Eine neue Waschmaschine, ein schicker Fernseher oder gar ein neues Auto – Kunden, die gerade etwas knapp bei Kasse sind, bieten viele Händler Null-Prozent-Finanzierungen an, also Ratenzahlungen ohne Zinsen.
Die Werbung lockt mit kleinen, bequemen Monatsraten, die man locker nebenher stemmen kann, ohne auf andere Dinge zu verzichten. Doch Verbraucherschützer wissen, dass diese Rechnung manchmal nicht aufgeht. Stefanie Laag, Expertin für Verbraucherdarlehen und Finanzen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, kennt die Nachteile.
Fallstrick 1: Ob Fernseher oder Auto – der Kauf kann einen teuer zu stehen kommen
Eine Null-Prozent-Finanzierung ist keine Schnäppchengarantie. „Verbraucher sollten sich nicht von der günstigen Finanzierung blenden lassen, sondern erst einmal die Preise vergleichen“, empfiehlt Stefanie Laag. Vielleicht gibt es für den gewünschten Artikel ohne Finanzierung ja woanders deutlich preiswertere Angebote?
Bei manchen Produkten, beispielsweise einem neuen Auto, bekommt man außerdem erfahrungsgemäß häufig einen Preisnachlass, wenn man bar bezahlt. „Mit einer Null-Prozent-Finanzierung gibt es diesen Rabatt natürlich nicht“, sagt die Expertin. Bei den derzeit niedrigen Zinsen kann es deshalb günstiger sein, einen klassischen Konsumentenkredit bei der Bank abzuschließen, weil die Zinsen, die man dafür zahlen muss, insgesamt niedriger sind als der Rabatt, den man durch Barzahlung bekommt.
Fallstrick 2: Niedrige Einzelraten summieren sich zu hoher Monatsbelastung
Vielfach sind die Monatsraten bei den Null-Prozent-Angeboten verführerisch niedrig und verleiten dazu, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann. „Man sollte prüfen, ob die gesamte monatliche Belastung dadurch nicht insgesamt zu hoch wird, vor allem, wenn man mehrere Finanzierungen laufen hat“, warnt die Verbraucherschützerin.
So summieren sich beispielsweise sieben Null-Prozent-Finanzierungen mit minikleinen Raten von jeweils 30 Euro zu einer monatlichen Belastung von über 200 Euro pro Monat – und dieses Geld muss man erst mal übrighaben.
Fallstrick 3: Teure Restschuldversicherung versteckt sich hinter anderen Begriffen
Vielfach wird bei Null-Prozent-Finanzierungen eine Restschuldversicherung mit angeboten. Eine solche Versicherung springt ein, wenn man die Raten nicht mehr zahlen kann, weil die versicherte Person stirbt, manchmal auch bei Arbeitslosigkeit oder schweren Erkrankungen.
Dazu muss man wissen: Bekommt man die Null-Prozent-Finanzierung nur, wenn man eine solche Versicherung mit abschließt, muss der Anbieter laut Gesetz die Kosten für die Versicherung auch im „effektiven Jahreszins“ des Kredits mit ausweisen. Da die Versicherung nicht umsonst arbeitet, müssten dadurch im Angebot Kosten angegeben werden, selbst wenn der eigentliche Kredit kostenlos ist. Das wollen die Anbieter natürlich nicht so gerne.
Deshalb wird die Versicherung im Vertrag meist als „freiwillige Zusatzleistung“ bezeichnet, denn dadurch muss die Versicherungsprämie nicht im effektiven Jahreszins ausgewiesen werden. Die Versicherung will aber natürlich trotzdem bezahlt werden. Wie hoch die Versicherungsprämie ist, versteckt sich dann oft im Kleingedruckten.
„Verbraucher sollten sich nicht unter Druck setzen lassen und genau prüfen, ob sie diese Versicherung tatsächlich benötigen und was sie kostet“, empfiehlt Expertin Stefanie Laag.
Da solche Policen nach Erfahrungen von Verbraucherschützern häufig relativ teuer sind und außerdem ungünstige Bedingungen haben, sind sie in vielen Fällen völlig überflüssig. Das Gleiche gilt auch für weitere Zusatzleistungen, die beim Abschluss einer Null-Prozent-Finanzierung gerne mit angeboten werden, und natürlich ebenfalls Geld kosten, beispielsweise Garantieverlängerungen.
Fallstrick 4: Zinsfreiheit nur am Anfang
Einige Null-Prozent-Finanzierungen sind so gestrickt, dass der Kredit nur in den ersten Monaten wirklich zinsfrei ist, während danach aber oft sehr hohe Zinsen von manchmal 16 Prozent und mehr verlangt werden.
„Bei niedrigen Monatsraten schafft man es meistens nicht, den Kredit innerhalb der zinsfreien Zeit zurückzuzahlen, sodass in der Gesamtrechnung dann trotzdem noch happige Zinsen fällig werden“, warnt Stefanie Laag. Verbraucher sollten also genau nachfragen, ob die Zinsfreiheit wirklich für die gesamte Laufzeit gilt. Wenn nicht, sollte man die Rate so hoch wählen, dass der Kredit bis zum Ende der Zinsfreiheit auch wirklich komplett zurückgezahlt wird.
Fallstrick 5: Aus einem Ratenkredit ist im Vertrag ein Rahmenkredit geworden
Vor der Unterschrift unter den Vertrag sollte man genau prüfen, um welchen Typ Kredit es sich überhaupt handelt. Rahmenkredit oder Ratenkredit, das klingt zwar ähnlich, ist aber etwas völlig anderes. Ein Ratenkredit ist ein Kredit über eine bestimmte Summe, beispielsweise 1.000 Euro für ein neues Fernsehgerät, die dann Monat für Monat zurückgezahlt werden muss.
Eine Rahmenkredit dagegen ist, wie der Name schon anklingen lässt, ein Kreditrahmen, den man nach Belieben ausnutzen kann. Das funktioniert ähnlich wie beim Dispo. Bei einem Rahmenkredit von 3.000 Euro kann der Kunde also beliebige Einzelbeträge abrufen, bis insgesamt 3.000 Euro erreicht sind. Er könnte sich also beispielsweise erst einen Fernseher für 1.000 Euro und anschließend noch eine Waschmaschine für 500 Euro und danach noch weitere Waren im Wert von 1.500 Euro damit finanzieren.
„Bei solchen Rahmenkrediten ist häufig nicht jede einzelne Verfügung zinsfrei, sondern nur die erste, und für alle weiteren sind dann happige Zinsen fällig“, warnt Verbraucherschützerin Laag. Manchmal läuft die Zinsfreiheit auch nur für die ersten Monate des Kredits, und danach sind Zinsen fällig. Dabei gibt es zahllose unterschiedliche Varianten. Die angebotenen Vertragskonstruktionen ändern sich nach Erfahrungen von Stefanie Laag ständig. Man muss das Kleingedruckte also ganz genau studieren.
Fallstrick 6: Die Null-Finanzierung ist mit Kombikrediten verbunden
Bei manchen Null-Prozent-Finanzierungen bekommt der Kunde auch gleich zwei Kredite auf einmal verpasst: Zum einen den Ratenkredit für das Produkt, das er gerade erwerben möchte. Zum anderen einen zusätzlichen Rahmenkredit, bei dem normalerweise saftige Zinsen fällig werden.
„Wer den zusätzlichen Rahmenkredit weder braucht noch will, sollte von Anfang an darauf verzichten“, empfiehlt die Expertin. Zum einen sind die Zinsen für diesen Rahmenkredit erfahrungsgemäß fast immer so hoch, dass es überhaupt nicht empfehlenswert ist, ihn in Anspruch zu nehmen. Zum anderen hat man durch einen bestehenden Rahmenkredit in der Regel einen Eintrag in der Schufa, und zwar auch dann, wenn man ihn gar nicht nutzt.