Sie sind zum Verlieben schön – wenn die alten Schätzchen nur nicht so unpraktisch wären: außen hui und innen ohne Klimaanlage oder elektrische Fensterheber, dafür mit knisterndem Dampfradio, schlappem Motor und Tankwartfreundlichem Verbrauch. Doch eine Handvoll Autofirmen hat sich darauf spezialisiert, Oldtimer technisch auf den neuesten Stand zu bringen – Motor oder Fahrwerk inklusive.

Sprit sparen mit dem Kult-Objekt

Von Restaurierung könne man dann allerdings nicht sprechen, sagt der renommierte Oldtimer-Gutachter Norbert Schroeder: „Der Begriff ist falsch, denn es geht nicht so sehr um Erhalt, sondern um den Ersatz alter durch moderne Technik.“

Wer die Kleinigkeit von 350.000 Euro aufbringen und sich 18 Monate gedulden kann, bekommt von der Firma Mechatronik im schwäbischen Pleidelsheim die legendäre Mercedes-Pagode mit einer Fünf-Gang-Automatik, elektronisch gesteuerter Benzineinspritzung sowie einer rennsporterprobten Bremsanlage und Super-Sound-System.

Ein nostalgischer Neuwagen, der dem Original technisch weit überlegen ist. Überflüssigen Schnickschnack bei der Sonderausstattung allerdings lehnt Thorsten Klenk von Mechatronik ab: „Wir pimpen kein Auto mit Extra-Chrom und kleinen Glas-Kristallen.“

Etwas günstiger als bei den Schwaben kommt man bei Georg Memminger im bayerischen Reichertshofen an neue Technik in altem Glanz. Für rund 20.000 Euro stattet der Spezialist einen alten VW Käfer mit einem neuen Einspritzmotor aus.

So wird aus dem rollenden Kultobjekt ein genügsamer Geselle, der statt zwölf nur noch sieben Liter Sprit auf 100 Kilometer konsumiert. Nebenbei hat sich die PS-Zahl bei der Triebwerk-Transplantation von 50 auf 100 verdoppelt.

Wer statt schwacher Käfer-Funzeln Wert auf Xenon-Licht legt und statt der Trommelbremsen ABS wünscht, zahlt dafür noch mal extra. Die Preise gibt es nur auf Anfrage, ebenso wie für die Seitenverkleidung innen aus echtem Leder oder Kotflügel aus GFK.

Kein Wunder also, dass das Hightech-Tuning von Oldtimern ein klitzekleiner Nischenmarkt ist, dem weite Teile der Oldie-Fangemeinde eher kritisch gegenüberstehen. Szene-Kenner Norbert Schroeder weiß: „Die Puristen sehen darin reines Teufelswerk.“

H-Kennzeichen bleibt ihnen verwehrt

Für die anderen – die Optik und Individualität klassischer Autos lieben, gleichzeitig aber auf Komfort und Alltagstauglichkeit moderner Fahrzeuge nicht verzichten wollen – hat der Gutachter zwar Verständnis. Dennoch stellt er einschränkend fest: „Diese Autos sind keine Oldtimer mehr. Denn durch den Austausch von Herzstücken wie Motor, Fahrwerk oder Antriebsstrang geht der Status eines technischen Kulturguts verloren. Und deshalb erhalten sie auch kein steuerbegünstigtes H-Kennzeichen für historische Fahrzeuge.“

Doch Schroeder fügt versöhnend hinzu: „Aber Autos stehen für individuelle Mobilität. Und da sollte jeder für sich sein Glück finden dürfen.“

Info: Oldtimer

Um steuermindernde H-Kennzeichen zu erhalten, muss das Auto älter als 30 Jahre, gut erhalten und annähernd im Originalzustand sein. Es darf nur zeitgenössische Teile und Veränderungen aufweisen, die ursprünglich üblich waren. Nachgebaute Orignalteile sind ebenso erlaubt wie Sicherheitsgurte.

Besonders wertvoll sind unrestaurierte, aber in top-Zustand gehaltene Originale, gefolgt von instand gehaltenen und teilrestaurierten Fahrzeugen und komplett restaurierten Autos.