Hamburg. Morgens im Bett noch eine Runde schlummern, während die Maschine schon schnurrt? Nie wieder zu wenig Milch im Kaffee? Mit dem Kaffee-Luxus wird es immer toller – jetzt lässt sich die Zubereitung einfach mit dem Smartphone steuern!
Für zwei Kapselsysteme, bei denen der Kaffee in kleinen Alu- oder Kunststoffbehältern in die Maschine geführt wird, sind kürzlich derartige smarte Geräte auf den Markt gekommen. Das von Nespresso („Prodigio“) verbindet sich via Bluetooth mit einer App. Brühvorgänge lassen sich auf die Minute programmieren; geht der Kapsel-Vorrat zur Neige, gibt das Handy ein Zeichen. Und Tchibos „Qbo“-Apparate funktionieren mit WLAN: Mit einem Wisch lassen sich die Mengen an Kaffee, Milch und Schaum einstellen. Die eigene Kreation speichert man ab, hat sie so stets parat.
Für den Verbraucher ist das ein Spaß. Und für die Hersteller ein geschickter Zug, den Absatz von Kaffeekapseln weiter anzukurbeln.
Zwar werden bisher nur gut 5 Prozent des Kaffees aus Kapseln zubereitet – gegenüber 8 Prozent aus Pads, 17 Prozent aus der ganzen Bohne und 70 Prozent mit Filtermaschinen oder dem guten alten Handfilter. Doch die Kapseln sind weiterhin der große Trend: „Während der Markt für Pads stagniert, verzeichnen wir im Kapselsegment anhaltend ein sehr starkes Wachstum“, bestätigt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des deutschen Kaffeeverbands in Hamburg.
„Rund 20.500 Tonnen Kaffee wurden letztes Jahr in Kapseln verkauft, das ist ein Zuwachs von 15 Prozent“, so Preibisch. Die Menge ergibt rechnerisch zirka drei Milliarden Stück, das sind mehr als doppelt so viele wie 2011. Der Umsatz mit Kaffee in Kapseln Schätzungen zufolge: rund 620 Millionen Euro! Moderne, stylishe und nun smarte Geräte befeuern den Absatz.
Doch parallel vollzieht sich ein zweiter, durchaus gegenläufiger Trend: die Rückbesinnung auf die Kunst der Kaffeezubereitung. Es geht ums Handwerk an der Profimaschine. Barista-Kurse erfreuen sich bei Privatleuten großer Beliebtheit. „Das ist definitiv eine wachsende Nische“, beobachtet Trainer Mark Czogalla. Er arbeitet an der „Bonner Kaffeeschule“, auch hier steigt die Nachfrage nach Kursen für richtige Fans.
Bei ihm lernen Seminarteilnehmer, worauf es bei der Zubereitung ankommt. „Da zählen die Kaffeedosierung, Wassertemperatur und der Mahlgrad“, erklärt Czogalla. Auch Kaffee mit Handfilter brühen, will gelernt sein. Und bei Latte-Art-Kursen zeigt der Fachmann, wie Figuren auf dem Milchschaum entstehen. Um das Gelernte anzuwenden, benötigt man hochpreisige Siebträgermaschinen und Porzellanfilter. Auch hier berichtet der Kaffeeverband von steigenden Absatzzahlen.