Bonn. Flugreise, Handyvertrag, Stromanbieter, Versicherung – wer da günstige Angebote sucht, nutzt oft ein Vergleichsportal. Viele Nutzer klicken dann einfach nur auf die top-platzierten Suchergebnisse. Mit ein paar schnellen Klicks zum Schnäppchen? So einfach funktioniert das leider nicht.
Was Verbraucherschützer schon lange monieren, wurde kürzlich von einer groß angelegten Studie des Bundeskartellamts bestätigt. Diese „Sektoruntersuchung“ ergab, „dass einige Verhaltensweisen der Vergleichsportale trotz der unbestrittenen Vorteile für den Verbraucher nicht dem Idealbild einer neutralen Plattform entsprechen“. Übersetzt: Man kann auf das Ranking nicht blind vertrauen.
Vergleichsportale möchten möglichst hohe Provisionen kassieren
Woran liegt das? Die Portale verdienen ihr Geld in erster Linie durch Provisionen der gelisteten Anbieter. „Ein Portal kann demnach höhere Einnahmen erzielen, wenn Angebote, für die eine höhere Provision gezahlt wird, weiter oben im Ranking erscheinen, damit häufiger angeklickt und letztendlich auch häufiger gebucht werden“, erklären die Kartellwächter. Dementsprechend geschickt präsentieren die Vergleichsportale in der Regel das Ergebnis.
So werden beispielsweise Anzeigen oder auch mehr oder weniger exklusive Kooperationsangebote ganz oben präsentiert. Oder aber die Ergebnisse werden vom Portal nach bestimmten voreingestellten Filterkriterien sortiert. Und natürlich macht es einen Unterschied, ob nun der Anbieter mit dem günstigsten Preis oder der mit der höchsten Kundenzufriedenheit im Ranking ganz oben steht.
Es kommt vor, dass einzelne Anbieter im Preisvergleich einfach fehlen
Zudem kann der angezeigte Preis unterschiedlich berechnet werden, je nachdem, ob bestimmte Rabatte, Boni oder Cashbacks schon eingerechnet sind. Und schließlich sind nicht immer alle Anbieter überhaupt im Vergleich enthalten, sondern nur diejenigen, mit denen das Portal auch einen Vertrag hat. Das Kartellamt ermittelte eine Marktabdeckung zwischen nur 25 (!) und immerhin 95 Prozent – „je nach Portal und Branche“. Es kann also sein, dass die aus Kundensicht besten Angebote in einem Preisvergleich überhaupt nicht berücksichtigt werden.
Verbraucherschützer und Kartellamt haben deshalb folgende Tipps für den Online-Vergleich:
- Grundsätzlich auf mehreren, voneinander unabhängigen Vergleichsportalen nach Angeboten suchen! Ob und wie die Portale verflochten sind, zeigt eine Übersicht des Kartellamts.
- Die Voreinstellungen und Filter in der Ergebnisliste kontrollieren – und wenn nötig so verändern, dass das Ergebnis besser zum eigenen Bedarf passt.
- Bei den angegebenen Preisen genau kontrollieren, welche Rabatte eingerechnet sind und welche Leistungen wirklich enthalten sind.
- Interessante Angebote, die man ermittelt hat, möglichst auch direkt auf der Website des jeweiligen Unternehmens gegenchecken.
- Möglichst prüfen, ob es Anbieter geben könnte, die überhaupt nicht im Vergleich auftauchen (das ist etwa bei manchen Versicherungen der Fall).
- Und ganz wichtig: Nicht unter Druck setzen lassen! Kaum ein Angebot ist wirklich so exklusiv und knapp, wie es die Vergleichsportale gerne mal darstellen.