Heizungen in deutschen Privathäusern sind mit einem Durchschnittsalter von knapp 18 Jahren häufig veraltet – und verbrauchen deutlich mehr Energie als neue Technik. Mit einer modernen Heizung ließe sich also nicht nur ordentlich Geld sparen, sondern auch die Umwelt schonen, weil neue Anlagen weniger Brennstoff benötigen.

Neue Heizung ohne eigene Investition

Doch eine neue Heizung einbauen zu lassen, kostet auf einen Schlag etliche Tausend Euro – eine Summe, die viele vor der Modernisierung zurückschrecken lässt. Das sogenannte Heizungs-Contracting bietet dagegen eine Möglichkeit, ohne große eigene Investition zu einer neuen Heizung zu kommen. Nachdem es bisher fast nur bei Gebäuden ab 1.000 Quadratmeter Größe zum Einsatz gekommen ist, gibt es nun auch vermehrt Angebote, die für kleinere Wohnhäuser oder Eigenheime infrage kommen.

Das Grundprinzip des Heizungs-Contractings ist einfach: Der Hauseigentümer schließt mit einem Anbieter (Contractor) einen Vertrag über den Einbau einer Heizungsanlage ab, die der Anbieter auch finanziert, und zahlt dafür einen festen monatlichen Betrag. Dafür übernimmt der Anbieter – das sind etwa örtliche Energieversorger oder Heizungsfachbetriebe – den Einbau einer neuen Heizung und sorgt zudem für Wartung und Instandhaltung. Wird auch die Lieferung des Brennstoffs mit in den Vertrag aufgenommen, spricht man von Wärme-Contracting, das jedoch eher bei größeren Objekten zum Einsatz kommt und sich weniger an Einfamilienhausbesitzer wendet.

Der Eigentümer muss sich weder mit technischen Details herumschlagen, noch während der Vertragslaufzeit, die oft zehn Jahre beträgt, um Weiteres kümmern. Dafür zahlt der Hauseigentümer monatlich 100 bis 200 Euro an den Contractor, so die Erfahrung von Martin Brandis, Experte der Energieberatung der Verbraucherzentrale in Berlin.

Auf die Gesamtkosten achten

Das klingt erst mal unkompliziert. Dennoch gibt es einiges zu bedenken, bevor man sich für ein solches Angebot entschließt. Denn natürlich lässt sich der Contractor auch etwa für die Finanzierung der Heizung bezahlen. „Über die Vertragslaufzeit von zehn Jahren ist eine solche Lösung in der Regel teurer, als wenn man den Einbau einer neuen Heizung auf eigene Kosten veranlasst“, sagt Brandis. So kann es unter Umständen günstiger sein, hierfür einen regulären Kredit aufzunehmen und damit die Heizanlage zu bezahlen.

Zudem können Contracting-Kunden nicht direkt von den staatlichen Zuschüssen profitieren, die beispielsweise bei der KfW für eine Heizungserneuerung beantragt werden können. Diese Förderprogramme kann nur der Contractor in Anspruch nehmen, der diesen Vorteil über den Preis allerdings an den Kunden weitergeben kann.

Unflexibel durch lange Vertragslaufzeiten

Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus den langen Vertragslaufzeiten, gibt Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima zu bedenken: „Endkunden sind in ihren Entscheidungen für lange Zeit nicht mehr flexibel und können durch die vielen mit eingepreisten Leistungen zum Beispiel die Energiepreise am Markt kaum noch vergleichen.“ Wenn die Lieferung des Brennstoffs mit in den Vertrag eingeschlossen ist, ist etwa auch der Wechsel zu einem günstigeren Energieversorger zwischendurch nicht möglich.

Welche Leistungen in den Contracting-Vertrag aufgenommen werden, kann individuell vereinbart werden. Das fängt mit der Demontage und Entsorgung der alten Heizung an, geht weiter über die Finanzierung und den Einbau einer neuen Anlage bis zum Einkauf des Brennstoffs und der Bereitstellung einer Service-Hotline, falls es mal Probleme gibt.

Wichtig ist auch, schon früher an später zu denken: In den Vertrag gehört eine Regelung, die festlegt, was am Ende der Vertragslaufzeit geschieht, so Energieexperte Brandis. Auch hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten: So kann die Anlage gegen Zahlung eines Restpreises in das Eigentum des Hausbesitzers übergehen. Eine andere Option ist der Ausbau der Heizung. Möglich ist auch die Verlängerung des Vertrags oder ein Neuabschluss, der wiederum mit einem neuen Gerät einhergeht.

Vor Vertragsabschluss beraten lassen

Die Vielfalt der Varianten macht die Contracting-Angebote für die Kunden nur schwer vergleichbar, so Verbandssprecher Ebisch, da auch der Wettbewerb über den Preis noch weitgehend fehlt. Er rät daher Interessenten: „Jeder sollte sich genau fragen, ob die höheren Kosten für den Erhalt einer ‚Energiedienstleistung‘ gerechtfertigt sind, und sich zudem der langen Vertragsbindung bewusst sein.“

Auch Verbraucherschützer Brandis warnt vor schnellen Vertragsabschlüssen: „Bevor man ein Contracting-Angebot annimmt, sollte man sich unbedingt bei einer unabhängigen Energieberatung informieren und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten durchrechnen.“