Mathe fünf, Physik fünf, Französisch vier: Versetzung gefährdet. Hilfe bei schlechten Noten versprechen Online-Lernplattformen wie Sofatutor, Scoyo, Learnattack oder kapiert.de. Aber wie findet man das passende Angebot? Tipps von Experten.

Probleme in der Schule: Was ist der Grund dafür?

Bevor Eltern viel Geld zum Nachhilfelehrer tragen oder an eine Onlineplattform überweisen, sollten sie den Grund für die Lernprobleme finden. Die können vielfältig sein: Mobbing, ein Schulwechsel, Überforderung oder die beginnende Pubertät bis hin zu nicht erkannten Unverträglichkeiten oder Allergien. Das alles setzt Kinder unter Stress und wirkt sich auf ihre Lernleistung aus. „Wenn Lernprobleme auftauchen, sollten Eltern zuerst das Gespräch mit Lehrern oder Betreuern suchen, um die Ursache zu finden“, rät Birgit Aust, Schulpsychologin in Frankfurt am Main.

Hilfe notwendig: Was eignet sich am besten – Nachhilfekurs oder Lernplattform?

Hilfe notwendig: Was eignet sich am besten – Nachhilfekurs oder Lernplattform? Ist das geklärt, stellt sich die Frage, wie man dem Nachwuchs am besten helfen kann: mit Nachhilfeunterricht, wie ihn schon etwa 1,2 Millionen Schüler in Deutschland in Anspruch nehmen, oder mit der Online-Variante? Für was man sich entscheidet, sollte von den Bedürfnissen des Kindes abhängen. Weder der Preis noch die Zeitersparnis, die das Online-Arbeiten zu Hause womöglich bringt, sollten deshalb die wichtigsten Entscheidungskriterien sein.

Erfolgreich online lernen: Wie selbstständig geht der Nachwuchs da ran?

Erste Hinweise, in welche Richtung es gehen kann, gibt der Lerntyp. Paukt der Nachwuchs selbstständig oder lässt er sich ablenken? Bricht er Dinge schnell ab, wenn es mal schwieriger wird oder verschiebt er gern Hausaufgaben auf den letzten Drücker? Dann verspricht eher der persönliche Kontakt zu einer Lehrperson in einer Nachhilfestunde den Erfolg. Oder ist er ehrgeizig, bearbeitet Hausaufgaben allein und organisiert sich gut? Informieren Sie sich deshalb erst beim Lehrer über die Lerneigenschaften ihres Kindes. Denn: „Das Online-Lernen braucht viel Selbstdisziplin und Eigenorganisation“, so Uwe Sander, Professor an der Fakultät für Erziehungswissenschaften an der Universität Bielefeld. Bei Grundschülern etwa hält der Lernexperte es für erforderlich, dass Eltern ihren Nachwuchs beim Online-Lernen begleiten und nicht einfach vor den Computer setzen.

Klare Festlegung: Was will man mit einer Online-Plattform verbessern?

Neben dem Lerntyp ist für die Art der Unterstützung auch die Schwere der Probleme entscheidend. Für Kinder, die unter handfesten Lernstörungen wie einer Lese- und Rechtschreibschwäche leiden, ist die Online-Nachhilfe nichts. „Sie sind völlig überfordert, ihre Probleme mit Lernvideos und anschließenden Übungen in den Griff zu bekommen“, so Cornelia Sussieck vom Bundesverband der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen. Kinder hingegen, die vereinzelte Lernlücken haben und diese auch genau benennen können, seien durchaus in der Lage, diese mit Lernvideos oder interaktiven Arbeitsblättern zu schließen.

Auswahl der Plattform: Gibt es einen Test-Account?

Wenn die Entscheidung für die Online-Nachhilfe gefallen ist, sollte man sich im Netz über die einzelnen Angebote informieren. Oft geben auch Lehrer Empfehlungen. Manche bereiten ihren Unterricht sogar mit solchen Online-Hilfen selbst vor. Viele Anbieter gewähren zu Testzwecken kostenlose oder günstigere Zugänge für einen Monat, wenn man sich online anmeldet. Bei anderen kann man online Gutschein-Codes für einen Zugang einlösen. Auf jeden Fall lohnt es sich, bei den im Internet angegebenen Hotlines nachzufragen, ob ein Schnupperangebot möglich ist. Damit können Eltern gemeinsam mit dem Nachwuchs verschiedene Angebote testen und herausfinden, mit welchem das Kind am besten arbeiten kann.

Angebote checken: Was ist wirklich notwendig?

Egal welche Plattform man wählt, alle setzen auf Multimedia: Es gibt Lernvideos, Vokabel-Apps und Lexika oder interaktive Übungen und Tests, in denen etwa über eingescannte QR-Codes Audiodateien abgespielt werden können. Solche Angebote gehören mittlerweile zum Standard. Wichtig ist auch die Anzahl der Fächer und für welche Jahrgänge das Portal geeignet ist. Es gibt Lernplattformen, die sich auf Grundschulen spezialisiert haben, andere Online-Dienste bieten Material für die Mittelstufe bis zu zehnten Klasse und darüber hinaus. Das Angebot sollte sich eng an die in den einzelnen Ländern gültigen Lehrpläne halten. Einen interessanten Weg geht dabei zum Beispiel der Westermann-Verlag mit der Schulversion seiner Online-Lernplattform kapiert.de. Mit einem Schul-Account können Lehrer ihren Schülern individuell zugeschnittene Lerninhalte zur Verfügung stellen, die diese dann zu Hause eigenständig bearbeiten. Über den Lernfortschritt erhält der jeweilige Lehrer eine Auswertung. Darüber hinaus bieten einige Plattformen mittlerweile Zusatzangebote wie Hausaufgabenhilfe per Whatsapp, Video-Einzelunterricht oder Nachhilfe via Skype an.

Auf Qualität achten: Wer erstellt die Lerninhalte der Website?

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl ist die Qualität. Für didaktisch gute Inhalte spricht etwa die Aus- und Weiterbildung der verantwortlichen Lehrer, die die Lerninhalte einstellen und pflegen. „Wenn der Kunde hierzu auf der Internetseite keine Informationen findet, sollte er den Betreiber anschreiben und nach der Qualifikation und dem Aufnahmeverfahren der Plattform fragen“, rät Expertin Cornelia Sussiek. Dabei sollte es sich mindestens um Studenten des jeweiligen Unterrichtsfachs handeln, noch besser sind ausgebildete Lehrer, die schon im Schuldienst gearbeitet haben.

Zu guter Letzt: Welche Lern-Umgebung ist die richtige?

Mit der Entscheidung für eine Lernplattform ist es allerdings noch nicht getan. Es braucht auch die richtige Umgebung. „Geht ein Schüler zur Nachhilfestunde, dann schaltet das Gehirn auf Pauken um“, erklärt Sussieck. Eine ähnliche Umgebung sollte man deshalb auch zu Hause schaffen. Je nach Lerntyp ist ein ruhiger Bereich, etwa das eigene Zimmer und ein eigener Zugang zum PC, nötig. Was auf jeden Fall nicht funktioniere, so die Expertin: Der Computer auf dem Küchentisch, um den noch die Geschwister herumtoben. In diesem Zusammenhang sollten Eltern auch die Frage klären, ob Sohn oder Tochter über einen eigenen Computer mit Internet-Zugang verfügen darf.