Da will man in Ruhe seine Lieblingsserie streamen, eine Mail mit großem Anhang versenden oder ein Online-Game spielen – aber: die Internetverbindung macht einem einen Strich durch die Rechnung. Denn die Datenübertragung funktioniert nur noch im Schneckentempo. Wie ärgerlich! Wir haben für Sie einen Experten gefragt, wo oft die Ursachen liegen, wie man (wieder) schneller surfen kann – und welche Handhabe man gegenüber Anbietern hat, sollten diese einfach zu wenig Power fürs Geld liefern.

Doch zunächst fürs Grundverständnis: Leider gilt in Sachen schnelles Internet, dass nicht alle alles haben können. „Die Ausbaustufen in Sachen Breitband-Internet sind in Deutschland noch sehr unterschiedlich“, sagt Jörg Geiger, Experte beim Technikmagazin „Chip“. „In Großstädten ist der Breitbandausbau weit fortgeschritten, auf dem Land sieht es da noch ganz anders aus.“ Heißt: Wer in Ballungszentren lebt, kann auch aus einem großen Angebot an Anbietern schöpfen und sich den Besten raussuchen. Auf dem Land sind die Alternativen dagegen begrenzt.

Was heißt (hier) eigentlich „schnelles Internet“?

Gemessen wird immer der Datendownload, der maximal erreicht werden kann. Die Bundesnetzagentur definiert einen sogenannten Highspeed-Zugang schon ab einer Geschwindigkeit von einem Megabit je Sekunde (Mbit/s). Fürs einfache E-Mail-Checken würde das tatsächlich schon reichen. Viel mehr wäre aber nicht drin.

Die meisten Anschlüsse heutzutage sind DSL-Anschlüsse. Die Abkürzung steht für „Digital Subscriber Line“ („Digitaler Teilnehmeranschluss“), also Internet über eine Telefonleitung. Bei einem Netzanbieter kann man unterschiedliche Megabit-Raten buchen. DSL 2000 reicht zum normalen Websurfen, Abrufen von E-Mails, fürs Online-Shopping und Online-Banking. So wenig Geschwindigkeit gilt heute schon als überholt, wenn man nicht in abgeschiedenen Gegenden lebt.

Mit DSL 6000 klappen dagegen schon Internet-Telefonie, der Abruf von Filmen bei Youtube und das Spielen von einfachen Online-Games. Aber: Sind mehrere Nutzer in einem Haushalt gleichzeitig online, stößt diese Verbindung sehr schnell an ihre Grenzen.

Für Intensiv- und Mehrfach-Nutzer sollten es daher schon 16 Mbit/s (DSL16000) sein. Dann läuft auch Internetfernsehen ohne Probleme. „Optimal sollte man derzeit zwischen 15 und 20 Mbit/s haben, das braucht man fürs Streaming von Filmen und Serien in 4K-Auflösung und aufwendigere Youtube-Videos“, sagt Geiger. VDSL mit Bandbreiten von bis zu 50 Mbit/s ermöglichen Internet-Fernsehen in HD-Qualität und Anwendungen wie Video on Demand mit minimalen Ladezeiten.

Kabelfernseh-Anbieter stellen ihren Kunden bisweilen Verbindungen mit über 100 Mbit/s zu Verfügung, dabei wird der TV-Anschluss auch zum Surfen genutzt. Mit Glasfaserkabeln (wo schon verbaut) sind zumindest theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 200 Mbit/s möglich. „Was an meinem Wohnort zur Verfügung steht, kann ich im Netz checken“, rät Geiger. Auf dem unabhängigen Verbraucherportal dslweb.de gibt es beispielsweise einen Vergleichsrechner, mit dem man adressgenau ermitteln kann, wer welche Bandbreiten liefert.

Warum brauchen wir immer mehr Mbit?

Ganz einfach: Weil immer mehr Vorgänge in unserem Haushalt internetbasiert ablaufen. „Jedes Familienmitglied hat heute ein Smartphone, der Fernseher hängt im Netz (meistens nicht nur einer), der Desktop-Rechner zieht vielleicht gerade ein Windows-Update, die Kinder spielen mit dem Tablet oder der Konsole ein Spiel – das sind schon erhebliche Datenmengen zeitgleich“, sagt der Experte. Und in den nächsten Jahren werden wir eher mehr als weniger Geschwindigkeit benötigen, schließlich haben immer mehr Geräte einen Internetanschluss.

Was also tun, wenn das Internet lahmt?

Erst einmal sollte man checken, was wirklich an Downloadgeschwindigkeit da ist. Den ersten Eindruck verschafft man sich am besten mit einem Speedtest im Netz, zum Beispiel unter wieistmeineip.de. Diese Tests checken, wie gut das entsprechende Gerät – also der Laptop oder das Smartphone – angebunden ist.

Unterschiedliche Speedtests liefern leicht unterschiedliche Ergebnisse, das hängt zum Beispiel davon ab, wo der Server des Testanbieters steht. Erreicht man hier einen deutlich niedrigeren Wert als der im Vertrag mit dem Netzanbieter angegebene, sollte man weiterforschen.

Versprechen und Realität

„Als Nächstes sollte man sich die Einstellungen des WLAN-Routers genau anschauen“, empfiehlt Geiger. In diesen kann man sich online einloggen, die Zugangsdaten hat man von seinem Anbieter bekommen. „Dort steht genau drin, was der Provider schaltet. Hat man beispielsweise 100 Mbit/s gebucht, dort steht aber nur etwas von 30 Mbit/s, dann sollte man dringend seinen Anbieter kontaktieren.“

Für die Differenz kann es viele Gründe geben: Vielleicht wurde der Vertrag falsch geschaltet oder Router und/oder Leitung sind fehlerhaft. „Wichtig ist aber: Die im Vertrag angegebenen Werte verstehen sich als Bis-zu-Werte. Wer also nur knapp darunter liegt, wird von seinem Provider wohl kaum eine Änderung erwarten können.“

Wer aber 16 Mbit/s gebucht hat und nur 6 Mbit/s bekommt, muss das nicht einfach hinnehmen. Liegt man weit unter den im Vertrag angegebenen Werten, muss der Anbieter handeln. „Aus Vertragsgründen muss man dem Anbieter die Chance lassen, das Datenvolumen anzupassen. Klappt das nicht, kann man darum bitten, in einen günstigeren Tarif mit weniger Datenvolumen zu wechseln oder den Vertrag kündigen und zu einem anderen Anbieter wechseln.“

Erst mal andere Faktoren ausschließen

Bevor man aber derartig zeitraubende Schritte unternimmt, kann man selbst auch noch ein bisschen was dafür tun, dass das Surfen wieder schneller klappt. Vielleicht braucht der WLAN-Router einfach mal wieder einen Neustart. „So banal das klingt: In den meisten Fällen ist das schon des Rätsels Lösung“, sagt der Experte. Alle paar Monate sollte man so einen Router-Neustart prophylaktisch durchführen.

„Gibt es mehrere Router in der Umgebung, kann es auch sein, dass sich deren Kanäle überlappen. Dann kann es helfen, in den Router-Einstellungen auf den 5-GHz-Bereich zu wechseln. Den Tipp kennen aber mittlerweile viele, er bringt also nicht bei jedem den gewünschten Erfolg!“

Der Router kann auch zu alt sein. Dann hilft ein Anruf beim Anbieter. Einige schicken sogar kostenfrei einen neuen zu (wenn der Vertrag zeitgleich verlängert wird).

Schlechte WLAN-Abdeckung

„Oft liegt der Grund für ein lahmes Netz auch in einer suboptimalen WLAN-Abdeckung“, sagt Geiger. Ist die Wohnung verwinkelt oder liegen in einem Haus mehrere Stockwerke zwischen Router und Endgerät, kann das schwache WLAN-Signal schon mal den Surfgenuss beeinträchtigen.

„In so einem Fall hilft es, Repeater oder ein Mash-System zwischenzuschalten. Diese Zusatzgeräte sorgen für eine bessere WLAN-Abdeckung. Gute Repeater gibt es ab 70 Euro, sie können aber kniffelig in der Einrichtung sein. Mash-Systeme schlagen mit 200 bis 300 Euro zu Buche, die Komplettsysteme sind dafür aber sehr komfortabel in der Einrichtung. Wer die Kosten nicht scheut, ist damit sehr gut bedient.“

Liegt’s vielleicht doch nur am Endgerät?

Dass das Surfen keinen Spaß mehr macht, kann aber auch am Endgerät liegen, Auch hier kann ein simpler Neustart Abhilfe schaffen. „Außerdem sollte man die Software immer auf einem aktuellen Stand halten“, sagt der Experte. Das gilt vor allem für den Browser.

Skripte – das sind Auftragslisten von Programmen – können das Surf-Tempo außerdem negativ beeinflussen. „Sie können probehalber mal ohne Skripte surfen. Im Browser Firefox macht dies das Add-on NoScript möglich. Im Internet Explorer kann man unter Extras und Sicherheit die ActiveX-Filterung aktivieren und schauen, ob es dann besser klappt.“

Bringen Neustarts und Tests am Endgerät und Router nichts, muss man tatsächlich den Anbieter kontaktieren. „Wer dann auch noch die Daten aus dem Router ausgelesen und nicht nur mit einem einfachen Speedtest das Datenvolumen gecheckt hat, wird auch nicht so leicht von den Anbietern abgewimmelt“, so Geiger.