Hagen/Detmold. Die Industriegeschichte ist grün. Zumindest, wenn man sie im Westfälischen Landesmuseum für Handwerk und Technik in Hagen erforscht: Schmucke Fachwerkhäuser liegen in einem bewaldeten Tal mit Bach und idyllischem Weiher. Ein verträumtes, stilles Plätzchen – wäre da nicht dieses Hämmern und Dröhnen, Klappern und Rattern.

Ab Karfreitag hat das Freilichtmuseum wieder geöffnet. Dann zieht der Schmied das glühende Eisen aus dem Feuer und lässt Funken sprühend Nägel oder Sicheln entstehen. Ein Reepschläger spannt seine Hanffäden, macht daraus Springseile und Wäscheleinen. Es wird Papier geschöpft, Bier gebraut, gedruckt und gebacken. Handwerk und Technik aus dem 18. und 19. Jahrhundert erlebbar machen – das will dieses Museum vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). In den 70 historischen Gebäuden befinden sich die unterschiedlichsten Werkstätten, und in gut einem Drittel wird regelmäßig gearbeitet.

Wer sich dann inmitten der alten Räume und traditionsreichen Technik fragt, wo denn wohl ein Schmied vor 200 Jahren hin musste, wenn er mal musste, dem ist ein Besuch im LWL-Freilichtmuseum Detmold empfohlen. Das hat sich der Geschichte des ländlichen Bauens und Lebens verschrieben – und widmet sich ab dem Saisonstart, ebenfalls am 25. März, etwas „Unaussprechlichem“: „Scheiße sagt man nicht!” heißt diesmal das Jahresthema, in dem über den Schüsselrand auf die Kulturgeschichte der Toilette geblickt wird. Eine Sonderausstellung zeigt alte „Stille Örtchen“ und beantwortet Fragen wie: Seit wann gibt es Toilettenpapier? Und wie kommt das Herz in die Tür des Plumpsklos?

Im „Paderborner Dorf“ des Museums ist für die Ausstellung eine komplette Bahnhofstoilette samt Kondomautomaten entstanden. Und beim Spaziergang durch das weitläufige Gelände mit mehr als 100 Gebäuden und Werkstätten kann man luftige Aborte oder zweckmäßige Holzhäuschen entdecken, auch das vom Schmied.

Mehr Infos:

lwl-freilichtmuseum-detmold.de

lwl-freilichtmuseum-hagen.de