Berlin, London, Paris – ein verlängertes Wochenende in den Haupt- und Kulturstädten Europas ist immer reizvoll. Flug oder Zug ans Ziel gibt es häufig schon recht günstig, wenn man früh genug bucht. Und auch bezahlbare Unterkünfte findet man über spezielle Plattformen. Allerdings ist das Touristenleben vor Ort trotzdem häufig teuer: Man nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel, will vielleicht einige Museen besuchen, einkaufen und auch noch gut essen. Da kommt oft eine stolze Summe zusammen. Und darum lohnt es sich, bereits im Voraus zu prüfen, ob am Reiseziel ein sogenannter Städtepass oder eine City Card angeboten werden.
Städtepässe gibt es häufig für mehrere Tage. Oft ist ein Ticket für Bus und Bahn enthalten, denn: „Tourismus und Mobilität gehören untrennbar zusammen“, sagt Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbands (DTV). „Deshalb kommt der Einbindung des ÖPNV in Gästecards eine Schlüsselrolle zu: Zur Urlaubsanreise im Inland nutzen die Deutschen zwar nach wie vor am liebsten das Auto – aber spätestens nach Ankunft sollte es der Gast so einfach wie möglich haben, auf den ÖPNV umzusteigen. Das entlastet Innenstädte und Umwelt und sorgt im ländlichen Raum für bessere Auslastung.“
Auch der Eintritt in Museen ist billiger – und manchmal gibt es auch noch Rabatte beim Shoppen und in Restaurants. In einigen Städten kann man mit dem Städtepass sogar in aller Ruhe an langen Warteschlangen vorbeigehen, weil man bevorzugt behandelt wird. Dafür haben City Cards auch ihren Preis. Und ihr Kauf lohnt sich nicht in jedem Fall.
Erstes Problem: Informationen finden
Das größte Problem vor der Entscheidung für oder gegen einen Städtepass ist, dass man nicht zu allen Karten ausreichend Informationen im Internet findet. Beispiel Dresden Welcome Cards: Zwar wird aufgelistet, was die Karten kosten und welche Ersparnis in Prozent man wo mit welcher Karte bekommt. Da man aber nicht weiß, wie hoch der eigentliche Eintritt zum Beispiel in die Gemäldegalerie Alte Meister ist, hilft einem die prozentuale Angabe der Ersparnis nicht wirklich weiter. Hier müsste man also zunächst überlegen, welche Museen man besichtigen möchte, auf den betreffenden Internetseiten den Preis in Erfahrung bringen, dann den Rabatt ausrechnen und so entscheiden, ob sich eine der Dresden Cards lohnt oder nicht.
Einfacher geht es zwar bei der Gent CityCard. Doch auch hier muss man viel klicken, um herauszufinden, ob der Pass für den Trip durch die schöne belgische Stadt hilfreich ist.
Ganz anders der London Pass: Er kostet 52 britische Pfund oder gut 71 Euro für eine Person und einen Tag. Das ist eine gute Stange Geld. Allerdings wird auf der Seite des London Pass auch direkt gezeigt, welche Sehenswürdigkeiten man mit der Karte umsonst besichtigen kann – und wie hoch der Eintritt ohne London Pass wäre. Wer beispielsweise den Tower of London, Westminister Abbey und die Churchill War Rooms besichtigt, hat den Preis schon raus. Auch der Besuch der Ausstellung in der Tower Bridge ist übrigens mit dem Pass möglich.
Städtetrip richtig planen
Das Beispiel zeigt, dass man mit spitzer Feder rechnen muss, um herauszufinden, ob sich ein Städtepass tatsächlich lohnt oder nicht – und man muss seinen Städtetrip planen. Spontan in eine Stadt zu reisen und auf gut Glück eine City Card zu kaufen, lohnt sich nur, wenn diese wenig kostet, so wie in Düsseldorf. Die DüsseldorfCard kostet für 24 Stunden 9 Euro. Das Tagesticket für die Rheinbahn kostet mindestens 6,60 Euro. Heißt: Im Prinzip hat sich die Karte schon gelohnt, wenn man eines der Museen besichtigt, deren Besuch kostenlos in der Karte enthalten sind.
In die Planung sollte man mit einbeziehen, ob man an einem Montag vor Ort ist und welche Sehenswürdigkeiten dann geöffnet haben. Denn wenn Museen montags geschlossen sind, bringt ein Städtepass manchmal kaum oder keine Ersparnis. Tipp: Kostet eine City Card viel Geld, kann man beispielsweise alle Museumsbesuche auf einen Tag legen. Dann benötigt man nicht für die gesamte Reisedauer einen Städtepass und kann dadurch einige Euro sparen.
Gültigkeit des Städtepasses
Aufpassen muss man auch bei der Gültigkeit des Städtepasses: Der Geneva Pass der Schweizer Stadt Genf beispielsweise ist 24, 48 oder 72 Stunden gültig. Das heißt: Kommt man am Freitagnachmittag an und kauft eine 48-Stunden-Karte, gilt diese bis Sonntagnachmittag, also fast das ganze Wochenende.
Das ist zum Beispiel bei der Hamburg Card nicht der Fall: Diese Karte gilt immer für einen bestimmten Tag. Wer also beispielsweise am späten Samstagvormittag ankommt und am frühen Sonntagnachmittag wieder fährt, bräuchte eine Zwei-Tages-Karte. Damit sich das lohnt, muss man gut planen.
Sind Bus und Bahn enthalten?
Eine wichtige Frage ist auch, ob der öffentliche Personennahverkehr im Preis enthalten ist. In London ist das nicht so. Hier sollten sich Touristen eine sogenannte OysterCard kaufen. Bleibt am Ende des Städtetrips Guthaben auf der Karte übrig, kann man das an einem Underground-Schalter zurückbekommen.
Anders beim ParisPass: Hier ist die Metro im Preis von 122 Euro für einen Erwachsenen für zwei Tage enthalten. Einen Ein-Tages-Pass gibt es in Paris jedoch nicht – und auch den Eiffelturm kann man mit dem Pass nicht vergünstigt besteigen. Dafür aber den Triumphbogen.
Wo und wann kaufen?
Wer sich für den Kauf eines Städtepasses entschieden hat, sollte ihn früh genug kaufen. Einige City Cards wie die für London oder Paris kann man im Internet bestellen. Das hat den Vorteil, dass man vor Ort keine Zeit damit verschwenden muss, eine Verkaufsstelle zu finden. Allerdings sollte man beachten, dass der Versand aus dem Ausland eventuell einige Tage länger braucht. Wer also am Vorabend vor der Abreise bestellt, ist zu spät dran.
Praktisch ist in diesem Fall die Berlin WelcomeCard, die man an jedem Fahrkartenautomaten kaufen kann, also auch direkt nach der Ankunft am Flughafen oder Hauptbahnhof. So ist die erste Fahrt mit Bus und Bahn schon durch die WelcomeCard bezahlt. Die zugehörige Informationsschrift muss man dann allerdings an einem Schalter der Berliner Verkehrsunternehmen gegen Vorlage des Tickets abholen.
Gästecards für Regionen
Übrigens bieten auch Regionen Vergünstigungen für Touristen über Karten an: „Gästecards gibt es nicht nur in Städten“, sagt auch Claudia Gilles. „Als Innovationstreiber haben sich in den letzten Jahren viele ländliche Regionen hervorgetan. Durch umlagefinanzierte Gästecards bekommen Besucher das ÖPNV-Angebot oft in Kombination mit weiteren Leistungen zum Nulltarif. Oberstaufen hat es 2008 vorgemacht.“ Auch für den Schwarzwald gibt es eine solche Gästecard oder für die Region Edersee in Hessen.