Unsere Wasserhähne: Viele fragen sich, was da genau rauskommt. Und mancher will das Trinkwasser erst verfeinern, bevor er es so richtig genießen kann. Am Markt hat man bei Filtergeräten die Qual der Wahl.
Für solche Geräte kann man ein paar Euro ausgeben – oder auch mehrere Tausend! Entsprechend variieren die Versprechen der Hersteller. Bei vielen steht die Enthärtung des Wassers im Vordergrund, andere werben sogar damit, Mikroorganismen, Arzneimittel-Rückstände und gefährliche Bakterien aus dem Wasser zu eliminieren.
Eine Geschmacksfrage
Angst vor etwaigen Schadstoffen im Trinkwasser zu haben, sei aber unbegründet, betont Sabine Holzäpfel, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Unser Wasser wird gut und regelmäßig kontrolliert“, sagt sie, „dazu gibt es klare gesetzliche Vorgaben.“ Leitungswasser ist sogar das am besten kontrollierte Lebensmittel.
Wie gut es ist, belegt der große Wassertest 2016 von Stiftung Warentest: Bei der Prüfung von 28 Proben wurden keinerlei Abweichungen von der strengen Trinkwasserverordnung gefunden.
Wer über den genauen Anteil bestimmter Stoffe Bescheid wissen will, kann sich bei seinem Wasserversorger schlaumachen. Otto Normalverbraucher kann auch eine Untersuchung seines Wassers in Auftrag geben, die er selbst bezahlen muss. Listen mit den dafür zugelassenen Untersuchungsstellen gibt’s in den einzelnen Bundesländern bei den Ministerien für Verbraucherschutz.
Ein Argument ist allerdings der Geschmack. Manchem schmecken Tee und Kaffee einfach besser, wenn der Kalk vorher aus dem Wasser gefiltert wird. „Viele möchten damit ihre Geräte schonen“, erklärt Holzäpfel – „gesundheitsbedenklich ist Kalk aber nicht.“ Kalk besteht sogar aus Mineralstoffen, die für den Körper wichtig sind: Calcium und Magnesium.
Welcher Filter ist am besten?
Wer sein Wasser trotzdem vor allem entkalken will, kann sich einen Tischfilter anschaffen. Darin wird meist Aktivkohle mit einem Ionenaustauscher kombiniert, der das Wasser enthärtet.
Tischfilter sollte man aber unbedingt vor Verkeimung schützen, rät Expertin Holzäpfel: „Wichtig ist, Wasser nicht lange darin stehen zu lassen und regelmäßig den Filtereinsatz zu wechseln.“ Ein zu lange genutzter Filter könne „durchbrechen“ – dann landet das, was sich darin gesammelt hat, auf einmal im Trinkwasser.
„Manche Geräte haben eine Anzeige, die an den Filterwechsel erinnert. Der Austauscher kann aber schon vorher voll sein“, warnt Holzäpfel. Auch wichtig: Kein warmes Wasser einfüllen und das Gerät nicht ins Warme stellen. Es gibt auch Geräte, die Wasser mit Sauerstoff anreichern. Schulmediziner sehen darin keinen Gesundheitsvorteil: Denn die Sauerstoff-Sättigung des Blutes findet ohnehin ausschließlich über die Lunge statt.
Im Jahr 2015 nahm die Stiftung Warentest neun Tischfilter unter die Lupe. Selbst die Testsieger erreichten nur das Urteil „befriedigend“. Mehr dazu lesen Sie unter: test.de
Medikamentenreste und Pestizide im Leitungswasser?
Am Markt gibt es außerdem ein riesiges Angebot an Filtersystemen, die fest installiert werden, zum Beispiel unter der Spüle. Manche Hersteller werben damit, dass ihre Geräte etwa Bakterien und Pflanzenschutzmittel aus dem Wasser entfernen. Und auch Rückstände von Medikamenten.
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) weist allerdings darauf hin, dass beispielsweise Arzneirückstände durch die mehrstufigen Aufbereitungsverfahren der Wasserversorger wirksam entfernt werden. Auf seinen Internetseiten dvgw.de bietet er viele Informationen für Verbraucher an.
Auf seriös geprüfte Qualität achten
Expertin Holzäpfel rät zur Vorsicht beim Kauf komplizierter und teurer Geräte: Wie genau sie wirken, sei häufig nicht nachvollziehbar. Und: „Es gibt sogar Hersteller, die ihre Geräte unseriös vermarkten.“ So wurden ahnungslosen Verbrauchern etwa bei ominösen Experimenten und Untersuchungen Schadstoffe im Wasser sichtbar gemacht, die gar keine sind. Der Tipp der Expertin für alle, die dennoch ein Aufbereitungssystem anschaffen möchten: „Achten Sie auf das Prüfzeichen des DVGW.“
Die verschiedenen Systeme bedienen sich sehr unterschiedlicher Filtermethoden. Beim Verfahren der „Umkehr-Osmose“ beispielsweise wird das Wasser mit Pumpen durch eine einseitig durchlässige Membran gepresst, die viele Stoffe nicht durchlässt. Destilliergeräte erhitzen das Wasser, sodass es zunächst zu Dampf wird, und fangen es dann wieder auf – bestimmte Teile bleiben dabei zurück. Beim „Ionentausch“ werden dem Trinkwasser bestimmte Teilchen („Ionen“) entzogen und gegen andere ausgetauscht – etwa Calcium gegen Natrium.
Allen Systemen ist ein Risiko gemeinsam: Bei falscher Anwendung und Wartung können sie die Wasserqualität sogar verschlechtern.