Mainz. Als Strom noch billig war, galten Nachtstromspeicherheizungen als kostengünstig. Doch das ist lange her... und inzwischen sind sie ein teures Auslaufmodell. Nach Angaben der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz heizen nur noch knapp 5 Prozent aller Haushalte mit Strom – und trotzdem ziehen allein die Nachtstromspeicherheizungen rund 10 Prozent des gesamten privaten Stromverbrauchs in Deutschland! Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie/Bauen bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, hat uns die wichtigsten Fragen zum teuren Thema beantwortet.

Sind die Nachtstromspeicherheizungen nicht inzwischen verboten?

Nein. Tatsächlich war zwischen 2009 und 2013 in bestimmten Fällen bei Mehrfamilienhäusern eine Austauschpflicht vorgesehen. Das gilt inzwischen aber nicht mehr. Selbst sehr alte Geräte dürfen also weiter betrieben werden.

Muss ein Vermieter dann nicht irgendwann uralte Stromspeicherheizungen gegen moderne Geräte austauschen?

Wieder nein: Solange die Heizung funktioniert, hat der Mieter keinen Anspruch auf ein modernes Gerät. Erfahrungsgemäß lohnt sich übrigens ein solcher Austausch selbst von sehr alten Geräten wirtschaftlich nicht. Nur bei asbesthaltigen Geräten kann der Mieter unter bestimmten Umständen Anspruch auf eine neue Heizung haben, sofern von der bestehenden eine konkrete Gesundheitsgefahr ausgeht. Das muss aber immer im Einzelfall geprüft werden.

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Sind Nachtstromspeicherheizungen eigentlich wirklich so teuer, wie man immer sagt?

Ja: Eine Kilowattstunde Nachtstrom kostet derzeit im Durchschnitt rund 20 Cent – eine Kilowattstunde Erdgas nur etwa 5 Cent. Im Vergleich sind die Energiebezugskosten bei der Nachtstromspeicherheizung momentan also rund viermal so hoch. Allerdings heizen Nutzer von Nachtstromspeicherheizungen erfahrungsgemäß besonders sparsam: Viele heizen beispielsweise nicht die gesamte Wohnung, sondern nur einzelne Zimmer, in denen sie sich tatsächlich aufhalten. Damit eine Nachtstromspeicherheizung überhaupt bezahlbar bleibt, ist die richtige Bedienung sehr wichtig. Dazu hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ein Infoblatt zum PDF-Download herausgebracht.

Lohnt sich also ein Wechsel des Stromanbieters – und kann man in der Praxis überhaupt wechseln?

Grundsätzlich kann man inzwischen auch den Anbieter für Nachtstrom wechseln, was früher viele Jahre lang nicht möglich war. Die gängigen Vergleichsportale bieten dazu entsprechende Tarifvergleiche an. Damit die Ergebnisse stimmen, sollte man allerdings genau darauf achten, welchen Stromzähler man hat, beispielsweise einen Zwei-Tarif-Zähler oder zwei getrennte Zähler. Auch die Region und der jährliche Verbrauch spielen eine Rolle, man muss den Einzelfall durchrechnen. Manchmal spart man nur wenige Euro pro Jahr – manchmal können es auch mehrere Hundert Euro sein! Wie immer bei Strompreisvergleichen sollte man übrigens darauf achten, ob der Tarif nur im ersten Jahr gilt, weil ein Wechselbonus einkalkuliert ist, oder ob es sich um ein dauerhaft günstiges Angebot handelt.

Lohnt sich für Eigentümer der Umstieg von Nachtstrom auf einen anderen Energieträger, beispielsweise Gas oder Öl?

Langfristig kann sich das lohnen. Auch das muss man aber im Einzelfall durchkalkulieren, eine neue Heizungsanlage kann leicht 10.000 bis 15.000 Euro kosten. Viele befürchten bei einem solchen Umstieg auch einen enormen Modernisierungsaufwand. In der Praxis ist dieser Aufwand aber häufig deutlich geringer als erwartet, weil man die neuen Rohre unter den Fußleisten verlegen kann: Es entsteht also meist viel weniger Schmutz, als man glaubt. Plant man ohnehin die Komplettsanierung einer alten Immobilie, ist ein Austausch der Heizungsanlage in den meisten Fällen empfehlenswert.