Hamburg. Walzer ist Pflicht, Swing die Kür: Wer demnächst beim Tanz in den Mai auf dem Parkett glänzen möchte, sollte die Schritte kennen. „West Coast Swing“ heißt die Retro-Mischung aus Swing, Boogie und Jive, die derzeit aus den USA nach Deutschland schwappt und von Experten schon als Tanz des Jahres gehandelt wird.

In der Freizeit tanzen unter Profi-Anleitung – das ist bei den Deutschen wieder in Mode. 2,5 Millionen Menschen besuchen im Jahr allein die rund 800 Schulen vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband in Hamburg. Tendenz steigend. „Die Branche hat die Rückgänge in den Jahren nach der Wirtschaftskrise gut weggesteckt“, sagt Verbandssprecher Christian Götsch. Insgesamt gibt es bundesweit etwa 2.500 Tanzschulen, schätzt der Fachmann.

Eine zunehmende Beliebtheit des Sports beobachtet auch Helge von Oehsen, Inhaber der gleichnamigen Tanzschule im niedersächsischen Wilhelmshaven. Zwischen 500 und 600 Menschen schwingen bei ihm pro Woche das Tanzbein. „Die Zahl der Anmeldungen ist bei uns in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, sagt er.

Nachgefragt werden nach wie vor Standardtänze wie Walzer und Foxtrott ebenso wie Discofox und Cha-Cha-Cha. Crash-Kurse für Hochzeiten und Schulbälle laufen konstant gut. Doch von Oehsen betont: „Von klassischen Kursen alleine kann heute keine Tanzschule mehr leben.“ Vielmehr haben sich Lehrgänge zu Salsa-Varianten, Rock ’n’ Roll, Breakdance, Hip-Hop und Modetänzen wie West Coast Swing zu wichtigen Umsatzsäulen entwickelt.

„Tanzen ist Animation, die Leute wollen unterhalten werden und auch mal neue Tänze ausprobieren“, erklärt der Profi. Beim Videoclip-Tanzen ahmen die Teilnehmer beispielsweise zu Charts-Musik die Schritte von Stars wie Shakira und Co. nach. Und Konzepte mit exotischen Namen wie Zumba, Bokwa und Agilando, die Fitness, Gymnastik und Partytanz kombinieren, etablieren sich fest im Programm.

Auch die Vereine verzeichnen steigende Mitgliederzahlen, bestätigt der Deutsche Tanzsportverband in Frankfurt. 229.000 Menschen legen in den 2.200 gemeinnützigen Klubs regelmäßig eine flotte Sohle aufs Parkett. „Nur 10 Prozent davon sind Leistungssportler, der Großteil ist im Freizeit- und Gesundheitssport aktiv“, sagt Sprecher Daniel Reichling.

Zeitgemäß sind neben Paartänzen auch sogenannte Reihentänze, bei denen die Teilnehmer die Choreografien zum Wiener Walzer und Discofox vor- und nebeneinander tanzen. Von diesen Lehrgängen profitieren vor allem Singles oder Frauen mit einem Tanzmuffel als Mann. „Die Kurse schließen eine wichtige Lücke im Angebot“, sagt Reichling.

Nicht zuletzt tragen Fernsehsendungen wie die RTL-Live-Show „Let’s dance“ zur Popularität des Sports bei. Die Vereine und Schulen profitieren. „Nach jeder Staffel verzeichnen unsere Mitglieder Zulauf“, so Daniel Reichling. In der Tanzschule von Oehsen schossen die Anmeldungen besonders nach der ersten Staffel in die Höhe. „Und sogar noch heute bei Staffel acht fragen mich meine Teilnehmer nach Schrittfolgen aus der Show“, erzählt der Inhaber.