In den Ferien die Schulbank drücken, sich mit Grammatik rumschlagen? Das klingt wohl für die meisten Schüler erst mal nicht gerade verlockend. Schon gar nicht, wenn es in sonnige Freizeitparadiese wie beispielsweise Spanien gehen soll. Trotzdem sind Sprachreisen für Kinder und Jugendliche sehr beliebt. Denn Eltern versprechen sich einen Vorteil für ihre Sprösslinge, wenn diese ihre Fremdsprachenkenntnisse in der Ferne schulen.

Aber bei so einem Aufenthalt geht es nicht nur ums Lernen. Sondern auch darum, eine Sprache richtig zu leben – etwa Französisch eingebettet in den Alltag in Frankreich oder in den entsprechenden Sprachteilen von Belgien oder Kanada. Außerdem sollte der Spaß fürs Kind nicht zu kurz kommen. So sollten Eltern einiges berücksichtigen, um das passende Angebot zu finden. Wir haben Experten gefragt, worauf es bei guten Schülersprachreisen ankommt.

Wer kann an Schülersprachreisen teilnehmen?

Während man für ein ganzes Auslandsjahr schon einen gewissen Grad an Selbstständigkeit, Aufgeschlossenheit und Eigeninitiative mitbringen sollte, können Sprachreisen eigentlich von jedem Kind gemacht werden. Denn das Angebot ist vielschichtig. Es gibt sogar die Möglichkeit, dass die Eltern mitreisen, bei sogenannten Familiensprachreisen. Auch die besten Freunde oder Geschwister können mit von der Partie sein.

Außerdem gibt es Angebote, die von der An- bis zur Abreise komplett durchgeplant und organisiert sind. Und der Zeitraum ist überschaubar: Im Schnitt dauert eine Sprachreise 14 Tage und kostet 1.400 Euro, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) ergeben hat.

Auch in Sachen Alter gibt es kaum Grenzen. „In Deutschland sind Eltern bei jungen Kindern noch zurückhaltend, Italiener schicken ihren Nachwuchs schon ab sieben Jahren in einen Sprachurlaub, bei uns ist es eher ab zehn Jahren üblich“, sagt Tanja Brandt, Geschäftsführerin von TravelWorks aus Münster, einem der größeren Anbieter von Sprachreisen. „Die meisten schicken ihre Kinder aber erst im Teenageralter.“

Wie läuft so eine Sprachreise ab?

„Es geht in erster Linie darum, die Freude an einer Sprache zu zünden“, sagt Brandt. „Zu zeigen, wie einfach Verständigung sein kann und wie viel Spaß sie macht. Deshalb sollten Eltern den hohen Anteil von Spiel und Spaß bei solchen Sprachreisen nicht belächeln. Die Mischung aus Schulunterricht und Freizeit muss stimmen.“

Kinder und Jugendliche sollen die fremde Sprache in einem natürlichen Umfeld erleben, abseits von Notendruck und in einer neu zusammengewürfelten Gruppe, zudem bei vielfältigen Freizeitaktivitäten, die auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden können. „Man muss sich anschauen, wo man Schwerpunkte setzt, und den passenden Ort auswählen. Es geht doch darum, dass das Kind schöne Ferien hat. Sonst verleidet man ihm die Sprache ja nur.“

Der Sprachtest vorab oder zu Beginn der Reise ist sehr wichtig. „Nur so kann man sicherstellen, dass jedes Kind auch im richtigen Sprachkurs landet und nicht über- oder unterfordert ist“, sagt Brandt. Fahren zwei Kinder gemeinsam – Geschwister oder Freunde – heißt das also nicht, dass sie vor Ort auch im gleichen Sprachkurs landen. „Das hängt ganz allein vom Sprachniveau der Kinder ab. Aber diese Schüler sind dann trotzdem in ihrer Freizeit zusammen.“ Die Sprachkurse erfolgen also immer mit Teilnehmern der eigenen Sprache.

Die Kinder haben einen festen Kursplan mit Sprachlektionen und einen Plan für die Freizeit. Je nach Altersgruppe ist Letztere entweder straff durchorganisiert oder es bleibt mehr Zeit für eigene Erkundungen. Die Freizeit wird aber immer mit Kindern aus dem Gastland oder anderen internationalen Schülern verbracht, sodass man die Fremdsprache intensiv einübt.

Außerdem kann man Schwerpunkte wie Künstlerisches, Sport oder Ähnliches wählen. Daneben gibt es Ausflüge, Kochkurse oder Tanzpartys. Die Unterbringung ist entweder in Gastfamilien, Internaten oder Schulwohnheimen organisiert, und die An- und Abreise kann alleine oder betreut erfolgen. Oder man reist gleich mit der gesamten Gruppe an. Vorsicht: Bei den Veranstaltern sind An- und Abreise nicht immer im Preis inkludiert.

Wann macht eine Sprachreise Sinn?

Die meisten Sprachreisen werden in den Ferien gemacht, vor allem in den Sommerferien sind sie beliebt. Es gibt aber auch Angebote für Herbst- und Osterferien. Eine Woche Zeit im Ausland ist das Minimum, es gehen aber auch mehrere Monate. Es gibt Kurse in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden – von solchen, die komplett bei null anfangen bis hin zu Abiturientenkursen, die auf Sprachtests für die Aufnahmeprüfungen an Unis im Ausland vorbereiten.

Sprachreisen sind daher nicht nur für Kinder, die besonders gut oder besonders schlecht in einer Fremdsprache sind. Sie wenden sich an alle, die – aus welchem Grund auch immer – tiefer in eine Sprache eintauchen wollen. Wichtig ist aber, dass Schüler unter 16 nicht zusammen mit Schülern über 16 und Erwachsenen unterrichtet werden sollten, da das Sprachniveau und auch die Freizeitinteressen zu weit auseinanderdriften würden.

Aus Erfahrung weiß Brandt: „Man sollte unbedingt das Kind in die Entscheidung mit einbeziehen, wo die Reise hingeht und welche Angebote infrage kommen. Es soll schließlich lernen, während andere Ferien machen. Wenn man da nicht auf die Bedürfnisse und Wünsche eingeht, wird so ein Aufenthalt dem Kind oder Jugendlichen wenig Freude machen.“

Alternativ zu den Sprachreisen gibt es noch sogenannte Summer Schooling Programme. Dabei nimmt der Schüler am regulären Unterricht einer normalen Schulklasse im Ausland teil und geht nicht mit anderen deutschen Kindern in Sprachkurse. „Das ist quasi ein Auslandsjahr light in relativ kurzer Zeit“, sagt Brandt. Dafür sollte man die Sprache aber gut beherrschen und ein entsprechend aufgeschlossener Typ sein, denn vieles der durchstrukturierten Tagesabläufe der Sprachreisen gibt es bei dieser Variante nicht.

Wie ist man abgesichert?

Die Sprachschüler stehen laut Verbraucherzentrale Berlin unter dem Schutz des Pauschalreiserechts. „Das heißt Sicherheit, falls der Veranstalter insolvent wird“, so die Experten der Verbraucherzentrale. Sollte der Reiseveranstalter gegenüber dem Reisenden versäumen, ihm spätestens zwei Wochen vor Reiseantritt Namen und Anschrift der Gastfamilie und Namen und Erreichbarkeit eines Ansprechpartners im Zielland mitzuteilen, kann der Vertragspartner vor Reisebeginn vom Vertrag zurücktreten.

In Bezug auf Versicherungen ist die Sache auch unkomplizierter als ein langes Auslandsjahr. Die Kinder sind über die gleichen Policen abgesichert, die man auch bei einer Urlaubsreise abschließen sollte (vor allem Auslandsreisekrankenversicherung). Die Anbieter von Sprachreisen bieten da eine gute Beratung an. Visa, sofern sie nötig sind, besorgt der Veranstalter – bei Sprachreisen genügt ein Touristenvisum.

Was für Sprachreise-Anbieter gibt es?

Das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) hat einen großen Test für Sprachreisen gemacht. „Wir haben zehn Anbieter in Bezug auf Service und Konditionen genau unter die Lupe genommen“, sagt DISQ-Geschäftsführer Markus Hamer. „Dabei haben wir den Internetauftritt, den Service per Telefon und E-Mail sowie Preise, Bedingungen und Angebot bewertet. Beim Service punkten die meisten Anbieter vor allem am Telefon. Dort bekommt man als Kunde am einfachsten und schnellsten eine gute und freundliche Beratung.“

Ergebnis: Bei Standard-Sprachreisen gab es kaum Unterschiede zwischen den Anbietern. „Wer aber spezielle Interessen hat, zum Beispiel Russisch oder Chinesisch lernen will oder in exotische Länder reisen möchte, der hat weniger Auswahl. Es gibt sehr unterschiedliche Angebote, was den Leistungsumfang angeht. Beim Preisvergleich der einzelnen Anbieter sollte man daher immer genau darauf achten, was inkludiert ist und was nicht. Es gilt also, unbedingt auf die Zusatzkosten zu achten.“ Die fallen für Versicherungen an, teilweise aber auch für Anreise, Transfers vor Ort oder fürs Lernmaterial.

Muss man über einen Veranstalter buchen?

Nein, man kann die Reise auch selbst organisieren und mit einer Schule im Ausland einen entsprechenden Vertrag abschließen. Doch die Buchung über deutsche Veranstalter hat Vorteile: Sie bieten alles vom Baustein-Programm bis zum Rund-um-Service, helfen bei den wichtigsten Versicherungen, haben eine Auswahl an Sprachschulen an verschiedenen Orten im Angebot und Erfahrungen damit, welches Programm zu welchem Kind passt. Außerdem gibt es eine 24-Stunden-Notrufnummer und eine Kontaktperson in der Schule vor Ort in deutscher Sprache. Und die Reise erfolgt ohne Währungsschwankungen und nach deutschem Recht. Gerade wenn es Probleme vor Ort geben sollte, ist das ein großer Vorteil.

Auswahl an Sprachreise-Anbietern:

ESL

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): sehr gut (Testsieger)
Besonderheiten: Angebot ist sehr vielfältig, bietet unter anderem auch Familiensprachreisen, Vorbereitungskurse fürs Abitur und besondere Reiseziele wie Dubai, Tokio oder Indien an

esl.de

LAL Sprachreisen

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): sehr gut
Besonderheiten: Online-Einstufungstest (kostenlos), vielfältiges Kursangebot ist auf die verschiedenen Zielgruppen ausgerichtet

lal.de

GLS Sprachenzentrum

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): gut
Besonderheiten: Überdurchschnittlich breite Auswahl an Sprachen und Reisezielen, bietet auch Ratenzahlungsoptionen an

gls-sprachenzentrum.de

TravelWorks

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): gut
Besonderheiten: Viele Angebote in den großen Sprachferien-Hochburgen für Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch, darin eine große Auswahl an unterschiedlichen Optionen in verschiedenen Ländern. Individuelle Sprachreise mit mehreren Stationen möglich

travelworks.de

Sprachcaffe Reisen

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): gut
Besonderheiten: Betreute Gruppenreisen ab zwölf Jahren, auch China als Option möglich

sprachcaffe.de

IST Reisen

Qualitätsurteil im Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ): gut
Besonderheiten: Sprachreisen für Schüler vor allem in den Standard-Fremdsprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch. Chinesisch ist aber auch möglich

sprachreisen.de