Kaltenberg / Burghausen / Amerang / Landshut. Während eines Lanzenstechens am 30. Juni 1559 wurde der Helm des französischen Königs Heinrich II. von seinem Gegner getroffen. Dabei durchbohrte ein Splitter das Visier so unglücklich, dass der Monarch zehn Tage später seinen Verletzungen erlag. Damit war in Frankreich Schluss mit Ritterturnieren. Sein Sohn und Nachfolger, König Franz II., sprach das Verbot aus, dem sich nach und nach auch die übrigen europäischen Länder anschlossen.

Die historischen Orte solcher Ereignisse sind bis heute erhalten geblieben. Seit Ende des letzten Jahrhunderts lebt die Tradition wieder auf: Immer mehr bayerische Burgen und Schlösser öffnen ihre Türen für Feste wie zur Ritterzeit und locken von Frühjahr bis Herbst scharenweise Besucher an.

Hightech trifft Nostalgie in der Arena in Kaltenberg

Einer der Ersten, der die Epoche neu entdeckte, war Prinz Luitpold von Bayern. Die Idee, 1979 die 800-Jahr-Feier des bayerischen Königshauses Wittelsbach mit einem Lanzen-Zweikampf zu zelebrieren, konnte aber erst ein Jahr später in die Tat umgesetzt werden. So kam es 1980 auf dem Reitplatz der Burg bei Geltendorf, nördlich von München, zum ersten „Kaltenberger Ritterturnier“.

Noch heute liefern sich Artisten in der Arena spektakuläre Wettkämpfe, wenn die Männer mit Karacho aus dem sich öffnenden Boden galoppieren. Die 70 Meter lange und 30 Meter breite Naturbühne bietet für 10.000 sitzende und 3.000 stehende Zuschauer Platz. Seit einem Jahr schützt eine neue Überdachung einen Teil der Besucher vor schlechtem Wetter.

Edelmänner, Gaukler, Spiel- und Marktleute machten sich im Jahr 1996 in Burghausen zur längsten Festung der Welt auf, um dort zu feiern. Alljährlich herrscht dann rund um die Residenz mittelalterliches Treiben. Mehr als 100 Stände reihen sich an drei Tagen im Juli an die ein Kilometer lange, knapp 1.000 Jahre alte Burgmauer.

Schwerter rasseln im August zum zwölften Mal auf Schloss Amerang bei Wasserburg. Feldschlachten, Feuerschlucker und Handwerksvorführungen gehören zu den Attraktionen. Bis tief in die Nacht kann man sich dem geselligen Beieinander im Heerlager anschließen.

Die Burg Trausnitz thront hoch über der Stadt Landshut. Die Anlage aus dem zwölften Jahrhundert dient abwechselnd als Kulisse für die Landshuter Hochzeit, das Burgfest vom Verein „Die Förderer“ oder das Ritterfest. Auch für kleine Ritter und Burgfräulein ist jedes Mal für „Kurzweyl“ gesorgt. Heuer können sie wieder am ersten Oktoberwochenende beim Malen, Basteln oder bei Geschicklichkeitsspielen ihr Talent zeigen.