Köln. Vom nerdigen Rand mittenrein in den Mainstream – Audio-Podcasts, digitale Hörstücke zum Mitnehmen, werden immer populärer. Jeder dritte Deutsche ab 14 Jahren hat bereits mal reingehört. Und über zehn Millionen lauschen sogar regelmäßig Podcasts, meist übers Smartphone. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Goldmedia. Folge: Das Angebot wird stetig breiter, und auch die Wirtschaft hat die digitalen Hörstücke längst für sich entdeckt. Der Audio-Markt brummt – und ein Ende ist nicht in Hörweite!
NDR-Podcast mit Christian Drosten ultrabeliebt
Das liegt auch an Corona. Laut Goldmedia gibt fast die Hälfte der Befragten an, seit Ausbruch der Pandemie noch mehr Podcasts zu konsumieren als zuvor. Einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom zufolge ist das Corona-Virus auch das derzeit gefragteste Podcast-Thema. 83 Prozent der Podcast-Fans hören demnach Beiträge zu diesem Thema. Beliebtester Podcast hier: das „Coronavirus-Update“ des Virologen Christian Drosten. Die Produktion erreicht mittlerweile ein Millionenpublikum.
Von Comedy bis hin zum nischigsten Nischenthema
„Podcasts haben sich in der Breite durchgesetzt, sie sind zu einem zentralen Informationsmedium geworden“, sagt auch Bitkom-Experte Sebastian Klöß. Schätzungen zufolge sind derzeit weltweit etwa 1,4 Millionen verschiedene Formate mit rund 75 Millionen Episoden zum Download verfügbar. Die Bandbreite reicht von Comedy über News, True-Crime bis zu Selbstoptimierung, Sport oder dem nischigsten Nischenthema.
Zum beschleunigten Siegeszug beigetragen haben laut Bitkom dabei besonders zwei Dinge: „Der Produktionsaufwand hält sich in Grenzen, und inzwischen sind auf allen gängigen Plattformen die unterschiedlichsten Inhalte erhältlich“, so Klöß.
Spotify setzt auf breites Angebot von Podcasts
Auch die großen Musik-Streamingdienste mischen dabei längst am Markt mit. So investierte der schwedische Streaming-Pionier Spotify zuletzt rund 700 Millionen Dollar in seine Podcast-Offensive. Ein Fünftel des gesamten Audio-Angebots der Schweden soll zukünftig aus Podcasts bestehen.
Als ähnlich umtriebig erweist man sich bei Bertelsmann. Die vom Gütersloher Konzern bereits im vergangenen Jahr gegründete Podcast-Plattform „Audio Now“ hat inzwischen sechs Millionen User im Monat. Die Nutzung ist kostenlos, Geld will man mit Werbung verdienen.
Der typische Podcast-Hörer ist der Tagtraum jeder Marketing-Abteilung
Und da könnte einiges drin sein. Rund 14 Millionen Euro werden die Podcast-Werbeerlöse 2020 in Deutschland laut Bundesverband Digitale Wirtschaft betragen. Doch das dürfte nur der Anfang sein. Denn in den USA, in Sachen Podcasts ein paar Schritte weiter, sind es fast 500 Millionen.
Und: Von Audi über McDonald’s bis zum Hornbach-Baumarkt setzen derzeit immer mehr Wirtschaftsunternehmen auf die Kraft des gesprochenen Worts. Und produzieren gleich Firmen-Podcasts. Der Grund liegt auf der Hand: Laut einer Studie der Marketing-Plattform OMR ist der typische Podcast-Hörer: jung, gebildet – und offen für Werbung.