Düsseldorf. Ob Räuber Hotzenplotz, der Grüffelo oder die Olchis – so unterschiedlich diese Märchenwesen auch sind, sie haben eines gemeinsam: Es gibt sie als Tonies. Diese kleinen Abspielfiguren mit NFC-Chips können ihre Geschichten aus der Cloud herunterladen und erzählen. Ihre Dockingstation ist die Toniebox, ein WLAN-fähiger Würfel, kinderleicht bedienbar. Hörspiel 4.0 sozusagen
Deutsche Erfolsgeschichte
Die Innovation fürs Kinderzimmer stammt vom deutschen Start-up Boxine. Zwei Väter haben buchstäblich zwischen zerkratzten CDs im Kinderzimmer eine Marktlücke entdeckt. „Ich konnte es nicht fassen, dass es trotz des technischen Fortschritts keinen besseren Tonträger gibt“, so Patric Faßbender, einer der Gründer. Über 140 Figuren gibt es inzwischen. Wer es individueller mag, kann seinen eigenen „Kreativ-Tonie“ besprechen.
900.000 Tonieboxen wurden inzwischen verkauft
100 Mitarbeiter arbeiten bei Tonies in Düsseldorf. 2018 setzte das Unternehmen etwa 60 Millionen Euro um, Tendenz steigend.
Der Spaß ist nicht billig. Eine Box kostet 80 Euro, jede Figur rund 15 Euro. Da kommt schnell was zusammen. Inzwischen bieten sogar Büchereien die Figuren an. In den Online-Katalogen gibt es dann eine noch größere Auswahl bei den Medien: Buch, E-Book, CD, DVD und Tonie.
Mittlerweile hat die Tonie-Box Konkurrenz bekommen. Da gibt es die Tigerbox von Tigermedia, einer Tochter des Kinderbuchverlags Oetinger, die Lese-Eule Luka eines chinesischen Herstellers oder den Hörbert, das ist ein MP3-Player, produziert von einer Manufaktur aus dem schwäbischen Frickinghausen.
Ergänzung zum Buch
Ob mit App, Streamingdienst oder Cloudkonto: Technisch unterscheiden sich die neuen Geräte, aber sie erfüllen einen Zweck: das Vorlesen. Eine Konkurrenz für das gute, alte Buch? „Der Moment der Nähe, die Interaktion, die Gespräche, die beim Vorlesen ganz automatisch entstehen, kann natürlich nicht durch Tonie, Tiger und Co. ersetzt werden“, sagt Tina Seibert von der Stiftung Lesen. „Aber die neuen Hörspielformate können die alltägliche Vorlesepraxis wunderbar ergänzen. Gerade dann, wenn nicht die Zeit da ist, um sich länger in eine Geschichte zu vertiefen.“