Tanja D. macht eine Fortbildung in Berlin: Drei Wochen muss sie dafür in der Hauptstadt sein. Ein Hotel findet sie unpersönlich, unpraktisch und teuer: „Ich kann mir nichts kochen“, sagt sie, „es gibt keinen Kühlschrank, im schlimmsten Fall nicht einmal einen Wasserkocher für eine Tasse Tee.“ Sie erzählt einer Freundin, dass sie eine private Unterkunft sucht, in einer Wohngemeinschaft oder zur Zwischenmiete. Die Freundin empfiehlt ihr eine Bekannte, die neuerdings ein Zimmer vermietet. Beide telefonieren, Preis und Leistung klingen vernünftig ...
Doch als Tanja D. schließlich das Zimmer in der Hohenfriedbergstraße betritt, ist sie entsetzt: Auf dem Boden liegt eine Matratze ohne Kissen. In der Ecke steht ein verstaubtes Kellerregal. Die Fenster sind zugig, die Heizung läuft nur sparsam, der versprochene Schreibtisch besteht aus zwei Holzböcken und einer Spanplatte, davor ein wackliger Stuhl.
Mitwohnzentralen im Internet
Den Ärger hätte sich Tanja D. sparen können, wenn sie über eine sogenannte Mitwohnzentrale gegangen wäre. Dahinter verbirgt sich in der Regel eine Agentur, die Menschen, die kurzzeitig Wohnraum benötigen, und diejenigen, die ihn vermieten, zusammenbringt. Dazu gibt es Anzeigen im Internet, manche mit Bildern und Grundrissen, so wie man es bei der klassischen Wohnungssuche auch kennt. Hätte Tanja D. ein Bild ihres Zimmers im Vorfeld gesehen, hätte sie es sicherlich nicht genommen.
Zwei Mitwohnverbände
Wer im Internet nach „Mitwohnzentrale“ sucht, kommt unter anderem auf den Ring Europäischer Mitwohnzentralen: www.mitwohnzentrale.de. Ein zweiter Verband ist HomeCompany: www.homecompany.de. Beide arbeiten auf professioneller Basis und verlangen für ihre Vermittlungsdienste Geld, also eine Provision, die davon abhängig ist, wie lange man in der Wohnung sein wird. HomeCompany beispielsweise verlangt bei einer Mietzeit von bis zu zwei Monaten 40 Prozent der Kaltmiete plus Mehrwertsteuer. Kostet die Wohnung also 1.000 Euro, beträgt die Provision 479 Euro. In der Studentenszene gibt es auch Zimmervermittlungen ohne Provision, beispielsweise Zwischenmiete.de: www.zwischenmiete.de.
Die Arbeit der Profis
Diejenigen, die sich für ihre Arbeit bezahlen lassen, müssen auch etwas dafür leisten: „Wir führen mit jedem potenziellen Mieter bei Bedarf ein persönliches Gespräch“, sagt Holger Bockholt von HomeCompany. Wer einziehen will, muss – wie beim Mieten einer Wohnung ohne Zeitbefristung auch – nachweisen, dass er ausreichend Geld verdient. Außerdem organisieren die Makler die Schlüsselübergabe, erklären die Technik in der fremden Wohnung und sind Ansprechpartner, wenn es während der Mietzeit Probleme gibt.
Zwischenmiete richtig organisiert
Egal, ob man über einen kostenpflichtigen Anbieter geht oder sich privat beispielsweise im sozialen Netzwerk nach einem Zimmer umsieht: Wichtig ist, sich rechtlich abzusichern:
- In einem Mietvertrag das Einzugs- und Auszugsdatum festhalten, sowie alle Rechte und Pflichten für Mieter und Vermieter.
- „Hilfreich ist eine Inventarliste“, sagt Bockholt. „Wir empfehlen, sie beim Einzug zu erstellen und beim Auszug abzugleichen, sodass der Vermieter sicher sein kann, dass noch alles da ist.“ Und dem Mieter kann damit niemand unterstellen, dass er etwas mitgenommen hat.
- Schönheitsreparaturen muss der Mieter nicht durchführen, wenn er auszieht, schließlich war er nur kurze Zeit da.
- Eine Kaution dagegen kann der Vermieter verlangen. Er muss sie aber am Ende der Mietzeit mit Zinsen zurückzahlen.
Vorsicht, Abzocke!
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen berichtete über die Internetseite mitwohnzentrale-24.de (mit Bindestrich!). Wer diese mit mitwohnzentrale24.de (ohne Bindestrich!) verwechselte, schloss auf Ersterer bei der Wohnungssuche möglicherweise unwissend eine Mitgliedschaft ab und bekam dafür Rechnungen geschickt. „Die Seite gibt es nicht mehr im Netz“, sagt Kathrin Körber, Juristin bei der Verbraucherzentrale.
„Und auch die Abzocke sollte es heute so grundsätzlich nicht mehr geben, da die sogenannte Button-Lösung im Sommer 2012 eingeführt wurde. Jetzt muss jeder Verbraucher bestätigen, dass er weiß, dass er etwas kostenpflichtig bestellt“. Aber, so die Juristin, neuerdings gebe es häufig sogenannte kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaften, in die viele Nutzer blind stolperten. Sollte eine solche in Kombination mit einer Mitwohnzentrale angeboten werden, sollten Zimmersuchende darum sehr vorsichtig sein.
Wochenendtrip planen
Wer nicht wochen- oder monatelang in eine fremde Stadt möchte, sondern nur mal übers Wochenende nach Paris oder London, der findet Privatunterkünfte beispielsweise auf folgenden Plattformen:
www.9flats.com
www.wimdu.de
www.homeaway.com
www.airbnb.de