München. Anfänger machen fast alle den gleichen Fehler: Sie ruckeln und zerren beim Drachensteigen an den Leinen. „Das ist genau das Falsche“, sagt Daniel Desovic, Gründer der Drachen- und Kiteschule „Kite Fly High“ in München. „Denn der Drachen muss gleichmäßig fliegen, damit ihn der Wind erfasst und er seine Kräfte voll entfalten kann.“ Dafür braucht man – Geduld! Auf den richtigen Windstoß zu warten, statt hektisch hin- und herzurennen: „Das ist der Trick“, sagt der Profi.

An der Küste kann man das ganze Jahr Drachenfliegen

An der Küste haben es Drachen-Fans da natürlich leichter. Während im Süden Deutschlands vor allem der Herbst windreiche Tage bringt, herrschen am Meer das ganze Jahr über gute Bedingungen fürs bunte Hobby. Große Szenetreffs gibt es denn auch auf Fehmarn und in Sankt Peter-Ording. Das internationale Drachenfest auf Röm ist das größte in Europa: Zum Spektakel am Strand der dänischen Nordseeinsel kommen täglich bis zu 50.000 Besucher! 

Einsteiger lernen im Kurs, wie die Sache physikalisch funktioniert

Riesige Einhörner sind da etwa zu sehen, schwebende Quallen, knallbunte Schmetterlinge an langen Leinen: sogenannte Showdrachen, deren Halterung in den Boden gerammt wird. Oder auch Hunderte (!) synchron fliegende Drachen, die vereint perfekte Spuren in den blauen Himmel zeichnen.

Kunstvolle Figuren und Formationen? Dutzende Varianten? Kriegt jeder hin, mit ein bisschen Training und Geschick. Drachen steigen zu lassen, kann man sich im Grunde – wie Radfahren – ganz gut selber beibringen. Doch in der Gruppe macht es mehr Spaß: In einem Kurs trifft man Gleichgesinnte und bekommt einen Überblick über den ansonsten wenig organisierten Hobbysport. Man erfährt, wie der Flug physikalisch funktioniert und versteht das Material am Ende besser. „In ein paar Stunden lässt sich alles Wichtige lernen“, verspricht Trainer Desovic, „der Rest ist Übung.“

Profidrachen oder selbst gebasteltes Fluggerät? Es gibt verschiedenste Modelle, je nach Geschmack und Alter des Benutzers. „Die Drachen werden immer ausgefeilter“, hat Desovic beobachtet. Es müsse nicht immer gleich das Teuerste sein – mit ausgefuchsten Profimodellen komme ein Anfänger ohnehin nicht gut zurecht.

Ideal ist ein klassischer Zweileiner in Deltaform

Eine lohnende Investition ist ein Lenkdrachen, am besten ein klassischer Zweileiner in Deltaform. Die meisten Modelle heben bei Windstärke zwei bis vier ab. Stürmt es sehr, besser nicht mehr damit rausgehen, rät Desovic: „Da brechen die Stäbe, es reißt der Stoff.“

Gute Anfängermodelle gibt es schon für rund 50 Euro: „Damit hat man jahrelang Spaß.“ Besser als Massenware sei ein Markendrachen, so der Fachmann: „Der hat ein gutes Schnittmuster, ist sauber verarbeitet und besitzt statt Glasfaserstäben ein stabiles Gestänge aus Kohlefaser.“

Kommt man erst mal auf den Geschmack, geht es noch höher und schneller. Oder extrem: Von Powerschirmen mit mehreren Meter Spannweite kann man sich ziehen lassen – auf Schnee, Sand oder Wasser. „Race-Kiten“ rund um Bojen wird bei den Sommerspielen 2024 olympisch.