Sie kommen meistens nachts und richten große Schäden an: Marder mit ihren spitzen Zähnen lieben es, im Motorraum von geparkten Autos Kabel und Schläuche zu zerbeißen. Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft zahlten die Versicherungen im Jahr 2015 rund 63 Millionen Euro allein für Marderschäden. Dem ADAC werden rund 16.000 Schadensfälle durch Marderbisse pro Jahr bekannt. Ein ADAC-Experte erklärt, warum die Allesfresser kommen, was sie fernhält – und vor welchen Tieren sich Autofahrer sonst noch in Acht nehmen sollten.

Warum fühlen sich Marder im Motorraum so wohl?

Von Frühjahr bis Herbst sind Steinmarder besonders aktiv. Dann klettern die bis zu 90 Zentimeter großen Tiere gern in die Motorräume von geparkten Autos. Denn hier fühlen sie sich sicher, außerdem ist es dort schön warm. Doch die Allesfresser schätzen noch mehr an ihrem Versteck: Weiche Zündkabel, Kühlmittelschläuche oder Gummimanschetten bieten ihnen eine gute Gelegenheit, ihren Spieltrieb auszuleben. „Sie zerbeißen aber nur und fressen sie nicht“, sagt Heinz-Gerd Lehmann vom Bereich Technik und Umwelt des ADAC Nordrhein. Für den Autobesitzer kann der Marderbesuch trotzdem teuer werden. „Defekte Kühlmittelschläuche können zu kapitalen Motorschäden mit mehreren Tausend Euro Schaden führen“, sagt Lehmann.

Abwehr-Variante 1: Ultraschall-Geräte

Marder dürfen nicht getötet werden. Aber man darf sie vertreiben. Als besonders effektiv gegen Marder-Attacken bezeichnet Experte Lehmann Ultraschallgeräte. Diese werden im Motorraum installiert und senden ständig wechselnde Hochfrequenztöne aus, die der Mensch nicht hören kann, dem Marder aber Schmerzen bereiten. Die kleinen Bauteile werden an der Autobatterie befestigt und funktionieren nur, wenn das Auto steht. Die Kosten lägen inklusive Montage bei 150 bis 180 Euro.

Abwehr-Variante 2: Elektroschockgeräte

Aufwendiger zu montieren, aber ebenfalls effektiv sind laut Lehmann Marder-Abwehrgeräte nach dem Weidezaun-Prinzip: Im unteren Motorraum werden Metallplättchen verteilt und über die Autobatterie mit Strom versorgt. „Wenn der Marder daran vorbeistreicht, bekommt er einen Schlag“, so Lehmann. Und kommt hoffentlich nicht mehr wieder. Die Kosten für Elektroschockgeräte liegen laut ADAC bei rund 300 Euro inklusive Montage. Für Mensch und Tier bestehe wegen der Strombegrenzung keine Gefahr. Träger von Herzschrittmachern und empfindliche Personen sollten die Kontaktplättchen jedoch nicht berühren.

Abwehr-Variante 3: Abschottung des Motorraums und der Kabel

Für manche Autotypen – wie einige Varianten des VW-Golfs der Generation V und VI – gibt es die Möglichkeit, die Zugänge zum Motorraum mit Borstenvorhängen zu verschließen. Die Kosten liegen laut ADAC bei rund 90 Euro. Zusätzlich kann ein Lochblech eingebaut werden, das verhindert, dass der Marder von hinten über das Abgasrohr eindringen kann. Im Kfz-Zubehörhandel gibt es zudem geschlitztes Wellrohr aus Hartkunststoff, mit dem die Zündkabel ummantelt werden können. Laut ADAC sollte der Kabelschutz aber so verlegt werden, dass er nicht in Kontakt mit beweglichen oder heißen Teilen kommt. Den oft von Mardern angebissenen Schläuchen oder Achs-Manschetten böten die Kunststoff-Rohre zudem keinen Schutz.

Was nur eingeschränkt hilft

Eine Motorwäsche kann nach Marder-Schäden zwar sinnvoll sein. „Denn Marder hinterlassen im Motorraum Duftstoffe, um ihr Revier zu markieren“, sagt Lehmann. „Diese Duftstoffe animieren ihn dann, zurückzukommen, weil er weiß, dass er an dieser Stelle sicher war.“ Andere Marder wiederum reagieren mit besonderer Beißwut auf Duftstoffe von Rivalen. Dies ist ein Grund, warum Autos, die häufig den Standort wechseln, besonders oft Besuch von Mardern bekommen.

Eine Garantie auf das Fernbleiben des Raubtiers sei jedoch auch mit einer Motorwäsche nicht verbunden, sagt Lehmann: „Man weiß auch nicht, ob man anschließend mehr Ärger hat als vorher.“ Schließlich könnten durch die Wäsche Elektronikteile Schaden nehmen. Als umständlich und nur eingeschränkt hilfreich bezeichnet der ADAC-Experte kippelige Wäscheständer oder Nagelbretter, die unter das Auto gelegt werden, um Mardern mit ihren sensiblen Pfoten den Einstieg in den Motorraum zu verleiden. „Ob so etwas wirklich hilft, ist fraglich“, so Lehmann.

Was gar nicht hilft

Marder-Abwehrsprays und andere dem Marder unangenehme Duftstoffe wie Hundehaare oder WC-Steine für den Motorraum werden ebenfalls als Anti-Marder-Tipps gehandelt. Der ADAC hält davon nichts. Schon eine Fahrt im Regen genüge, um den Duftstoff abzuwaschen. Außerdem gewöhnten sich Marder schnell an üble Gerüche und ließen sich dadurch nicht mehr abschrecken.

Was zahlt die Versicherung?

Zuständig ist die Teilkasko-Versicherung, aber es kommt ganz darauf an, was in der Police steht. „Es gibt Verträge, die nur den von Mardern verursachten Schaden regulieren“, sagt Simon Frost vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Dann wird zum Beispiel nur der angebissene Kühlmittelschlauch ersetzt, nicht aber der Motorschaden, der daraus entstehen kann. Meistens wird allerdings auch eine Selbstbeteiligung des Kunden vereinbart, weshalb bei geringen Schäden oft gar nichts erstattet wird. Es gebe aber auch Verträge, die die mitunter empfindlich teuren Folgeschäden abdecken, so Frost. Gerade Autofahrer in besonders gefährdeten Wohnlagen – nahe Wäldern etwa – seien gut beraten, ihre Versicherungsverträge daraufhin zu überprüfen.

Gefahr für den Lack durch Gewitterfliegen

Keine Versicherung zahlt, wenn kleine Tiere den Autolack ruinieren. In den Sommermonaten können zum Beispiel Gewitterfliegen dem Erscheinungsbild des Autos ordentlich zusetzen. „Die körpereigenen Sekrete ätzen in Zusammenhang mit Feuchtigkeit und Wärme die äußere Schicht des Lacks an“, sagt ADAC-Experte Heinz-Gerd Lehmann: „Das führt zu Glanz- und Substanzverlust bis hin zur völligen Auflösung des Decklacks.“

Wer unter Bäumen parkt, muss – vor allem im Spätsommer – auch mit Schäden durch Blattlausexkremente rechnen. Soll der Lack nicht nachhaltig leiden, ist schnelles Reagieren gefragt. Lehmann rät, frühzeitig das Auto mit einer Politur mit einem erhöhten Schleifmittelanteil zu bearbeiten. Auch regelmäßige Fahrten in die Waschanlage schützen den Lack.

Was tun gegen Schäden durch Bienen- und Vogelkot?

In Verbindung mit Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit kann auch Bienenkot unschöne Flecken auf der Auto-Oberfläche hinterlassen. Hier kann es laut Lehmann hilfreich sein, vor dem Polieren den Lack mit einem handelsüblichen Infrarot-Strahler zu erwärmen. So lasse sich der zähe Bienenkot besser beseitigen – je schneller, desto besser.

Wenn Vögel ihren Kot über dem Auto abwerfen, gilt diese Regel erst recht. „Je nachdem, was es für eine Verschmutzung ist, reicht schon eine Stunde, bis man eine matte Stelle auf dem Lack sieht“, so Lehmann. Schnelles Polieren helfe auch bei Vogelkot. Bei matten Lacken ist eine Politur jedoch tabu, denn dann drohen helle Stellen auf dem Lack. Stattdessen ist die rasche Fahrt in die Waschanlage angesagt.

Welche Schäden hinterlassen Katzen auf dem Auto?

Um ihre Umgebung zu beobachten, suchen sich Katzen gern erhöhte Aussichtspunkte. Autos zum Beispiel. Die Katzenkrallen sind laut ADAC jedoch unproblematisch, sie seien relativ weich und daher unschädlich. Trotzdem können Katzen Spuren auf dem Lack hinterlassen, etwa dann, wenn sie zwischen den Ballen und dem Fell ihrer Pfoten Sand oder kleine Steinchen mit sich herumschleppen. Der Tierhalter muss dann eigentlich für die Kosten haften, doch kann es schwer werden nachzuweisen, dass der Schaden von einem bestimmten Tier stammt.

Wie kann ich Lack-Schäden vorbeugen?

Eine Abdeckplane schützt gegen Katzenspuren und andere Lack-Killer. Gerade, wer sein Auto unter Bäumen parken muss, sollte über die Investition von rund 140 Euro nachdenken. Widerstandsfähiger wird der Lack auch mit einer Versiegelung mit Hartwachs. Am besten ist natürlich ein Garagenplatz, aber vor allem in Großstädten können viele Autobesitzer davon nur träumen.