Dortmund. Bier alle? Ich geh ma wacka nache Bude! Ja, das Büdchen, auch Trinkhalle oder Kiosk genannt, hat ja praktisch immer geöffnet. Und wenn man da für ’nen Fünfziger Colafläschchen, Salinos oder Kirschen kauft, zusammengesucht aus den verlockend gestapelten Fächern mit Süßkram – dann werden Kindheitserinnerungen wach. Jetzt setzt das Ruhrgebiet den Ikonen des Alltags ein Denkmal, mit dem 1. Tag der Trinkhallen.
Das Büdchen ist im Pott eine Institution. Geschaffen wurde es vor den Toren der Kohlezechen und Stahlwerke als Verkaufsstelle für Mineralwasser, um die Arbeiter vom Alkoholkonsum abzubringen. Daraus wurden Nahversorgungszentren, Kommunikationsinseln, kleine Dorfplätze in der „Metropole Ruhr“.
Doch mit dem Niedergang der Schwerindustrie drohten auch die Kleinstgeschäfte für den täglichen Bedarf zu sterben – ein „Leben“ außerhalb des Ladenschlussgesetzes sicherte den Bestand. Rund 8.000 gibt es noch. Etliche werden jetzt zu Begegnungsorten der Kultur(en).
Am 20. August soll das „kleine Büdchen umme Ecke“ aus dem Schatten geholt werden. Unter dem Motto „Kumpels, Klümpchen & Kultur“ gibt es an 50 ausgewählten Kiosken ein Kulturprogramm der besonderen Art: Poetry Slam und Literatur, Kabarett und Kleinkunst, Musik von Rock/Pop über Jazz bis zu Klassik.
Dabei kann man die Trinkhallen mit dem Rad abfahren – vier Touren hat Ruhr Tourismus ausgearbeitet. Und mittendrin in einem der Hotels übernachten, die sich als „Budisten“ dem Fest anschließen. Dazu gibt es weitere Events zum Thema: Zur 1. Oldtimer-Budentour im Ruhrgebiet werden vom 23. bis 25. September mehr als 250 Fahrzeuge erwartet. Und zwei LWL-Industriemuseen beschäftigen sich bereits jetzt mit der Geschichte: In der Henrichshütte Hattingen ist die Ausstellung „Zum Wohl. Getränke zwischen Kultur und Konsum“ zu sehen, und die Zeche Hannover in Bochum liefert bis zum 2. Oktober tiefe Einblicke in die Vielfalt und die Originalität der Trinkhallen.
Infos: tagdertrinkhallen.ruhr