Hamburg. Egal ob Pfusch am Bau oder Schlampereien bei der Sanierung – bei Arbeiten rund um die Immobilie gibt es oft viel Ärger. Meist läuft das nach immer nach demselben Schema ab: Der Kunde moniert irgendwelche handwerklichen Fehler und zahlt deshalb die Rechnung nur zum Teil oder gar nicht. Daraufhin stoppt die Baufirma alle weiteren Arbeiten. Beide Seiten sind sauer, die Kommunikation läuft nur noch über Anwälte, am Ende entscheidet das Gericht. Das kostet nicht nur sehr viel Geld, sondern dauert oft auch unendlich lange.

„Baustreitigkeiten ziehen sich häufig mehrere Jahre hin, weil es einfach dauert, bis beispielsweise alle notwendigen Gutachten erstellt sind“, so die Erfahrung der Hamburger Juristin Sabine Renken vom Verband der Bau- und Immobilienmediatoren. In dieser Zeit geht meist gar nichts mehr, der Kunde sitzt mit einem halbfertigen Rohbau da oder wohnt auf einer Baustelle.

Mediation statt Prozess

Doch es geht auch anders: Bau-Mediation ist eine Alternative zum klassischen Gerichtsverfahren. Dabei setzen sich die Streithähne gemeinsam an einen Tisch und entwickeln mit Unterstützung des Mediators selbst eine praktikable Lösung. Wird man sich nicht einig, kann man anschließend trotzdem noch vor Gericht ziehen.

Schneller, billiger, besser

Eine erfolgreiche Mediation ist nicht nur schneller und billiger, sondern liefert meist auch noch bessere Ergebnisse. Es geht nämlich nicht danach, was der Richter findet und was die Rechtslage hergibt – sondern danach, was den Bedürfnissen der Betroffenen entspricht.

„Bei einem Gerichtsverfahren sind die Parteien fast immer mit dem Ergebnis unzufrieden“, weiß die Juristin aus vielen Prozessen. Das Urteil wird als ungerecht empfunden, beide Seiten sind genervt. Trotzdem muss man weiter miteinander klarkommen, denn irgendwie muss die Arbeit ja zu Ende geführt werden. Keine guten Voraussetzungen, damit der Traum vom Eigenheim doch noch ein glückliches Ende findet.

Gespräch statt Rechtsweg

Ein guter Mediator schafft es dagegen, dass selbst stinksaure Streithähne endlich wieder vernünftig miteinander reden. Nach Erfahrung von Renken gelingt es dabei in etwa 80 Prozent der Fälle, eine praktikable Lösung zu finden. „Auch wenn es vordergründig nur ums Geld zu gehen scheint, spielen bei Baustreitigkeiten die Emotionen häufig eine große Rolle“, erläutert die Juristin.

Der Bauherr fühlt sich beispielsweise abgezockt oder um sein mühsam zusammengespartes Traumhaus betrogen. Dass Handwerksunternehmen dagegen befürchtet, dass mit systematischem, grundlosem Gemecker einfach nur der Preis gedrückt werden soll, was gerade für kleine Unternehmen oft kaum verkraftbar ist.

„Sobald die Fronten geklärt sind, finden die Parteien meist selbst einen akzeptablen Kompromiss. Denn letztlich wollen ja beide Seiten, dass es auf der Baustelle endlich weitergeht“, weiß die Mediatorin aus langjähriger Erfahrung. Ist man sich einig, wird das Resultat protokolliert und vertraglich festgeschrieben. „Wichtig ist, dass wirklich alle Probleme auf den Tisch kommen, damit die vereinbarte Lösung auch wirklich tragfähig ist“, so die Expertin.

Fachkompetenz ist wichtig

Weil es bei Problemen am Bau oft um technische Fragen geht, ist es wichtig, dass der Mediator fachlich wirklich kompetent ist. In den meisten Fällen handelt es sich um entsprechend spezialisierte Juristen oder um Bausachverständige mit Zusatzausbildung. Ein Bau-Mediator weiß also beispielsweise, ob man bei bestimmten Streitpunkten doch noch ein Gutachten benötigt oder wie die Rechtslage bei einzelnen Fragestellungen aussieht.

Bei der Suche nach einem gut qualifizierten, erfahrenen Mediator hilft der Verein für Mediation und Konfliktmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft: mkbauimm.de

Eine Bau-Mediation dauert – je nach Komplexität des Problems – bei privaten Eigenheimen häufig nur etwa fünf bis zehn Stunden, bei komplizierten, aufwendigen Bauprojekten natürlich länger. Dafür berechnen die Mediatoren je nach Erfahrung und Region einen Stundensatz von 150 bis 350 Euro, den sich die Parteien üblicherweise teilen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht viel, doch verglichen mit einem Gerichtsverfahren ist das relativ günstig. Vor Gericht geht es nämlich nach dem Streitwert. Und weil es beim Bauen und Sanieren bekanntlich oft um fünf- bis sechsstellige Beträge geht, wird ein Prozess leicht sehr teuer.

Deshalb rät Renken allen, die demnächst bauen wollen: „Im Bauvertrag sollte vereinbart werden, dass bei Problemen zunächst eine Mediation stattfinden muss, bevor der Rechtsweg eingeschlagen werden kann.“ Erfahrungsgemäß sorgt eine solche Klausel im Vertrag nämlich dafür, dass die bei Bauvorhaben fast schon obligatorischen Streitigkeiten rascher gelöst werden und es auf der Baustelle zügig weitergehen kann.