Berlin. Ein Wochenende in Berlin, zum Oktoberfest nach München, ein paar Tage in Barcelona oder Rom – Städtetrips sind angesagt. Und gehen ins Geld. Dickster Kostenblock sind meist Hotel- Übernachtungen. Doch es gibt einen neuen Trend, der hier den Geldbeutel schont: Camping in der Stadt!

Das klingt jetzt nach Igluzelt im Stadtpark. Ist aber nicht so gemeint: „Klar kann man in deutschen Städten campen – mit dem Wohnmobil“, sagt Uwe Frers, Geschäftsführer der ADAC- Tochter Pincamp, einer brandneuen Online-Plattform für Camping. „In den letzten Jahren haben deutsche Kommunen massiv Wohnmobilstellplätze aufgebaut, und die schießen weiter wie Pilze aus dem Boden.“

Günstige Preise, dafür Abstriche beim Komfort

Grund: „Die Städte haben erkannt, dass sie mit neuen Wohnmobilstellplätzen ein großes touristisches Potenzial abschöpfen können“, so Frers. Nahezu jede zumindest mittelgroße deutsche Stadt biete bereits Stellplätze an. Laut ADAC stehen bundesweit rund insgesamt 4.000 Areale für Reisemobile zur Verfügung. 2009 waren es erst 2.800. Und die Plätze werden rege genutzt: 15,5 Millionen Übernachtungen waren dort im letzten Jahr zu verzeichnen. Fast ein Sechstel aller Stellmöglichkeiten findet sich nach Angabe der auf Tourismusthemen spezialisierten Beraterfirma Dwif-Consulting bereits in den urbanen Regionen, Tendenz stark steigend.

Großen Komfort könne der Reisende dort zwar nicht erwarten: „Anders als echte Campingplätze bilden diese Einrichtungen nur Minimalanforderungen ab“, so Pincamp-Chef Frers. Mal ein Duschcontainer, die Frischwasserstelle, vielleicht noch ein Stromanschluss, das ist es dann meist auch schon. „Dafür kosten diese Plätze nur kleines Geld oder sie sind sogar kostenlos.“ Der Null-Komfort wird eingefleischte Wohnmobilisten kaum schrecken: Ihren Luxus haben sie ja auf vier Rädern dabei. Die Möglichkeit zur kulinarischen Selbstversorgung senkt die Kosten weiter.

Beispiel Berlin: Mitten im angesagten Bezirk Mitte bietet die „Wohnmobil-Oase-Berlin“ Platz für immerhin etwa 100 Fahrzeuge. Kosten: 32 Euro pro Nacht.

Beispiel München: Während des Oktoberfests können 1.500 Wohnmobile auf dem Messegelände parken. Satte 150.000 Quadratmeter werden da abgesperrt. Kosten: 35 Euro pro Nacht.

Beispiel Hamburg: Gut 50 Reisemobile können im „Wohnmobilhafen Hamburg“ citynah abgestellt werden. Kosten pro Nacht: 25 Euro.

Das Spießer-Image ist längst Vergangenheit

Übernachten in der Metropole, und das für wenig Geld – auch für die Städte sei das ein lohnendes Geschäft, so Experte Frers. Die Investitionskosten seien gering: „Man braucht lediglich eine erschlossene Fläche, stellt einen Automaten auf, fertig. Personal dagegen braucht man kaum.“ Zudem belegten Studien, dass Camper auf Städtetrip ebenso spendabel seien wie Hotelreisende. „Auch Camper gehen ins Restaurant und kaufen Eintrittskarten für touristische Highlights.“

Und, ganz nebenbei: Es gibt immer mehr von ihnen. Laut Branche hat sich die Zahl der jährlichen Wohnmobil-Neuzulassungen in Deutschland zuletzt nahezu verdoppelt (siehe Grafik). „Camping hat sein Feinripp-Unterhemd-Image längst abgelegt und ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, bilanziert Frers. Neuerdings eben auch in der Mitte unserer Städte.

Mitten in Berlin: Wohnmobile parken einen Steinwurf vom berliner Dom entfernt.

aktiv-Tipps für den Camper-Städtetrip

  • Gerade zentrumsnahe Stellplätze sind stark nachgefragt. Unbedingt vorher informieren! Falls möglich: reservieren.
  • Wer’s spontan mag: Mit Apps wie park4night lassen sich unterwegs und am Zielort Stellmöglichkeiten finden.
  • Besonders für Anfänger gilt: Meiden Sie nach Möglichkeit die Rushhour. Auch enge, verwinkelte Altstadtgassen sind nichts für zartbesaitete Wohnmobilisten. Zudem sollten Sie die maximale Durchfahrtshöhe im Auge haben. Spezielle Navis für Camper helfen dabei.
  • Für ängstliche Seelen: Manche Stellplatzeinrichtungen sind sogar bewacht. Auch zu empfehlen, wenn beispielsweise teure Fahrräder außen am Camper transportiert werden.