In vielen Dingen gilt ja oft der alte IT-Spruch: „Never change a running system“ – „Ändere niemals ein funktionierendes System“. Aber manchmal möchte man einfach mal etwas anderes ausprobieren, zum Beispiel vom iPhone aufs Android oder umgekehrt wechseln. Doch da zögern viele Smartphone-Nutzer. Ist das nicht viel zu kompliziert? Was passiert mit meinen Kontakten, Kalendereinträgen, Fotos, Apps und Co.? Und kann ich den Umzug auch als Techniklaie alleine bewerkstelligen?

Wie der Wechsel sicher und am einfachsten klappt, hat AKTIV einen Experten gefragt: Markus Weidner, Redakteur beim Verbrauchermagazin „teltarif.de“.

1. Von iOS zu Android

Wer vom iPhone zu einem Android-Smartphone wechseln möchte, kann natürlich auch persönliche Daten wie Fotos, Kalendereinträge, SMS-Nachrichten, Telefonprotokolle und seine Kontakte mitnehmen – das geht nicht nur von Android zu Android. So ein Smartphone-Wechsel mit allen gespeicherten Daten ist auch kein Hexenwerk mehr – mit einer Ausnahme: die Apps! Eine gute Vorbereitung ist aber nötig.

„Generell kann man sagen, dass ein Wechsel von Android zum iPhone einfacher ist als ein Wechsel von einem iPhone zu einem Android-Gerät“, sagt Weidner. „Trotzdem nicht entmutigen lassen: Auch der komplexere Weg von der Apple- in die Androidwelt lässt sich mit etwas Zeit und Geduld bewerkstelligen.“

Datenübertragung mit speziellen Programmen

Für die Datenübertragung braucht man neben dem alten iPhone und dem neuen Androiden entweder noch einen PC, eine direkte USB-Verbindung zwischen den Geräten, oder man wählt die Methode über den Cloud-Import. Zur Datenübertragung bieten die Android-Smartphone-Hersteller eigene Programme an, etwa Samsungs „Smart Switch“, Sonys „PC Companion“, Huaweis Phone-Clone oder der „HTC Sync Manager“.

„Jeder Hersteller hat da seinen eigenen Weg und sein eigenes Programm“, so Weidner. Damit kann man die Daten aus dem Desktop-Back-up des Vorgängergeräts auslesen. Die Programme sind kostenlos. Es gibt auch unabhängige und oft etwas komfortablere Software. Diese ist aber in der Demoversion nur sehr eingeschränkt nutzbar, die Vollversion kostet Geld.

Via PC mithilfe von Android-Programm und iTunes

Zuerst verbindet man das iPhone mit PC oder Mac. Anschließend kann man den Inhalt, den man auf dem neuen Androiden verwenden will, unter iTunes als Back-up importieren. Wichtig: Das System-Back-up darf nicht passwortgeschützt sein! Sonst können die Android-Programme es nicht auslesen. „Den Umweg über iTunes muss man leider gehen“, sagt Weidner.

„Apple arbeitet zwar auch mit einer Ordnerstruktur wie Android-Geräte. Aber bei Apple kann man auf diese als Nutzer nicht zugreifen.“ Zumindest nicht ohne iTunes. Nimmt man den Umweg in Kauf, kann man hier sehr einfach manuell die gewünschten Inhalte aufs neue Gerät übertragen. Weidner: „Kostet ein bisschen Zeit, ist aber der einfachste und sicherste Weg.“

Via iCloud-Import

Der Umzug per Cloud-Nutzung ist nur empfehlenswert, wenn man seine Daten eh schon in der iCloud gesichert hat. Vorm Wechsel erst mühsam alles dort hineinzuziehen, macht keinen Sinn. Zur Übertragung aus der iCloud auf ein Android-Handy benötigt man die entsprechende App. Bei einigen Android-Smartphones ist diese schon ab Werk an Bord, ansonsten muss man sie aus dem Store herunterladen.

„Dabei kann es sich auch um Apps von Drittanbietern handeln. Man sollte sich vorab Gedanken machen, ob man seine Daten mit den entsprechenden Anbietern wirklich teilen möchte“, rät der Experte von „teltarif.de“. Wichtig: Um zugreifen zu können, benötigt man eine Apple-ID. Nach der Anmeldung die Inhalte auswählen, die man übertragen will und dann auf „Importieren“ klicken. Zur Auswahl stehen die Kategorien Fotos, Kalender, Kontakte und Videos.

Wer seine Daten auch aus Sicherheits- und Datenschutzgründen nicht so gerne in Clouds speichert, sollte lieber eine andere Methode zur Datenübertragung wählen. Weidner: „Das Importieren aus der iCloud ist nicht ganz unkompliziert. Ob die entsprechenden Apps für Android immer zuverlässig funktionieren, ist unklar.“ Wer seine Daten in der Cloud speichere und ohnehin mit dem Gedanken spiele, von der Apple- in die Android-Welt zu wechseln, der sollte gleich beginnen, seine Daten in einem anderen Cloudprogramm zu speichern, das besser kompatibel sei, zum Beispiel Dropbox oder in den entsprechenden Google-Diensten. „Diese gibt es auch fürs iPhone, dann ist man nach dem Einrichten des entsprechenden Google-Accounts auf dem neuen Androiden schon fertig mit dem Umzug.“

Via USB und Apps

Diese Umzugsmöglichkeit lohnt sich nur, wenn entsprechende Hardware vorhanden ist: ein Adapter. Manchen Geräten liegt ein solcher bei, ihn extra zu kaufen, lohnt sich nicht. Das Übertragen der Daten vom iPhone zum Android-Gerät mittels USB unterscheidet sich nicht groß vom iCloud-Import: Das iPhone ist bei der Übertragung per USB-Kabel eben nur an das Samsung-Smartphone mit einem sogenannten OTG-Adapter angeschlossen. „Auch hier ist nicht gesagt, dass wirklich alle Dateien über die App problemlos umziehen“, so der „teltarif“-Experte nach eigener Erfahrung. „Ich empfehle immer noch eher das manuelle Umziehen über den PC.“

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Synchronisierung von Kontakten

Wer noch kein Google-Konto für sein neues Android-Gerät hat, sollte sich spätestens für die Synchronisierung der Kontakte eines zulegen. In den iOS-Einstellungen des iPhones dann das vom neuen Android-Smartphone genutzte Google-Konto aktivieren. Hier kann man die Daten auswählen, die synchronisiert werden sollen.

Um die Synchronisierung zu starten, muss eine Internetverbindung aktiv sein. Durch Sicherung auf den Google-Servern stehen alle Kontakte sämtlichen Android-Geräten und PCs zur Verfügung. Vorteil: Die Kontakte können dadurch nie mehr verloren gehen. „Wer auf Android umsteigen will, sollte schon möglichst früh beginnen, auf die Google-Dienste unter iOS zuzugreifen und alle Daten dort – und nicht im Apple-Kosmos – zu sichern“, sagt Weidner.

Problemfall Apps

Ein Wermutstropfen bleibt: Apps lassen sich nicht systemübergreifend mitnehmen. Wer auf ein Android-Smartphone wechselt und dort bereits die Smart-Switch-Mobile-App installiert hat, kann aber wenigstens eine Liste mit Android-Apps vorfinden, die zu den iOS-Apps passen. „Spielstände et cetera sind allerdings futsch, es sei denn diese werden plattformunabhängig vom Spiele-Anbieter cloudbasiert gespeichert.“ Das ist aber nur selten der Fall.

Auch bei App-Einkäufen gibt es ein Problem: „Wer Apps unter iOS eingekauft hat, kann diese nicht einfach so auf einer neuen Plattform weiternutzen“, sagt der Experte. Dies ist oft in den AGBs der Marktplatz-Betreiber verboten. „Dann muss leider der Kaufpreis unter Android nochmal bezahlt werden, es sei denn, es handelt sich um Abos oder Premium-Dienste, die systemübergreifend funktionieren, wie zum Beispiel Netflix.“

2. Von Android zu iOS

Wer von Android zum iPhone wechseln will, steht erst einmal vor einer wichtigen Entscheidung: Will ich ganz auf iOS umsteigen und damit komplett in die Apple-Welt wechseln? Oder möchte ich doch auf dem neuen iPhone einige liebgewonnene Google-Dienste weiterhin nutzen? „Das ist durchaus ratsam“, sagt Weidner. „Die Google-Dienste sind mit Ausnahme von Windows-Smartphones auf fast allen Geräten nutzbar, auch auf iPhones. Wer sie nutzt, kann leichter zwischen den Systemen hin- und herwechseln.“

Für alle, die komplett wechseln wollen

Wer Android gänzlich den Rücken zukehren und partout auch keine Google-Dienste mehr nutzen will, sollte zunächst die wichtigsten Daten auf seinem Rechner speichern. Um Daten von Android nach iOS mitzunehmen, exportiert man Kontakte, Kalender und Co. Eine ZIP-Datei wird erstellt, die man anschließend entpacken muss.

Die entsprechende Dateien muss man dann an seine Mail-Adresse senden und sie per Mail-App auf dem neuen iPhone öffnen. Kompliziert und nicht sehr komfortabel. Und: „Die Kontake und Kalender sind dann allein in der Apple-Welt. Will man diese dann doch mal wieder verlassen, wird es wieder kompliziert“, sagt der „teltarif“-Experte.

Hilfe von der Cloud

Ein Wechsel via Cloud ist nur empfehlenswert, wenn man seine Daten eh schon darin gespeichert hat und man keine Sicherheits- und Datenschutzbedenken gegenüber Cloud-Diensten hat. Auch hier rät der Experte, sich nicht unbedingt in die iCloud zu verabschieden, wenn man vom Androiden aufs iPhone wechselt. Die Google-Cloud-Dienste oder unabhängigen Anbieter sind sowohl von Android- als auch von Apple-Geräten aus nutzbar. „Bei der iCloud geht es eben nur mit Apple-Geräten“, sagt Weidner.

Hilfe via App

Auch Apple bietet mittlerweile eine Umzugs-App an: „Auf iOS übertragen“ oder „Move to iOS“ heißt sie und lässt sich auf dem Android-Gerät installieren. Danach beide Geräte ans Stromnetz anschließen, WLAN aktivieren und den Anweisungen der App folgen. „Leider kann es dabei aber vorkommen, dass nicht alle Daten mitgenommen werden“, sagt der Experte.

Tatsächlich sollten bei diesem Weg noch keine großen Einstellungen am neuen iPhone vorgenommen worden sein. Wer sein iPhone bereits nach dem Kauf konfiguriert hat – was die meisten tun dürften, schließlich wollen sie sich das Gerät nach dem Kauf schon einmal direkt anschauen – sollte auf den Umzug per Rechner setzen.

Umzug mit dem Rechner

Eine Sache, die Umsteigern auf das iPhone als Erstes auffällt: „Das neue Gerät unterstützt im Gegensatz zum alten Android keinen direkten Zugriff auf den persönlichen Speicher“, sagt Weidner. Wie also sollen Fotos, Videos und Co. aufs neue Gerät kommen? Ganz einfach: auch hier mit einem Umweg über den Rechner.

Beide Geräte (iPhone und Android) anschließen und die Fotos von einem Ordner über iTunes ins iPhone kopieren. Apps lassen sich nicht mit umziehen. Wer die Welten wechselt, muss die Apps auf seinem neuen Gerät einzeln installieren und eventuelle App-Käufe noch einmal tätigen. Auch alle Spielstände sind meist weg. „Darüber muss man sich im Klaren sein“, sagt Weidner.

Google-Dienste weiter nutzen

Sie wollen doch noch ein paar Annehmlichkeiten der Google-Dienste nutzen, die Sie auf dem Android liebgewonnen haben? Kein Problem: „Die meisten Dienste lassen sich unkompliziert auch auf dem iPhone nutzen“, sagt Weidner. „Mit der Foto-App von Google kann man weiterhin online gespeicherte Fotos verwalten, mit der Play Music App greift man auf die Musiksammlung zu und Mails, Kontakte und Termine lassen sich direkt über Google in iOS einbinden.“

Dafür muss man einfach auf dem iPhone in den Einstellungen die Google-Accountdaten eingeben und anschließend die Dienste auswählen, die man synchronisieren lassen möchte. „Das funktioniert unkompliziert und lässt immer die Hintertür für eine Rückkehr ins andere System offen.“