Köln. Katzenjammer auf deutschen Bühnen: Nach Jahren des Zuwachses war die Zahl der hierzulande verkauften Theaterkarten zuletzt rückläufig. Zeitgleich stiegen die Subventionen für die öffentlichen Spielstätten. Das dürfte eine alte Diskussion neu befeuern: Wie viel darf Theater eigentlich kosten?
Zuerst die nackten Fakten: In der Spielzeit 2017/2018 strömten insgesamt 34,7 Millionen Kulturfreunde zu den Vorstellungen. Das gab der Deutsche Bühnenverein unlängst in seiner jährlichen Statistik bekannt. Klingt viel. Bedeutet aber einen Rückgang um etwa 800.000 Gäste. Erfasst wurden dabei 142 Staats- und Stadttheater, Landesbühnen sowie 128 Orchester, 199 Privattheater und 85 Festspiele.
Hochkultur gibt’s oft sogar zum Schnäppchenpreis
Im gleichen Zeitraum subventionierten Bund, Länder und Gemeinden ihre Spielstätten mit 2,7 Milliarden Euro, ein Plus von 2,5 Prozent. Heißt: Rein rechnerisch wurde jede im untersuchten Zeitraum verkaufte Theaterkarte mit rund 78 Euro subventioniert.
Ist das ein Drama? Weil jeder Euro, der in die Bühnen fließt, anderswo fehlt, wie der Bund der Steuerzahler moniert? In Grundschulen, Kitas, Schwimmbäder? Oder muss das so sein? Weil hochqualitative Kulturangebote für jeden bezahlbar sein sollten?
Klar ist zumindest das: In wohl keinem anderen Land können Kulturfreunde aus einem so reichhaltigen Angebot wählen. Und zwar nicht nur in den Metropolen. „Die deutsche föderale Theaterlandschaft ist Ausdruck des geistigen und kulturellen Lebens der verschiedenen deutschen Städte und damit vielleicht das Letzte, was hiesige Fußgängerzonen noch von denen in anderen Ländern unterscheidet“, sagt der Dramaturg John von Düffel.
Reichste Theaterlandschaft der Welt
Beleg dafür: Die Weltkulturorganisation Unesco berät aktuell über die Aufnahme der deutschen Theaterlandschaft in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes. Für Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, ist klar: „Deutschland hat die reichste Theaterlandschaft der Welt.“
Das mag stimmen. Wahr – und wenig marktwirtschaftlich – ist aber auch das: Selbst in einem Top-Haus wie der Bayerischen Staatsoper zu München kosten die günstigsten Tickets keine 10 Euro. Kontrast: Ein paar Meter weiter, in der Olympiahalle, gastiert bald der Entertainer Florian Silbereisen. Hochkultur ist das nicht. Die Karten aber kosten das Sechsfache.
Fakten rund ums Theater
- 65.3566 Mal hob sich im Spieljahr 2017/2018 der Vorhang
- 800 Spielstätten gibt es insgesamt in Deutschland
- 5,5 Milliarden Euro betrug 2018 der Umsatz des Markts für darstellende Künste
- 78 Euro Subventionen fließen rein rechnerisch pro verkaufter Theaterkarte