München/Köln/Berlin. Im Vorbeirennen schnell den leeren Kaffeebecher aus dem Gebüsch gefischt. Kurz gebückt und zwei Kippen aufgeklaubt. Zehn Meter weiter noch ein kleiner Stopp: Plastikflasche! Auch sie wandert in den Müllbeutel am Handgelenk.
Beim Laufen die Stadt aufräumen. Das nennt sich „Plogging“ – ein Mix aus Jogging und „plocka upp“ (schwedisch: „aufsammeln“). Die Idee stammt von Erik Ahlström, Umweltaktivist aus Stockholm. Ihn nervte beim Joggen der viele Müll am Straßenrand. Also las er ihn auf. Animierte Freunde zum Mitmachen, gründete die Plattform Plogga. Und schwupps wurde der Sport zum Trend, auch bei uns.
In fast jeder Stadt finden sich Gleichgesinnte für den Sport
Gemeinsam was für die Umwelt tun: „Damit lassen sich auch Menschen begeistern, die sich sonst nicht so gern bewegen“, sagt Sportwissenschaftler Julian Grzybowski aus Berlin. Plogging ist ganz leicht. Im Internet stößt man schnell auf Gleichgesinnte. Dazu einfach die Stadt plus „Plogging“ ins Suchportal eingeben. Oder in sozialen Netzwerken gucken, da schließen sich Gruppen zusammen (etwa „Plogging Germany“ auf Facebook). Im bunten Laufdress, mit Beutel und Schutzhandschuh, geht’s los. Bilder aus Köln, München oder Berlin (Instagram #plogging) zeigen es: In der Gruppe macht das sogar Spaß! Fitnesscoach Grzybowski hat Läufe begleitet und gibt Tipps.
Die Schlepperei dient als Work-out für die Arme
Stoppen, mit geradem Rücken in die Knie, wieder aufrichten, weiterlaufen: Das trainiert die Muskeln und verschafft Anfängern eine willkommene Pause zum Verschnaufen. Extra Übungen wie die Standwaage sind gut für Rücken und Gleichgewicht. Dips an der Parkbank dehnen die Brustmuskulatur (hinsetzen, Hände abstützen, Po nach unten führen, wieder hoch). Weil der Müllsack unterwegs immer schwerer wird, kommt obendrauf ein Work-out für die Arme. Die Natur dankt den Einsatz: Wer sich zigmal bückt, um alles aufzusammeln, wirft in Zukunft vielleicht nicht mehr so viel weg.