Eine Bewerbungsmappe mit Arbeitsproben, sämtlichen Zeugnissen seit der Grundschule und allen Empfehlungsschreiben früherer Arbeitgeber? Dazu ein mehrseitiges Anschreiben und ein detaillierter Lebenslauf? In vielen Fällen ist das nicht mehr nötig, wenn man sich auf eine neue Stelle bewerben will.
Wirtschaftspsychologin und Coach Petra Jagow aus Köln gibt Tipps, wie man sich kurz und überzeugend vorstellt. Sie ist Vorsitzende der Landesgruppe NRW im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen.
Bewerbungsschreiben: Der schnelle Überblick zählt
„Gerade bei Initiativbewerbungen mache ich sehr gute Erfahrungen mit einem sogenannten One-Pager“, sagt Jagow. Sie weiß, wie Personaler ticken: Die wollen den schnellen Überblick, eine einzige Seite reicht da schon. „Es geht darum, zu checken: Passt die Überzeugung des Bewerbers zum Unternehmen, macht er oder sie in der Kürze neugierig auf mehr, kann er seine Vorzüge für das Unternehmen auf den Punkt bringen?“
Aufbau einer Kurzbewerbung: Mit Stichpunkten arbeiten
Der Aufbau ist ähnlich wie der einer klassischen Bewerbung, aber alles ist viel knapper gehalten. „Der Bewerber sollte sich beim Schreiben fragen: Was ist das Wichtigste, was der Leser von mir wissen muss?“, so die Expertin.
Eine Kurzbewerbung sei wie ein Trailer für einen Kinofilm. Sie empfiehlt sich besonders bei Initiativbewertungen, da gerne auch die besonders kurze Form des One-Pagers. Auf diesen gehören: auf welche Stelle man sich bewirbt, ein sympathisches und kompetentes Foto, Name und höchster Bildungsabschluss sowie drei Stichpunkte (Bulletpoints) mit den zentralen Stärken.
Beim Lebenslauf auf den roten Faden achten
Dazu ein sehr knackiger Lebenslauf mit Berufserfahrung. Tipp: Je mehr Berufserfahrung man hat, desto unwichtiger wird es, alle Ausbildungsabschlüsse zu erwähnen. Dazu gehören auch Zusatzqualifikationen wie Sprach- und EDV-Kenntnisse, Teilnahmen an relevanten Fortbildungen, ehrenamtliche Tätigkeiten, Auslandsaufenthalte. „Wenn man sich bei einigen Dingen unsicher ist, ob man sie erwähnen sollte, sollte man sich fragen: Erkennt man einen roten Faden?“, sagt Jagow.
Ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt in Frankreich in der Oberstufe kann relevant sein, wenn man Französisch im Nebenfach studiert hat und sich bei einer Firma mit französischen Dependancen bewirbt. Das klassische Anschreiben entfällt bei einem One-Pager.
Einseitiges Bewerbungsschreiben per E-Mail absenden oder persönlich abgeben
„Bloß nicht alles mit winziger Schrift auf ein Blatt quetschen, das macht keinen guten Eindruck.“ Lieber sinnvoll Inhalte kürzen. So ein One-Pager wird persönlich übergeben oder per Mail gesandt. Da gehört dann auch der Satz hin, dass man weiterführende Unterlagen gerne bei Interesse nachreicht.
Bewerbungsfoto muss auf jeden Fall dabei sein
Und was ist mit einem Foto, sollte es noch dabei sein? „Auf jeden Fall“, sagt Jagow. „Ein Bewerbungsfoto gehört auch bei einer Kurzbewerbung dazu. Auf diesem sollte man zwar gut angezogen sein, aber sich auf keinen Fall verkleiden“, sagt die Psychologin. Immer im Blick: Wer ist der- oder diejenige, der sich das Bild anschaut? Was erwartet diese Person?
Gleiches gilt fürs Layout der Bewerbung. Bei kreativen Jobs kann man Unterlagen auch als Flyer gestalten. Die Expertin warnt aber: „Die meisten Firmen sind immer noch sehr konservativ, wenn es um Bewerbungen geht.“ Sogar in hippen Branchen oder bei Start-ups geht es klassischer zu, als die meisten vermuten. Je größer eine Firma, desto standardisierter ist die Bewerberauswahl. Vermeiden sollte man in jedem Fall, sich selbst zu stark in den Vordergrund zu drängen. „Wer sich selbst zu einer Marke macht, schießt fast immer über das Ziel hinaus.“
Bewerbungsunterlagen – was man immer tun sollte
Egal ob Kurz- oder Langversion: Die Unterlagen sollten immer von mehreren anderen Personen durchgelesen werden, bevor man sie abgibt. „Rechtschreibfehler sind auch in der Kurzbewerbung ein No-Go, ebenso die falsche Schreibweise eines Namens“, sagt Jagow. Dritten fallen Unstimmigkeiten oder überflüssige Informationen leichter auf.
Junge Bewerber sollten die Bewerbung immer auch einer älteren Person zeigen, Frauen einem männlichen „Kontrollleser“ und umgekehrt. Die unterschiedlichen Perspektiven helfen, die Bewerbung besser zu machen.
Vorbereitung aufs Speed-Dating: Was sollte mein Gegenüber unbedingt über mich wissen?
Bei den schnellen Vorstellungsrunden (meist zehn Minuten pro Bewerber) sehen Personaler viele Bewerber in einer kurzen Zeit. „Da muss der erste Satz sitzen. Wenn ich nicht sofort präzise formulieren kann, bin ich raus“, sagt Petra Jagow. Ihr Tipp: Die Situation vorher mehrfach durchspielen. Sich überlegen, welche Fragen der Personaler stellen wird. Und sich fragen: „Was muss er unbedingt über mich wissen, wenn die zehn Minuten vorbei sind?“
Beim Vorstellungsgespräch zeigen, dass man den Job will
Und wenn man eher der schüchterne Typ ist, der nicht so gut mit Zeitdruck umgehen kann? „Dass man nervös ist, kann man ruhig im Gespräch zugeben. Aber auch als introvertierter Mensch kann man sich ja schon vorher etwas überlegen, kann seine Gedanken ordnen, sodass man schneller antwortet.“ Dass zeigt dem Personaler: „Da hat sich jemand Gedanken gemacht, da will jemand.“ Und genau das sei heutzutage den meisten Personalern das Wichtigste: Auf die Schnelle zu erkennen, dass da jemand wirklich will.