Strom dann nutzen, wenn er billig ist – das geht mit dynamischen Stromtarifen. Verbrauchte Kilowattstunden werden dabei nicht wie bisher üblich zu einem festen Preis abgerechnet, sondern kosten unterschiedlich viel. Wer Strom nur zu den günstigen Zeiten nutzt, kann also viel Geld sparen. aktiv erklärt, wie das funktioniert und ob sich der Aufwand lohnt.
- Was sind dynamische Stromtarife? Bei einem dynamischen Tarif ändert sich der Preis pro Kilowattstunde im Stundentakt. Ausschlaggebend ist der Day-Ahead-Market der europäischen Strombörse Epex in Frankreich, Stromanbieter können hier Strom für den Folgetag einkaufen. Wie teuer der ist, hat vor allem mit der Menge an erneuerbaren Energien zu tun, die gerade ins Netz eingespeist wird: je mehr, desto billiger der Strom. An Tagen mit viel Wind und Sonne können die Preise also recht niedrig sein. Solche Schwankungen werden bei den klassischen Stromtarifen mit festem Preis nicht an die Endkunden weitergegeben, bei den dynamischen Stromtarifen schon. Eine Kilowattstunde kostet da also immer unterschiedlich viel. Wegen des Day-Ahead-Markets kennen die Strom- anbieter den Preisverlauf des Folgetags und geben diese Information an ihre Kunden mit dynamischem Tarif weiter: So wissen die, wann es günstig sein wird, viel Strom zu verbrauchen.
- Welche technischen Voraussetzungen sind nötig? Benötigt wird ein intelligentes Messgerät, Smart Meter genannt. Es misst den Stromverbrauch des Kunden in kurzen Abständen und übermittelt die Daten an den Stromanbieter.
- Was ändert sich 2025? Ab Januar ist jeder Stromversorger dazu verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Bei allen Haushalten mit einem Jahresverbrauch über 6.000 Kilowattstunden (das ist relativ viel) treiben die Messstellenbetreiber jetzt nach und nach den Einbau der Smart Meter voran. Selbst aktiv werden muss man als Stromkunde nicht, kann aber auch nicht widersprechen, wenn ein Gerät installiert werden soll. Neu ist: Wer den Smart Meter schnell haben will, kann selbst beim Messstellenbetreiber den Einbau verlangen. Das Gerät muss dann innerhalb von vier Monaten für einmalig höchstens 30 Euro installiert werden.
- Wie findet man den richtigen Tarif? Nach dem Einbau muss man sich noch für einen passenden Stromtarif entscheiden. Vergleichsportale bieten hier nur einen groben Überblick, weil zum schwankenden Börsenpreis noch feststehende Steuern, Abgaben und Netzentgelte kommen. Manche Anbieter berechnen zudem eine Servicegebühr für ihren dynamischen Tarif. Energieexpertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW empfiehlt: „Je einfacher und verständlicher die Tarifgestaltung, desto besser.“ Jedenfalls sollte der Tarif monatlich kündbar sein. Die Verbraucherzentrale hat dazu auf ihrer Seite noch weitere Tipps zusammengestellt.
- Und für wen lohnt sich das alles? Mit dynamischem Stromtarifen lassen sich die Kosten senken, aber sie sind aufwendig in der Nutzung. „Für einen Drei-Personen-Haushalt mit rund 3.000 Kilowattstunden pro Jahr lohnt sich die Umstellung nicht“, sagt Wallraf. Entscheidend sei vor allem, wie flexibel man bei der Stromnutzung sei – sonst zahle man womöglich mehr als bei einem Fixpreis. Viel Geld sparen können Haushalte, die mit einem E-Auto oder einer Wärmepumpe einen hohen Stromverbrauch haben und große Teile davon in günstige Zeiten legen können.
Tanja Wessendorf berichtet für aktiv aus der Industrie und schreibt über Verbraucherthemen. Sie studierte in Berlin Politikwissenschaft und volontierte in Hamburg bei der Tageszeitung „Harburger Anzeigen und Nachrichten“. Seit 2008 arbeitet sie als Redakteurin, viele Jahre in der Ratgeber-Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, aber auch beim TV-Sender Phoenix. Privat liebt sie alles, was schnell ist: Kickboxen, Eishockey und laufen mit ihrem Hund.
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