Zinsflaute in Deutschland. Sind Münzen eine gute Alternative für die Geldanlage? Einmal gekauft, hat man sie schließlich sicher in der eigenen Hand. Und immer wieder hört man doch von gigantischen Wertsteigerungen. Kein Wunder, dass Münzen aller Art und Herkunft auch beliebte (Weihnachts-)Geschenke sind. Sie machen mehr her als schnödes Bargeld und versprechen in Zukunft eine schöne Rendite für den Beschenkten. Doch tatsächlich lohnen Münzen als Anlage nur in ganz bestimmten Fällen.
Zwischen Anlagemünzen und Sammlermünzen unterscheiden
Im Münzbereich unterscheidet man generell zwischen Anlagemünzen in unbegrenzter Auflage – wie etwa Krügerrand aus Südafrika oder Maple Leaf aus Kanada – und Sammlermünzen: Sondereditionen in geringer Auflage. Bei Anlagemünzen geht es um den Edelmetallwert, bei Sammlermünzen um den Seltenheitswert.
„Wer Sammlermünzen als Geldanlage anschaffen will, braucht vertieftes Expertenwissen“, sagt Christian Urban, Jurist in der Gruppe Finanzen und Versicherungen der Verbraucherzentrale NRW. „Welche Münzen im Wert steigen, kann man wirklich nur dann einigermaßen einschätzen, wenn man den Sammlermarkt ganz genau kennt.“ Für jeden anderen sei das kaum schätzbar. „Eine hohe Auflage von Sammlermünzen spricht eher gegen eine große Wertsteigerung.“
Bei Geldanlagemünzen geht es nicht um Sammlerwerte. „Bei Krügerrand, Maple Leaf und Co. spekuliert der Anleger auf einen steigenden Edelmetallpreis – bei einer Goldmünze also auf einen steigenden Goldpreis“, erklärt der Experte der Verbraucherzentrale. „Aber das ist eben ein Blick in die Glaskugel. Steigt der Goldpreis, kann man Gewinn machen. Fällt er, bekommt man für die Münze weniger als beim Kauf.“
Differenzen bei An- und Verkauf
Generell ist bei Anlagemünzen zu beachten: Der Verkaufspreis ist immer höher als der Ankaufspreis. „Die entsprechende Differenz muss also erst einmal durch Kurssteigerungen ausgeglichen werden, bevor man die Münze tatsächlich mit Gewinn verkaufen kann“, so Urban. „Den Goldpreis muss man dementsprechend immer im Auge behalten.“
Große Kursschwankungen
Besonders beim Verkauf unter Zeitdruck – etwa weil man das Geld dringend braucht – besteht die Gefahr, dass die Kurse gerade ungünstig sind. Und dann muss man Verluste hinnehmen. „Münzen sind keine risikoarme Anlage“, gibt Urban zu bedenken. Der Goldpreis ist beispielsweise sehr volatil, das heißt: Er unterliegt großen Wertschwankungen.
„Wer 2008 Gold gekauft hat und es heute verkauft, macht Gewinn. Wer dagegen erst Ende 2010 gekauft hat, erleidet bei einem Verkauf derzeit Verluste“, weiß Urban zu berichten. Gleiches gilt für den Silberpreis.
Wo gibt es Münzen?
Sowohl reine Sammler- als auch Anlagemünzen bekommt man etwa bei Banken, Münzhäusern und Edelmetallhändlern. Achtung: „Nicht alle Verkäufer kaufen die Münzen später auch wieder zurück“, warnt Urban. „Wer sich für Münzen entscheidet, sollte daher im Vorfeld klären, wo er sie bei Bedarf wieder verkaufen kann.“
Steuern im Auge behalten
Gewinne aus dem Verkauf von Goldmünzen sind steuerfrei, wenn das Edelmetall länger als ein Jahr im Besitz des Verkäufers war. Verkauft man vor Ablauf eines Jahres, müssen die Gewinne ab einer Höhe von 600 Euro versteuert werden.
Die Mehrwertsteuer entfällt beim Goldmünzenkauf, wenn die Münzen einen Goldgehalt von mindestens 900 Tausendstel haben (also 90 Prozent des Gewichtes der Münze aus Gold sind), nach dem Jahr 1800 geprägt wurden und in ihrem Herkunftsland als gesetzliches Zahlungsmittel gelten oder früher mal gegolten haben. Das ist zum Beispiel bei Krügerrand, dem goldenen Maple Leaf, American Eagle, Britannia, Wiener Philharmoniker oder Nugget der Fall.
Bei Silbermünzen ist es etwas komplizierter: Solche von außerhalb der EU, die als gesetzliches Zahlungsmittel deklariert sind, dürfen differenzbesteuert verkauft werden. Das heißt: Der Händler muss mit dem Einfuhrumsatz-Steuersatz von 7 Prozent versteuern und nicht mit den kompletten 19 Prozent Umsatzsteuer. Der Kunde zahlt dann nicht 19 Prozent Mehrwertsteuer, sondern 7 Prozent. Wie auch bei Goldmünzen sind Gewinne aus dem Silbermünzenverkauf steuerfrei, wenn das Silber mehr als ein Jahr im Besitz des Verkäufers war.
Sowohl bei Gold- als auch bei Silbermünzen müssen außerdem die Währungsschwankungen des Euro- zum Dollarkurs beachtet werden. Denn beide Feinmetallpreise werden in Dollar ermittelt.
Stückelung: Je größer desto besser
Anlagemünzen sind in unterschiedlichsten Stückelungen erhältlich: von 1/20 Unze über 1/10, 1/4 und 1/2 bis hin zu einer 1 Unze – letzte entspricht 31,10 Gramm. Es gibt aber auch Münzen bis zu einem Kilo, sogar 100-Kilo-Münzen wurden bisweilen geprägt. Je höher das Gewicht, desto geringer ist die Differenz zwischen reinem Edelmetall- und dem tatsächlichen Verkaufspreis.
Heißt: Für eine kleine Stückelung zahlt man im Verhältnis deutlich mehr beim Ankauf. „Je kleiner die Stückelung, desto teurer sind die Münzen in Relation zum Goldpreis“, sagt Christian Urban. Eine größere Stückelung verspricht also eher einen Gewinn als eine kleinere.
Sicher aufbewahren
Wohin mit den teuren Anlage- und Sammlermünzen, im Portemonnaie haben sie schließlich nichts zu suchen? „Lagert man die Münzen zu Hause, bleibt das Risiko eines Diebstahls, wenn jemand in die Wohnung einbricht“, sagt Urban. „Sicherer sind sie im Bankschließfach, dann muss man aber die Kosten für das Schließfach mit in die Kalkulation einbeziehen. Das bedeutet, dass man eine noch höhere Wertsteigerung abwarten muss, bis sich der Verkauf lohnt.“
Was taugt die Münze „25 Jahre Deutsche Einheit“?
Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit hat die Bundesrepublik erstmals eine 25-Euro-Sondermünze herausgegeben. Die große Silbermünze soll Sammlerstück und Zahlungsmittel zugleich sein. Das bedeutet: 25 Euro bekommt man für sie immer wieder garantiert zurück. Viele hoffen aber darauf, dass die Münze bald schon viel mehr Wert sein wird, weil sich Sammler um sie reißen.
Doch Käufer müssen wissen: Es gibt die Sondermünze in zwei Varianten: in der Standardanfertigung „Stempelglanz“ – mit einer Prägequalität wie unsere normalen Standardmünzen – sowie in der hochwertigeren Sonderanfertigung „Spiegelglanz“ mit poliertem Prägestempel.
Letztere war schon nach wenigen Tagen ausverkauft, denn es wurden nur 250.000 Stück aufgelegt. Von der Standardvariante gibt es hingegen 2,25 Millionen Stück. Und genau das macht den Unterschied. „Auf große Wertsteigerungen sollte man nicht hoffen“, so Urban. „Dafür ist die Auflage zumindest bei der Prägequalität ,Stempelglanz‘ einfach zu hoch.“
Zudem, so mahnt der Experte, könne es aus Unkenntnis über die Eignung als Zahlungsmittel Einschränkungen bei der Einlösung geben: Geschäfte könnten die Annahme verweigern, weil sie die Münze einfach nicht kennen.
Doch nach dem Münzrecht in der Euro-Zone sind diese Sondermünzen in dem Land offizielles Zahlungsmittel, von dem sie auch herausgegeben wurden. Banken werden einem die 25 Euro also immer auszahlen. Aber man will ja nicht nur den Nennwert zurück, wenn man sich Münzen als Geldanlage zulegt, sondern eben auch Gewinn machen. Und da sieht es bei der neuen Gedenkmünze nicht glänzend aus.