Stuttgart. Schüler büffeln zusammen ohne Angst vor dem Zeugnis? AKTIV sprach mit Ministerialrätin Kerstin Hösch vom Kultusministerium in Stuttgart.
Keine Zensuren mehr in der Schule. Wie geht denn so was?
In der Gemeinschaftsschule lernen alle Kinder gemeinsam. Aber jedes wird individuell auf seinem Niveau gefördert und kommt zu dem für ihn passenden Schulabschluss. Das braucht veränderte Rahmenbedingungen. Die Leistung wird detailliert zurückgemeldet, um aufzuzeigen, wo sich der Schüler verbessern sollte. Das geht nicht mit einer Ziffer.
Was gibt es denn statt des klassischen Zeugnisses?
Im sogenannten Lernentwicklungsbericht zum Halbjahr und Schuljahresende dokumentieren die Lehrer sorgfältig den Lern- und Entwicklungsstand. Welche Kompetenzen, welchen Lernstand hat das Kind erreicht? Das zeigt seine Stärken und den jeweiligen Lernfortschritt.
Haben Schulabgänger oder Praktikum-Bewerber damit die gleichen Chancen?
Die Abschlussprüfungen der Gemeinschaftsschulen sind mit denen anderer Schulen identisch, es gibt dieselben Abschlusszeugnisse – auch mit Noten. Bewerben sich Schülerinnen und Schüler bereits vor dem Abschlussjahr mit einem Lernentwicklungsbericht, können sie sich zusätzlich Noten ausstellen lassen. Der Betrieb kann aber mehr Informationen entnehmen und erkennen, wo die Bewerber besondere Fähigkeiten oder Interessen haben.
Es gibt 299 Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Werden es künftig noch mehr?
Es ist nach wie vor möglich, Gemeinschaftsschulen einzurichten. Dazu muss ein Schulträger einen Antrag stellen. Soll eine bestehende Schule zur Gemeinschaftsschule weiterentwickelt werden, muss die Schulkonferenz zustimmen und die Schule ein pädagogisches Konzept entwickeln. Die Schulaufsichtsbehörden prüfen dann, ob die Rahmenbedingungen stimmen.