Alle sind bei Whatsapp, so scheint es zumindest. Mitte Februar 2020 hatte das Unternehmen gemeldet, dass zwei Milliarden Nutzer weltweit den Messenger zur Chatkommunikation einsetzen. Dabei gibt es viel Kritik an dem Nachrichtenübermittler. „Whatsapp ist Teil des Facebook-Konzerns. Wir kritisieren an diesem Messenger, dass er Daten seiner Nutzer mit anderen Facebook-Diensten teilen und zu Werbezwecken nutzen möchte“, sagt Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er arbeitet im Arbeitsschwerpunkt digitale Anwendungen.
Problematisch: Als Messenger sammelt Whatsapp auch Daten
Bei der Nutzung der zu Facebook gehörenden Angebote wie Instagram oder Whatsapp werden Daten erhoben. Diese sammelt das Unternehmen und erstellt daraus für jeden Nutzer ein eigenes Profil.
Praktisch sieht das etwa so aus. „Jeder, der Whatsapp nutzt, übermittelt automatisch alle Kontaktdaten aus seinem digitalen Adressbuch an den Konzern Facebook. Selbst, wenn Freunde oder Familienmitglieder das eigentlich gar nicht wollen“, erklärt Mormann. Gegen eine solche Vorgehensweise haben Hamburger Datenschützer geklagt, das Verfahren ruht jedoch derzeit, bis der Bundesgerichtshof in einem anderen Verfahren zu Whatsapp entschieden hat.
Kritik an Whatsapp: Daten sind zwar verschlüsselt, aber ihre Sicherheit ist oft lückenhaft
Viele Nutzer fühlen sich bei Whatsapp aufgrund der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sicher. Das Unternehmen führte diese 2016 ein, indem es die Verschlüsselung des Konkurrenten Signal übernahm. Signal wird von Whistleblower Edward Snowden empfohlen. „In der Theorie können bei dieser Verschlüsselung tatsächlich nur Sender und Empfänger die Inhalte sehen“, erklärt Hauke Mormann. „Bei einer gut umgesetzten und starken Verschlüsselung können Anbieter also nicht mitlesen.“
Speziell bei Whatsapp finden Forscher jedoch immer wieder Sicherheitslücken. Hinzu kommt, dass andere Daten wie beispielsweise die Nutzungszeiten von Whatsapp durchaus übertragen werden könnten. Und: Viele Konkurrenten haben nachweisbar eine sehr gute Verschlüsselung und setzen schon von sich aus auf Datensparsamkeit.
Sicherere Alternativen zu Whatsapp: Hoccer, Telegram und Co.
Für iOS und Android gibt es viele verschiedene Apps, über die ein Chat möglich ist. Besonders häufig hört man die Namen Hoccer, Telegram, Threema und Wire. Alle vier sind für die beiden großen Betriebssysteme verfügbar und nutzen laut Verbraucherzentrale Bundesverband Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Das ist an sich schon positiv zu bewerten.
Der Verband hat sich die AGBs dieser und anderer Messengerdienste ganz genau angesehen. Auf dem Portal der Verbaucherzentrale finden Sie eine Auswertung: verbraucherzentrale.de. Demnach können Hoccer und Threema eingesetzt werden, ohne dass man persönliche Daten hinterlegen müsste. Bei Threema kann man seine Telefonnummer speichern, muss es aber nicht. Das Adressbuch nutzt das Unternehmen aus der Schweiz nur anonymisiert.
„Das Datenschutzniveau in der Schweiz ist höher als in den USA“, sagt Mormann. „Das erkennt man auch an der Ausgestaltung der App.“ Außerdem kostet Threema Geld: Je nach Betriebssystem liegen die Kosten bei etwa 2 bis 3 Euro – einmalig. „Der Nutzer zahlt also mit Geld statt mit seinen Daten“, sagt Verbraucherschützer Mormann.
Bei Wire stehen die Server in der EU: Es gelten die strengen Datenschutzregeln der Union
Auch Wire hat seinen Sitz in der Schweiz, wurde aber in Deutschland entwickelt. Die Server der Firma stehen in der EU. Das Unternehmen bietet kostenpflichtige Versionen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter an, ist zur privaten Nutzung aber kostenlos. Wire sagt über sich selbst, dass es ebenso wie Threema DSGVO-konform sei, sich also an die strengen Datenschutzregeln innerhalb der EU halte.
Kritisch zu betrachten: Telegram und Signal haben ihren Sitz in Dubai und den USA
Dann gibt es noch Telegram. Das Unternehmen wechselt gerne seinen Sitz. Gegründet wurde es in Russland, derzeit sitzt es in Dubai. Ob man das als vertrauenswürdiger betrachtet als einen Messenger, der zur Facebook-Gruppe gehört, muss jeder selbst abwägen. Auch Signal, das ja die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erfunden hat, ist aus europäischer Sicht nicht die beste Alternative, da es seinen Sitz in den USA hat.
Wer den Messenger wechseln will: Gleichzeitig andere Apps nutzen
Man kann auch mehrere Messenger gleichzeitig auf dem Smartphone nutzen. Sinnvollerweise packt man alle in einen Ordner mit dem Namen „Chat“ oder „Messenger“. Dann hat man gut im Blick, über welchen Kanal man eine Nachricht bekommen hat.
So kann man langsam, aber sicher beginnen, Nachrichten seltener über Whatsapp zu verschicken. Auch Hauke Mormann hat einen Tipp, um Kollegen, Freunde und Verwandte zum Wechsel anzuregen: „Man sollte das Thema immer wieder ansprechen und seinen Standpunkt vertreten“, sagt er. Hilfreich kann es auch sein, im Whatsapp-Profil darum zu bitten, über eine andere Chat-App angesprochen zu werden.