Dresden. Entspannt und locker fühlt sich Cindy Schiller derzeit eher selten – die Abschlussprüfungen stehen an. Aktuell schaut die 22-Jährige konzentriert in Bücher und lernt fleißig. Oder sie übt die Praxis an den Trainingsanlagen der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz- und Chemieberufe (SBG) in Dresden, wo derzeit 280 Azubis in den naturwissenschaftlichen Berufen lernen.
Die Gesellschaft übernimmt im dualen System den praktischen Teil für ihre Partnerfirmen. Für Schiller sind es noch zwei Monate und einige Tests: Dann ist sie Facharbeiterin, Chemikantin in Rothenkirchen (Sachsen) bei Coty. Das Werk produziert für den US-Kosmetikkonzern etwa die Marken Wella und Londa.
3 Millionen Euro für neues Trainingszentrum
„Bei uns werden Hunderte Haarfarben hergestellt“, berichtet Schiller. Ihre Aufgabe: Sie bedient und überwacht Anlagen, die Öle, Wachse, Ammoniak, Farbstoffe und weitere Zutaten zum Produkt mischen. „Eine spannende Arbeit“, sagt sie. Selbst der Schichtdienst macht ihr nichts aus. Und kräftiges Zupacken ist die junge Frau gewöhnt. Wie sie auf den Beruf gekommen ist? „Chemie hat mir schon in der Schule viel Spaß gemacht“, verrät sie. „Ich habe mich über Firmen und Berufe informiert, mich beworben und ein Praktikum gemacht. Und es hat geklappt!“
Auch Hannes Boschek lernt dieser Tage fleißig. Der angehende Pharmakant ist im dritten Lehrjahr. Er mag die Arbeit im Labor und an den Produktionsanlagen. Ein Chemiestudium brach er ab: „Das war mir zu viel Theorie.“
Für die Azubis steht in Dresden hochmodernes Equipment bereit: Anlagen für die Destillation oder Hightech-Messgeräte für Strömungsversuche.
Für 3 Millionen Euro wird zudem gerade ein neues Pharmatrainingszentrum gebaut. Trotzdem fehlt es an Bewerbern: „Wir könnten gut ein Drittel mehr Lehrlinge in den Produktionsberufen Chemikant und Pharmakant ausbilden“, sagt Sigmar Kühl, der für die naturwissenschaftliche und umwelttechnische berufliche Bildung zuständig ist. Um das Interesse künftiger Azubis zu wecken, organisiert die SBG deshalb regelmäßig Schülerlabors und Ferienkurse.
Offene Ausbildungsplätze hat vor allem der Mittelstand: „Häufig fehlt den jungen Leuten der Überblick, in welchen Berufen Bedarf herrscht“, weiß Kühl. Wer aber mit „Interesse, Spaß an der Sache und viel Engagement“ die anspruchsvolle Ausbildung anginge, dem stünden viele Türen offen. Kühl: „Mit einer Weiterbildung zum Meister ist die Karriere nach der Lehre nicht zu Ende!“
Schon gewusst?
50 Berufe
- Junge Leute haben die Wahl: Über 50 verschiedene Ausbildungsberufe sowie zahlreiche duale Studiengänge bietet die chemisch-pharmazeutische Industrie an.
- Die Branche ist in Deutschland mit rund 1.900 Unternehmen die drittgrößte Industrie.
- Allein in der Ostchemie arbeiten um die 55.000 Mitarbeiter. Rund 680 junge Leute starten hier jährlich eine Ausbildung.
Welcher Beruf passt zu mir? Informationen gibt es online: