Berlin. Mehr Kontraste, stärkere Vernetzung: Die Elektronikmesse IFA in Berlin (2. bis 7. September) zeigt, wie wir in naher Zukunft fernsehen. Ein Top-Thema ist die neue TV-Technik „High Dynamic Range“ (HDR). Sie soll für ein noch brillanteres Bild sorgen.

Weg mit dem Grauschleier auf der Mattscheibe! HDR gibt extreme Helligkeitsunterschiede äußerst detailreich wieder, macht aus dunklem Grau tiefstes Schwarz und Weiß gleißend hell, versprechen die Hersteller. Also aufgepasst: Bei „Traumschiff“-Reisen vom Sofa aus künftig neben Chips und Caipi die Sonnenbrille griffbereit haben!

Bekannt ist die Technik bereits von vielen Smartphone-Kameras. Die TV-Produzenten kombinieren den neuen Standard mit Ultra HD, also der vierfachen Auflösung von Full HD, und kennzeichnen die Geräte häufig mit dem „Ultra HD Premium“-Logo. HDR wird zunächst in der Geräte-Oberklasse eingeführt. Etwa beim deutschen Premium-Hersteller Loewe, der außer Metz und Technisat noch in Deutschland produziert. „Loewe bild 7“ heißt das neue Flaggschiff, das zur IFA auf den Markt kommt.

Jan Bollow, der bei Loewe im bayerischen Kronach (500 Mitarbeiter) für das TV der Zukunft verantwortlich ist: „Ultra HD bringt mehr Pixel und somit eine höhere Auflösung, HDR sorgt darüber hinaus für mehr Kontrast und Farbe.“ Mit Pixel meint die Branche die Bildpunkte auf der Mattscheibe.

Entscheidend für den perfekten TV-Genuss sind die bildgebenden High-End-Displays. HDR erweitert die Zahl der darstellbaren Farben und damit die Kontrastbreite.

Künftig weiß die Glotze, wie man tickt

Doch was nutzt der aufwendigste Fernseher, wenn es kaum Inhalte gibt, die die technischen Darstellmöglichkeiten ausreizen?

Noch sieht es bei HDR-fähigem Material düster aus. Immerhin: Der Streaming-Dienst Netflix will ab dem Spätsommer insgesamt 100 Stunden Filmmaterial bereitstellen. Loewe-Mann Bollow schätzt die Situation so ein: „Heute ist HDR-Content noch spärlich verfügbar. Doch das wird sich mit der Zeit ändern.“

Der Markt der TV-Geräte ist heiß umkämpft. Das bewirkt laut Herbert Bisges, TV-Experte der Fachmagazine „Hifi Test“ und „Heimkino“, dass man „heute mehr Fernseher fürs Geld“ bekommt. Mit größeren Bilddiagonalen, höherer Auflösung, besserer digitaler Ausstattung. „Vor zehn Jahren waren 32 Zoll das Maß der Dinge, heute sind es mindestens 55 Zoll.“

Sieben Millionen Fernseher wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gekauft. Die brachten dem Handel einen Umsatz von 4 Milliarden Euro; 2016 wird ein leichtes Plus erwartet. Das Gros entfällt auf smarte Fernseher, die sich mit anderen elektronischen Geräten wie iPad, Smartphone und Computer vernetzen lassen.

In Zukunft weiß die Glotze sogar, wie der Zuschauer tickt. Loewe-Mann Bollow: „Der Fernseher wird intelligenter und vernetzter; er kann selbstständig Sendungen empfehlen oder Lieblingssendungen aufzeichnen.“ Und die Konstante bei so viel Veränderung? „Auch künftig wird das TV-Gerät im Wohnzimmer stehen – und die Familie wird sich darum versammeln.“