp 2: Die richtigen Helfer bereitlegen

Unverzichtbar sind große Müllsäcke, in denen überflüssige Dinge direkt entsorgt werden können. „Außerdem sollte man sich drei Kisten oder Kartons bereitstellen“, sagt die Aufräum-Expertin. „Eine, in die alles kommt, was man verschenken oder verkaufen kann. Eine, in der die Dinge Platz finden, die nicht in den aufzuräumenden Raum, sondern woanders hingehören. Und eine Kiste für Sachen, bei denen man sich nicht sicher ist, ob man sie noch braucht.“ Für letztere Kiste gibt es einen einfachen Trick: Man deponiert sie ein Jahr an einem trockenen Ort, und die Sachen, die man in diesem Jahr nicht aus der Kiste geholt hat, können anschließend weg. „Dann ist schließlich klar: Diese Dinge braucht keiner mehr im Haushalt.“

Außerdem wichtige Utensilien für die Aufräumaktion: Tücher zum Auswischen von Schränken und Schubladen. „Und wer künftig mehr Ordnung haben will, der sollte sich Systemboxen zulegen, in denen kleinere Teile im Schrank geordnet aufbewahrt werden können. Die Boxen sollten möglichst durchsichtig sein, so sieht man schon von außen, was drin ist.“

Tipp 3: Vorm Start Aufgaben genau festlegen

Einer der schlimmsten Fehler beim Aufräumen ist das Verzetteln. „Deshalb legen Sie das Projekt genau fest: Heute mache ich den Kleiderschrank, dann das Regal daneben zum Beispiel“, rät Esther Lübke. „Halten Sie sich an diesen Plan. Wer immer ein bisschen hier und ein bisschen dort räumt, wird nie fertig, und dann setzt die Frustration ein.“ Man sollte sich auch nur Projekte vornehmen, die man in der anvisierten Zeit schafft. „Wer nur zwei Stunden Zeit hat, kann nicht den ganzen Keller aufräumen. Aber einen Schrank im Keller kann man in der Zeit schon schaffen.“

Tipp 4: Einfach anfangen – und im Uhrzeigersinn weitermachen

Aufräumen in der Küche macht Ihnen nichts aus. Aber beim Gedanken am Chaos im Gewürzschrank läuft es Ihnen schon eiskalt den Rücken runter? „ Dann fangen Sie nicht mit der schwierigsten Aufgabe an“, sagt Lübke. „Das frustriert oft gleich zum Start. Beginnen Sie mit einer leichteren Aufgabe, bei der Sie schnell Erfolge sehen. Das Erfolgserlebnis ist elementar, das motiviert zum Weitermachen.“

Haben Sie an diesem Punkt angefangen, arbeiten Sie sich im Raum weiter vor – ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn ist dabei egal. „Hauptsache, Sie bleiben bei der Richtung, kommen zum Schluss an der anderen Zimmerecke an und können dann den komplett aufgeräumten Raum verlassen.“

Tipp 5: Keinen Weg zu viel machen

Organisation ist auch beim Aufräumen alles. „Wer ständig mit leeren Händen durch den Raum rennt, verschwendet Zeit, Elan und Motivation. Lieber Sachen sammeln, die in eine andere Ecke gehören und sie dann gemeinsam dorthin bringen. Und bloß nicht unnütz treppauf und treppab laufen. Was in ein anderes Zimmer gehört, lieber erst in der dafür vorgesehenen Kiste sammeln.“

Tipp 6: Nicht unkritisch an altem Kram hängen

Dinge wegzuschmeißen, fällt vielen Menschen schwer. „Älteren oft mehr als Jüngeren, Männern oft schwerer als Frauen“, weiß die Aufräum-Expertin aus ihrer Berufserfahrung. Bei jedem gilt: Seien Sie streng mit sich selbst, betrachten Sie die einzelnen Dinge ganz genau und fragen Sie sich: Brauche ich das wirklich noch? „Wenn Sie drei Paar Wanderstiefel haben, aber immer nur zwei davon benutzen, weil die bequemer sind als das dritte Paar, dann brauchen Sie das dritte Paar einfach nicht.“

Einen tollen Tipp für ausgerissene Zeitungsartikel oder Rezepte aus Zeitschriften hat Esther Lübke auch noch: „Verwahren Sie nicht die Ausrisse, sondern fotografieren Sie sie mit dem Smartphone. Dort können Sie sie archivieren, ohne dass sie Platz wegnehmen und haben sie immer bei sich. Und wenn Sie das nächste Mal mit der Bahn fahren oder beim Arzt warten müssen, können Sie die Sachen auf dem Smartphone prima sortieren oder darin stöbern.“

Tipp 7: Eine Schatzkiste einrichten

Manche Dinge kann man einfach nicht wegwerfen, zu groß ist der emotionale Wert. „Für sentimentale Erinnerungsstücke empfehle ich eine Schatzkiste“, sagt die Ordnungs-Spezialistin. „Das ist ein Schuhkarton, in dem man alles, an dem man hängt, geordnet aufbewahrt: seine Milchzähne, sein Abi-T-Shirt, die ersten Schuhe der Kinder und so weiter. Diese Kiste verwahren Sie am besten hinten im Kleiderschrank. Im Keller werden die Sachen oft feucht und muffig.“

Tipp 8: „Alles muss raus!“

Innerhalb von Schränken und Regalen alles hin- und herzuräumen, macht laut Esther Lübke keinen Sinn. „Räumen Sie den Inhalt komplett raus und fangen Sie dann an, wieder einzusortieren.“ Vielleicht hat die alte Ordnung im Schrank auch keinen Sinn gemacht. Überlegen Sie sich vor dem Wiedereinräumen, welche Gegenstände wo am besten aufgehoben sind.

Tipp 9: Sich im Zweifelsfall beraten lassen

Wer Schwierigkeiten mit dem Aussortieren hat, der sollte sich einen Berater dazu holen. Das kann der Partner sein, ein guter Freund oder eine gute Freundin, aber eben auch professionelle Hilfe. „Oft haben wir selbst keinen freien Blick auf Dinge“, sagt Esther Lübke. „Der Berater sollte aber ehrlich sein und beispielsweise beim Kleidungsaussortieren nicht nur schmeicheln wollen.“

Wer partout keine Sachen wegschmeißen kann, dem hilft folgende Überlegung: „Viele Dinge kann man für einen guten Zweck weggeben, dann hat jemand anderes noch etwas davon. Dieser Gedanke hilft vielen, sich von Dingen – vor allem von solchen, die noch in gutem Zustand sind – zu trennen.“

Tipp 10: Abgabe von überflüssigen Dingen planen und organisieren

Gerade im Keller stapeln sich oft Sachen, die man nicht einfach im Hausmüll entsorgen kann. Wer sich an solch große Aufräumaktionen macht, sollte sich vorab informieren, wo man beispielsweise Altmetall, Elektroschrott et cetera loswerden kann. „In einigen Städten fahren Altmetallsammler durch die Straßen. Die kann man fragen, was sie mitnehmen“, rät Esther Lübke. „Ansonsten hilft ein Anruf beim Abfallentsorger. Dort auch nach eventuellen Kosten fragen. Und im Internet gibt es viele Möglichkeiten, seine Sachen zu verkaufen oder für karitative Zwecke zu verschenken.“

Tipp 11: Sich selbst belohnen

Wer aufräumt, der hat auch eine Belohnung verdient. „Seien Sie sich immer bewusst: Wer Platz schafft, hat auch Platz für Neues“, sagt die Aufräum-Expertin. „Dann kann man sich auch ein neues Kleidungsstück oder Ähnliches gönnen.“

Andersherum funktioniert es natürlich auch: „Wenn Sie ein neues Kleidungsstück oder ein neues Paar Schuhe gekauft haben, dann machen Sie es sich ab sofort zum Ziel, ein altes Paar zu entsorgen oder zu verschenken. So kann sich nichts ansammeln.“ Und die Belohung ist die Ordnung.

Tipp 12: Chaos regelmäßig verhindern

Damit die neue Ordnung lange bleibt und keine weiteren großen Aufräumaktionen in der Zukunft mehr nötig sind, hilft nur eins: Disziplin! Esther Lübke: „Nehmen Sie sich vor, mindestens einmal in der Woche die liegen gebliebenen Dinge in die neue Ordnung einzusortieren. Das muss nie alles auf einmal sein: Einmal machen Sie das in dem einen Raum, das nächste Mal im anderen. Planen Sie dafür einen festen Zeitpunkt ein und halten Sie sich daran. Ritualisieren Sie das Aufräumen, dann klappt’s auch mit der dauerhaften Ordnung.“