Berlin. Angesichts der politischen Umwälzungen und der Terror-Attacken wurden im letzten Jahr deutlich weniger Reisen in die Türkei gebucht. Ob das Land in diesem Sommer ein Comeback erleben wird, ist ungewiss. Deshalb bauen die Reiseveranstalter ihre Angebote in klassischen Reisezielen rund ums westliche Mittelmeer, die 2016 deutlich mehr Urlauber anzogen, weiter aus. Außerdem reagiert die Branche auf den Trend zu mehr Fernreisen und Kreuzfahrten.
Auf den Kanaren bietet Deutschlands Marktführer Tui rund 20 Prozent mehr Hotels an. Zudem stehe erstmals die Insel El Hierro im Katalog, die westlichste und kleinste Insel der Kanaren. Auf Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen, setzt in diesem Jahr verstärkt Veranstalter Thomas Cook.
Frühbuchungen zeigen, dass auch Griechenland stark im Kommen ist
In diesen unsicheren Zeiten zählt auch Griechenland zu den großen Gewinnern in der kommenden Urlaubssaison. Das zeigen die Frühbuchungen. Demnach stehen auf der Liste der zehn wachstumsstärksten Reiseziele der Deutschen allein fünf griechische Flughäfen. Die Daten stammen vom Dienstleister Traveltainment Market Analytics, der internationale Reiseportale wie weg.de, expedia.de und holidaycheck.de auswertet.
Die Deutschen können kommen: Pauschalist Tui beispielsweise bietet auf Kreta, Rhodos und Kos 40 Prozent mehr Hotels an, zusätzliche Kapazitäten haben auch die Konkurrenten in Griechenland geschaffen.
Auch die Auswahl an Fernreisen nimmt zu. So hat Tui in den USA 200 Hotels und 30 Rundreisen neu ins Programm aufgenommen, Alaska und das kanadische Yukon ergänzen das Angebot. Anbieter Dertours erweitert seine Reisen nach Kanada, wo in diesem Jahr die Staatsgründung vor 150 Jahren gefeiert wird.
Viele Urlauber wollen ihr Hotelzimmer stets dabeihaben. „Kreuzfahrten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit“, weiß Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband. Die Branche setzt auf Wachstum. So lassen beispielsweise die Reedereien Tui Cruises und Aida Cruises in den nächsten Jahren neue Schiffe aufs Meer. Schließlich träumt jeder dritte Deutsche von einer Reise auf einem Ozeanriesen, wie die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers bei einer Umfrage im letzten Herbst herausfand. Hinzu kommt, dass sich bei dieser Art Urlaub eine Krisenregion einfach umschiffen lässt.
Und die Deutschen sind bereit, sich den Spaß in der Ferne einiges kosten zu lassen. Nach Berechnungen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, die das Reiseverhalten der Bundesbürger untersucht, gaben die 2016 66 Milliarden Euro für die schönsten Wochen des Jahres aus (mehrtägige Kurztrips noch nicht eingerechnet). Auch jetzt erwarte die Branche „ein sehr gutes Reisejahr“.
Für den Urlaub müssen wir heute weniger arbeiten als früher
- Urlaubsreisen sind seit 1990 laut Statistischem Bundesamt im Schnitt um 41 Prozent teurer geworden. Trotzdem müssen wir heute dafür weniger arbeiten. Denn die durchschnittlichen Nettoverdienste sind in dieser Zeit um 81 Prozent gestiegen.
- Beispielrechnung: eine Woche Mallorca im Tui-Hotel „Riu San Francisco“ an der Playa de Palma. 1990 stand diese Reise ab umgerechnet 347 Euro pro Person im Doppelzimmer inklusive Halbpension und Flug im Sommerkatalog. Das Haus hatte zu dieser Zeit drei Sterne. Dafür musste der Durchschnittsverdiener damals 35 Stunden und 28 Minuten arbeiten, hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) errechnet.
- 2017 ist die gleiche Reise ab 529 Euro pro Person zu haben, das Hotel wurde auf viereinhalb Sterne aufgewertet. Für den Preis pro Person arbeitet der Durchschnittsverdiener jetzt 29 Stunden und 53 Minuten, das sind 5 Stunden und 35 Minuten weniger.
