Berlin. Schlagzeug, Piano, Gitarre – schon klasse, wenn man so ein Instrument beherrscht. Früher hieß das: Ab in die Musikschule. Heute geht das bequemer – dank Digitalisierung. Immer mehr Online-Plattformen, Video-Tutorials oder sogar Apps bieten musikalische Ausbildung und schnelle Erfolge via „eLearning“.

„Wer einfach Songs spielen möchte oder sich nicht lange mit Notenlernen befassen will, für den sind Online-Musikschulen eine Alternative“, sagt Matthias Krebs, Leiter der „Forschungsstelle Appmusik“ an der Universität der Künste in Berlin. Vorteile der digitalen Musiklehrer: „Man kann sich die Zeit frei einteilen, und kostengünstig sind die Angebote häufig auch“, so der App-Experte.

Musizieren liegt voll im Trend

Zwar muss die gute alte Musikschule ihre Zukunft noch nicht in Moll sehen. Denn: Musizieren liegt insgesamt im Trend. Laut dem Verband deutscher Musikschulen besuchen derzeit 1,5 Millionen Schüler eine „analoge“ Musikschule – 60 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Doch die digitalen Angebote sind mittlerweile ernst zu nehmende Konkurrenz. „Es gibt eine große Bandbreite an interessanten Lernkonzepten und Funktionsumfängen“, betont Krebs.

    Die Berliner eLearning-Plattform Skoove beispielsweise hat mit dem Fraunhofer-Institut einen Audio-Analyse-Algorithmus entwickelt, der das Spiel des Schülers über das Mikro des Tablets oder Handys analysiert. Anschließend gibt die Software individuelles Feedback und Hilfestellungen.

    Das Konzept kommt an: Weltweit wurden bereits über eine Million Skoove-Lektionen gespielt. Unlängst sammelte das Unternehmen weitere 3 Millionen Euro Wagniskapital ein. Ziel: „Technologie, Didaktik und Kundenstamm weiter ausbauen“, so Gründer Florian Plenge.

    Die oft gehörte Kritik, digitale Angebote vermittelten nur oberflächiges Musikwissen, will Wissenschaftler Matthias Krebs übrigens nicht länger gelten lassen. „Die informellen Praktiken funktionieren gut. Und Jimmy Hendrix war schließlich auch nie in einer Musikschule.“

    Akkorde, Riffs und knackige Solos online üben

    • Klavier: Kostenlos lassen sich mit „Skoove“ 25 Lektionen abrufen, für 19,99 Euro pro Monat gibt es neben Hunderten Videos auch persönliche Lernbegleitung sowie speziell entwickelte Kurse. Alternative: „Flowkey“. Vom Notenlesen über Akkordlehre bis hin zum Nachspielen großer Piano-Hits ist hier alles dabei. Auch Flowkey hat eine automatische Tonerkennung im Programm. Kosten: 19,99 Euro pro Monat, günstiger wird’s im Jahresabo für derzeit rund 120 Euro.
    • Gitarre: Die englischsprachige Plattform „Yousician“ setzt auf den Gamification-Ansatz. Spielt man gestellte Aufgaben korrekt nach, werden neue Übungs-Level freigeschaltet. Die Basisversion ist kostenlos, die Premium-Variante bietet mehr Lehrvideos. Alternativen: „Music2Me“, kostet 15 Euro monatlich, viele Lehrvideos sowie Übungsmodi.
    • Schlagzeug: Auf der Web-Plattform „OpenMusicSchool“ finden angehende Drummer Online-Videos in nach Schwierigkeiten abgestuften verschiedenen Kategorien – von „Songs nachspielen“ bis „Spieltechniken und Stile“. Für den Jahrespreis von 99 Euro stehen ingesamt 3.000 Video-Tutorials offen. Alternative: „Drum-Mind“ offeriert neben Video-Tutorials für Anfänger auch Live-Coachings für Fortgeschrittene via Skype.