Hamburg/Berlin. Runterladen, mitnehmen, anhören. Offline und unterwegs. Das geht mit Podcasts, schlauen Hörbeiträgen, die kostenlos im Internet erscheinen. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Portable on demand“ (pod) und „Broadcasting“ (deutsch: senden). Weltweit haben die Hörstücke inzwischen Millionen Fans. Sie kommen von Medienhäusern, Radiosendern, Firmen und Privatpersonen. Die Beiträge informieren und unterhalten – und vermitteln eine ganze Menge Wissen.

Wissen zum Mitnehmen

Spannende Themen gibt es zuhauf: egal ob man etwas über Marsexpeditionen erfahren, Kryptowährungen verstehen, vor dem nächsten Meeting schnell sein Englisch aufpolieren oder im Kollegenkreis über den jüngsten Spieltag der Bundesliga fachsimpeln will.

Sich auf einfache und unterhaltsame Art Wissen anzueignen, auch für den Beruf, das schätzen viele Podcast-Nutzer. „Pendel- und Wartezeiten lassen sich so gut überbrücken“, sagt Fabio Bacigalupo, Gründer von Podcast.de in Berlin, einem der größten deutschsprachigen Podcast-Verzeichnisse. Auf 35 Millionen Hörbeiträge hat es der Anbieter bereits gebracht.

Jeder dritte Deutsche greift regelmäßig auf die zeitversetzt abrufbaren Angebote zu, im Schnitt 30 Minuten pro Woche, fanden die Marktforscher von Splendid Research in Hamburg heraus.

Beim Pendeln, Putzen oder Joggen anhören

Wissens- und Nachrichtenformate sind demnach extrem beliebt. Doch nicht nur sie. Auch Krimis und Satire abonnieren die Hörer gerne. Knapp zwei Drittel der Konsumenten nutzen dazu ein Smartphone. Tablet oder Laptop setzen nur die Hälfte ein. Denn am häufigsten werden Podcasts während anderer Tätigkeiten abgespielt, schließlich hat man beim Hören die Hände frei. Mit einem spannenden Beitrag im Ohr wird selbst lästige Hausarbeit wie Putzen oder Bügeln erträglich. Und manche schwören sogar zum Einschlafen auf inspirierende Gedanken aus dem Kopfhörer.

Computertipps für den Job

Podcasts sind in der Regel einem bestimmten Themengebiet gewidmet – zum Beispiel Computertipps für den Job. Dazu finden sich teilweise mehrere Hundert Folgen. Diese sogenannten Episoden kann man einzeln anhören oder – wenn man Gefallen daran gefunden hat, die komplette Reihe abonnieren. So verpasst man keine Folge.

Falls das Gehörte doch nicht den eigenen Vorstellungen entspricht, ist das Abo mit einem Klick wieder weg. Denn das „Abonnieren“ kostet hier nichts. Es schafft lediglich die technische Voraussetzung dafür, dass die jeweils neueste Episode angezeigt und automatisch auf das eigene Gerät heruntergeladen wird. Dazu gibt es spezielle Programme, sogenannte Podcatcher. Besitzer von iPhones können die hauseigene App Podcasts nutzen oder weitere wie Down- und Overcast. Für Android-Nutzer geeignet sind etwa Pocket Casts (4,49 Euro), Podcast Addict oder AntennaPod (beide kostenfrei).

„Gute Podcasts findet man am besten über Empfehlungen“, sagt Experte Bacigalupo. Bei der Auswahl helfen Sortierung nach Themen sowie Charts und Lieblingslisten.

Suchen auf iTunes, Spotify und Deezer

Außerdem laden internationale Portale zum Stöbern ein, das größte Verzeichnis ist iTunes von Apple. Auch Streaming-Dienste wie Spotify und Deezer sowie Amazons Hörbuchtochter Audible bieten Podcasts an. Vorsicht: Im Gegensatz zu den vielen freien Angeboten, die man sonst im Netz findet, sind sie jedoch kostenpflichtig.

Jede Episode sollte ein Intro haben

„Ein guter Podcast wird regelmäßig bestückt, mindestens jedoch alle vier Wochen“, erklärt Bacigalupo. „Er besitzt ein wiedererkennbares Intro und gibt zu Beginn eine kurze Zusammenfassung, was einen in der Episode alles erwartet.“ Bei der Auswahl auf die Stimme des Sprechers achten, rät der Fachmann: „Schließlich hat man den Menschen direkt am Ohr.“ Wenn einen die Stimme nervt, ist selbst das interessanteste Thema auf Dauer unangenehm.

Entstanden ist das Podcasting übrigens in den USA. Sendungen wie „Serial“, in der ungeklärte Kriminalfälle aufgerollt werden, sind dort extrem populär und bringen es auf Downloads im zweistelligen Millionenbereich.

In Deutschland erschienen die ersten Sendungen vor rund zehn Jahren. „Doch erst jetzt sind mobile Geräte in der Breite verfügbar, um das Medium ausgiebig zu nutzen“, beobachtet Bacigalupo.

Es erscheinen immer mehr Podcasts

Auf diese Welle springen neben etablierten Medienanbietern immer weitere Podcast-Macher auf. „Es gibt mittlerweile erstaunlich gut gemachte Produktionen von Privatpersonen“, stellt Bacigalupo fest, nicht nur über Technik-Themen.

Wer sich gut mit einem Thema auskennt und sich mitteilen möchte, kann selbst Podcaster werden. Dafür braucht es gar nicht viel. Zum Aufnehmen genügen ein Handy oder Mikrofon. Dann fehlt nur noch ein ruhiger Raum. Zur Not tut es – wie bei den ersten Podcastern – zum Beispiel auch ein Kleiderschrank.