Bonn/Emmerich. Es duftet kräftig nach Kaffee. Überall Säcke mit Bohnen aus Äthiopien, Guatemala oder Brasilien. Und mittendrin ein schwarz-glänzender Kaffeeröster. Er ist das Herzstück des Bonner Kaffeekontors.

Christiane Russ-Hattingen füllt Bohnen in die Trommel und stellt die Temperatur ein. 16 Minuten lang wird der graugrüne Rohkaffee aus Costa Rica herumgewirbelt, bis er exakt 216 Grad heiß ist. Dann holt die Kaffeekennerin die nun braunen Bohnen heraus und lässt sie auf dem Sieb abkühlen. „Perfekt für Filterkaffee“, sagt sie. „Der ist wieder in, und da soll man ruhig die Säure herausschmecken.“

Im letzten Jahr trank jeder Deutsche laut Kaffeeverband im Schnitt 165 Liter des Muntermachers. Wobei immer mehr Konsumenten Wert auf Qualität legen. Das führt zu einem Boom kleiner Röstereien. Und beschert dem Weltmarktführer bei Kaffeeröstmaschinen, den Probat-Werken im niederrheinischen Emmerich, ein gutes Geschäft mit Ladenröstern.

Die erhitzen pro Stunde bis zu 100 Kilo Bohnen. Rund 250 Stück verkauft die Fabrik im Jahr in Europa – und in Asien: Dort kommen die Menschen gerade auf den Geschmack. „In den letzten Jahren haben wir bei Ladengeräten Zuwächse bis zu 50 Prozent“, sagt Wim Abbing, der Chef des Familienunternehmens mit 700 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz.

Maschinenbauer hat eigene Kaffeefarm

Seit über 140 Jahren produziert Probat Kaffeeröster: von den kleinen Modellen bis zu ganz großen, die mehrere Tonnen fassen. „Von jeweils drei Tassen Kaffee auf der Welt sind zwei auf unseren Maschinen geröstet“, fährt Abbing fort. Das sind immerhin 1,6 Milliarden Tassen – pro Tag! Kunden sind Branchenriesen wie Nestlé oder Tchibo, aber auch viele Mittelständler.

Der Trend sei, so Abbing, Kaffee pur aus einer bestimmten Region oder sogar einer einzelnen Farm zu verarbeiten. Probat hat eine Musterfarm in Tansania und ein Trainingszentrum für Kunden und die eigenen Mitarbeiter. Die können dort Rohkaffee- und Rösterschulungen, Espresso- und Latte-Macchiato-Lehrgänge belegen.

Auch die Probat-Mitarbeiter Peter Krampitz und Andreas Beenen, die gerade die Trommel in ein Ladengerät einbauen, haben nach Feierabend ihren Röster-Führerschein gemacht. Beide sind zwar keine Feinschmecker, trotzdem habe sich der Kurs gelohnt, betont Beenen: „Jetzt weiß ich, wie beim Rösten Zeit, Temperatur und Luftzufuhr den Geschmack beeinflussen. Das war hochinteressant.“