München/Amsterdam. Der durchgebrannte Toaster aus Studententagen, Opas ratternde Bohrmaschine oder das ferngesteuerte Spielzeugauto vom Sohnemann: Manche kaputten Gegenstände mag man einfach nicht wegwerfen. Doch viele davon kann man mit etwas Unterstützung leicht reparieren, in einem Repair Café! Die Idee der kostenlosen Reparaturtreffs kommt aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es solche Angebote in vielen deutschen Städten. Das vermeidet nicht zuletzt Müll, vergangenes Jahr wurden hierzulande allein rund 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott entsorgt.
Ehrenamtliche Helfer zeigen, wie man die defekten Gegenstände wieder herrichtet. Das meiste bekommen die Tüftler mit ein paar Handgriffen wieder hin. „Viele wissen gar nicht mehr, wie Reparieren geht“, sagt etwa Rainer Wirth, Leiter im Münchner Haus der Eigenarbeit, „bei uns können sie es wieder lernen.“ Die gemeinnützige Werkstatt hat 2012 eines der ersten Repair Cafés in Deutschland auf die Beine gestellt, veranstaltet neben Kreativ-Kursen regelmäßig offene Treffs zum Reparieren. Kettensägen und Plattenspieler mit Wackelkontakt, Rasenmäher, die nicht mehr starten wollen, alles schon da gewesen.
Damit jeder mal drankommt: Ein Gegenstand je Gast
Ausrüstung ist in den Treffs vorhanden: Elektro-Messgeräte, Netzteile, Multimeter, Lötkolben und Schraubenschlüssel für Sonderschrauben. „Damit lässt sich eine Menge machen“, so Wirth. Erster Schritt ist immer die Fehlersuche.
Zwei Drittel der Defekte lassen sich beheben – bei den übrigen ist oft die Zeit im Reparaturtreff zu knapp, oder es mangelt an Ersatzteilen. Der Besucher kann sie dann besorgen und beim nächsten Mal mitbringen oder erfährt, wie er sie zu Hause selbst einbauen kann.
Im Schnitt ein Termin pro Monat
In Deutschland sind bereits knapp 1.000 Repair Cafés aktiv. Sie öffnen im Schnitt einmal im Monat, haben ein Dutzend Helfer. Am häufigsten werden Lampen zur Reparatur gebracht, gefolgt von Radios, Kaffeemaschinen und Staubsaugern. Damit möglichst jeder drankommt, gilt die Grundregel: ein Gegenstand je Gast.
„Reparieren ist nicht nur nachhaltig und spart Geld, es macht jede Menge Spaß“, stellt Wirth fest. „Wir sehen viele glückliche Gesichter, wenn die Reparatur gelingt.“ Mal ist es ein Schalter, mal hat sich ein Kabel gelockert. Und manchmal reicht es schon, die Kontakte zu säubern, wie bei der Digicam von Student Tom. Batteriesäure ist ausgelaufen, das Objektiv fährt nicht mehr zurück ins Gehäuse. Kontaktspray und eine gründliche Reinigung im Innern regeln den Fall. Oder der Föhn: Haare haben sich darin verwickelt, der Ventilator dreht sich nicht mehr schnell genug. Rat der Reparaturexperten: Zerlegen und das Lager reinigen, schon bläst er wieder wie neu.
Initiativen helfen bei Gründung eines eigenen Repair Cafés
„Aufschrauben und reingucken, einen Versuch ist das allemal wert“, sagt Wirth. Wichtig: Die Besucher sollen mitverfolgen, was der Experte tut. So können sie es beim nächsten Mal allein oder zeigen sogar anderen, wie es geht. Die Initiativen landauf, landab suchen immer wieder neue Helfer, am besten mit Technik-Wissen. Und viele finden Gefallen an der nachhaltigen Idee, werden Dauergast und denken um. Wirth: „Beim Kauf achten sie künftig auf Geräte, die man aufschrauben und reparieren kann.“
Rat und Gleichgesinnte findet man auf repaircafe.org oder reparatur-initiativen.de. Dort gibt es auch Tipps zur Gründung eines eigenen Repair Cafés. Und weil Treffen wegen Corona derzeit nicht überall möglich sind, wird das Wissen digital geteilt.