Hamburg. Ob Tiefkühlpizza, Frühstücksmüsli oder Tütensuppe – bei verarbeiteten Lebensmitteln fragen sich viele: Wie gesund ist das?

Bisher ist das schwer zu beantworten, denn der Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe lässt einen oft ratlos zurück: Viele Zahlen über Zucker-, Salz- oder Fettgehalt – ob das wirklich gesund ist, können Laien kaum einschätzen.

Für viele Produkte wird das bald einfacher – durch die Nährwertampel. Ab November können Lebensmittelproduzenten sie freiwillig auf alle Verpackungen drucken, die verarbeitete Lebensmittel enthalten. Einige tun das bereits, etwa 1.000 Produkte sind mit der Farbskala ausgezeichnet.

„Dieser Nutri-Score ist ein echter Schritt nach vorn. Er hilft Verbrauchern, zu erkennen, wie ausgewogen die gekauften Lebensmittel sind“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Hinter der fünfstufigen Farbskala des Nutri-Score, der ursprünglich aus Frankreich stammt und dort 2017 eingeführt wurde, steckt ein ausgeklügeltes Punktesystem. Das „A“ in Grün steht für die günstigste Nährwertbilanz, „E“ in Rot symbolisiert die ungünstigste.

Schwartau erklärt: „Die Ampel verrechnet dabei ungesunde Inhaltsstoffe wie Zucker, Salze oder Fett mit den gesünderen wie Ballaststoffen, ungesättigten Fettsäuren, Obst, Gemüse oder Eiweiß.“ Für die verschiedenen Inhaltsstoffe gibt es gewichtete Plus- und Minus-Punkte, die zu einer Gesamtpunktzahl zusammengefasst werden. Diese wird in farblich unterlegte Buchstaben übersetzt. Eine Tiefkühlpizza bekommt mit vegetarischem Belag so die Einstufung „B“, weil sie viel Gemüse enthält – liegt auch noch Salami drauf, wird sie etwas schlechter eingestuft.

Verbraucher wollen einfach verständliche Informationen

Weiterer Vorteil: Die Ampel bezieht sich immer auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Lebensmittels. Schwartau: „Das macht besonders gleichartige Produkte wie Fruchtjoghurts oder etwa Kekse gut miteinander vergleichbar.“ Mühsames Umrechnen ist nicht mehr nötig.

So lassen sich im Geschäft schnell etwa Fischstäbchen, Pommes frites oder Dosensuppen von verschiedenen oder sogar gleichen Anbietern auf ihre Ausgewogenheit prüfen. „Die Ampel gibt eine einfache und schnelle Orientierung: Bei Grün kann man so gut wie immer zugreifen, bei Rot sollte man eher mal verzichten“, erklärt Verbraucherschützerin Schwartau. Mittlerweile stehen auch weite Teile der Lebensmittelbranche hinter dem Label. „Wir unterstützen diese visuelle Nährwertkennzeichnung“, sagt Oliver Numrich vom Lebensmittelverband Deutschland: „Sofern sie freiwillig ist.“

Dass der Nutri-Score auch bei den Unternehmen ankommt, liegt am stetig steigenden Interesse der Verbraucher. Laut dem aktuellen Ernährungsreport schauen heute schon über die Hälfte von ihnen beim Einkauf auf die Produktinformation. Der Nährwertampel trauen sie dabei viel zu: 90 Prozent halten sie für schnell und intuitiv verständlich, 85 Prozent finden, dass sie gut beim Vergleich verschiedener Produkte hilft, so eine Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2019.

„Wir hoffen deshalb, dass immer mehr Anbieter sich der Nährwertampel anschließen“, sagt Schwartau. Bis Ende September haben sich immerhin 55 aus Deutschland stammende Unternehmen beim Ministerium für das Label registrieren lassen.