Frankfurt am Main. Ein spannendes Buch, das hält die Hälfte der Deutschen öfters vom Schlafen ab. Noch vor Fernseher, Handy – und dem Bettnachbarn, stellt eine Umfrage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels fest.
Jetzt im Herbst, wenn es draußen kühler wird und man sich gern aufs Sofa kuschelt, hat das Schmökern wieder Hochkonjunktur. Die Frankfurter Buchmesse liefert in diesen Tagen stapelweise brandneuen Lesestoff. Neben dem Fachpublikum zieht die Messe auch Tausende Privatbesucher an. Denn hierzulande wird immer noch viel gelesen – trotz wachsender Konkurrenz durch elektronische Medien. Jeder Einwohner ab 14 Jahren steckt seine Nase im Schnitt 19 Minuten täglich in ein Buch, ergab eine Studie von ARD und ZDF.
Und die Auswahl ist gigantisch: 80.000 Titel sind allein vergangenes Jahr neu erschienen! Rund 6.000 Buchhandlungen gibt es in Deutschland. Die Hälfte der Verkäufe – Gesamtumsatz: 9,25 Milliarden Euro – ging im klassischen Geschäft über den Ladentisch, etwas weniger im Internet, der Rest über weitere Vertriebswege wie etwa Tankstellen.
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger kaufen laut Umfrage mindestens ein Buch pro Jahr, so Thomas Koch, Sprecher des Börsenvereins. Jeder Achte kauft mindestens fünf Bände, jeder Zwanzigste zehn oder mehr Bücher.
Gelesen wird vor allem zur Unterhaltung. Viele greifen aber auch zum Buch, um sich zu informieren. Lesen gilt als Schlüssel zu Bildung. „Wer viel liest“, erklärt Koch, „entdeckt Welten – und schafft sich die Grundlage für Aus- und Weiterbildung.“
Hierzulande kann jeder achte Berufstätige nicht richtig lesen
Doch das fällt nicht jedem leicht. In Deutschland können rund 7,5 Millionen Erwachsene nicht richtig lesen. 12 Prozent der Berufstätigen gehören zu diesen „funktionalen Analphabeten“, die längere Texte nur schwer verstehen. Das will die Bundesregierung ändern und steckt in den nächsten Jahren 180 Millionen Euro in die Alphabetisierung. Das Geld finanziert zum Beispiel Werbetouren für Lese- und Schreibkurse (alfa-mobil.de).
Eines der größten Förderprojekte für Kinder ist der Vorlesewettbewerb des Börsenvereins: 700.000 Schüler machen mit. Beliebtester Titel gleich nach „Harry Potter“ war zuletzt „Gregs Tagebuch“, eine freche Mischung aus Text und Comic über heranwachsende Jungs.
Und was lesen die Erwachsenen? „Belletristik verkauft sich am besten“, sagt Koch. Vor allem erzählende Literatur, darin eingeschlossen Erotik und Liebesromane. Auch der Markt für Ratgeber wächst, allen voran Bücher übers Essen und Trinken.
Und auch Thriller haben treue Leser. Stars des Genres sind auf der Buchmesse vertreten. So lesen der Brite Ken Follet (neu: „Das Fundament der Ewigkeit“) und der amerikanische Bestsellerautor Dan Brown („Origin“) in Frankfurt aus ihren Werken.