Spürbare Verbesserungen durch Job Crafting
Nicht alle Aufgaben im Job machen gleich viel Freude. Manche können langweilen, frustrieren oder bisweilen Bauchschmerzen auslösen. Das gilt ebenso für den Umgang mit dem Team oder Führungskräften. In vielen Fällen kann man mit Mikro-Maßnahmen spürbare Verbesserungen erreichen. Dabei unterstützt das Konzept des Job Craftings.
Unter Job Crafting versteht man Umgestaltung – in kleinen Schritten
Job Crafting heißt (Um-)Gestaltung der eigenen Arbeit in kleinen Schritten. „Job Crafting ist eine Form der Proaktivität von Mitarbeitenden“, erklärt die Arbeits- und Organisationspsychologin Elisa Lopper. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Humboldt-Universität zu Berlin und Expertin fürs Thema. „Menschen können damit aus eigener Motivation heraus ihre Arbeitssituation verändern.“
Wichtig: Es geht dabei „um kleine Stellschrauben“. Es ist nicht gemeint, sich gleich einen neuen Job zu formen oder zu suchen. Beim Job Crafting unterscheidet Lopper zwischen zwei Varianten, dem „Approach Crafting“ und dem „Avoidance Crafting“.
Variante 1: Positive Entwicklung vorantreiben
Das Approach Crafting hat das Erreichen eines positiven Zustands zum Ziel. Dies könnte beispielsweise gelingen, indem der Anteil der Tätigkeiten, die Ihren besonderen Fähigkeiten entsprechen, steigt.
Variante 2: Unangenehme Aufgaben minimieren
Das Avoidance Crafting hat das Vermeiden eines negativen Zustands zum Ziel. Das geht laut Lopper auf mehreren Wegen: Möglicherweise lässt sich der Anteil belastender Aufgaben in Absprache mit der Führungskraft und gegebenenfalls auch mit den Kollegen senken. Sind die Anforderungen zu hoch, sollte man dies thematisieren.
Eine neue Sicht auf die ungeliebten Tätigkeiten ist unter Umständen ebenfalls hilfreich: Das kann durch mehr Distanz geschehen. Oder durch einen Blick auf das bislang unentdeckte Positive. Oder durch eine Belohnung für das gute Erledigen dieser Aufgabe.
Job Crafting setzt an verschiedenen Stellen an
Beim Job Crafting gibt es zwei Ansatzpunkte: „Mitarbeitende können entweder ihr eigenes Verhalten ändern oder ihre Einstellung zu (Teilen) ihrer Arbeit anpassen“, erklärt Lopper.
Ansatzpunkte sind die
- Arbeitsaufgaben – hier gilt es, nur in Absprache mit den Vorgesetzten und/oder der Personalabteilung zu handeln –,
- Arbeitsbeziehungen (zu den Kolleginnen und Kollegen),
- arbeitsbezogenen Gedanken – also die Einstellung zu den Tätigkeiten oder Situationen.
Am Anfang steht die Suche nach dem Grund der Unzufriedenheit
Wie geht man das Crafting eigentlich an? Um den Grund der Unzufriedenheit zu finden, helfen folgende Fragen:
In Bezug auf die Arbeitsaufgaben:
- Welche Aufgaben fallen mir leicht?
- Von welchen Aufgaben würde ich gern mehr ausführen?
In Bezug auf die Arbeitsbeziehungen:
- Mit welchen Kolleginnen und Kollegen möchte ich mehr zu tun haben, weil sie zum Beispiel inspirierend wirken, Mut machen oder im persönlichen Umgang guttun?
In Bezug auf die Gedanken zur Arbeit:
- Wie beeinflusst die Arbeit mein Wohlbefinden, sodass es mir gut geht und ich mich weiterentwickeln kann?
„Diese Fragen spontan zu beantworten und sich der eigenen Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten bewusst zu werden, ist oft gar nicht so leicht, aber unabdingbar“, sagt Lopper.
Tipps für die Suche nach eigenen Mustern und Stärken
Wer sich selbst besser kennenlernen und persönlich weiterentwickeln will, dem nützen diese bewährten Methoden:
- Meditation,
- Achtsamkeitstraining,
- Übungen zur Selbstreflexion, etwa um eigene Schwächen, Stärken und Potenziale zu ergründen, Gedanken zu steuern und Ziele zu entwickeln,
- Selbstmanagement und Erholungstraining,
- Ressourcentraining – sich vorhandene Stärken und Ressourcen bewusst machen. Und sie dann nutzen und ausbauen, um den Joballtag besser zu schaffen.
Bei Meditation, Achtsamkeitstraining und Selbstreflexion geht es darum, sich selbst besser kennenzulernen und wahrzunehmen. Wer zum Beispiel weiß, warum er sich scheut, Präsentationen zu halten, kann gezielt die Ursachen angehen. Selbstmanagement und Ressourcentraining zielen dagegen mehr darauf, Stärken zu fördern. Wer beispielsweise in seiner Freizeit Jugendarbeit leistet, könnte sich nach Absprache mit den Vorgesetzten und/oder der Personalabteilung im Job mehr um Azubis kümmern. Kurse zu den genannten Methoden bieten unter anderem die Krankenkassen an. Zudem bieten Apps und Online-Tools dafür Anleitungen.
Beispiele für das Job Crafting
Wer sich beispielsweise von der Arbeit unterfordert fühlt, könnte sich per Approach Crafting in Absprache mit der Führungskraft neue, eventuell anspruchsvollere Aufgaben suchen.
Es ist genauso gut möglich, die zu erledigenden Aufgaben anders wahrzunehmen. So muss man große Verantwortung nicht als Belastung ansehen. Genauso gut kann sie als Vertrauensbeweis des Arbeitgebers gelten. Das motiviert, dieses Vertrauen auch auf Dauer zu verdienen.
Eine weitere Herangehensweise wäre, Aufgaben, die wenig positive Energie mit sich bringen, im Sinne des Avoidance Craftings direkt als Erstes zügig abarbeiten. Dann bleibt der restliche Arbeitstag für die angenehmeren Tätigkeiten. Oder sich von eintönigen To-dos gedanklich zu distanzieren. So drücken sie weniger auf die Stimmung.
Auf diese Weise bietet Job Crafting im Grunde für alle Mitarbeitenden Möglichkeiten, in Absprache mit den Vorgesetzten und/oder der Personalabteilung die Arbeitsbedingungen zu verbessern – und so mehr berufliche Zufriedenheit zu erreichen.

Waltraud Pochert hat bei aktiv vor allem Verbraucherthemen aus dem Bereich der privaten Finanzen sowie Recht und Steuern im Blick. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln startete sie ihre berufliche Laufbahn bei einem großen Wirtschaftsmagazin, bevor sie als freie Journalistin tätig wurde. In ihrer Freizeit ist sie gern sportlich unterwegs, vor allem mit dem Fahrrad.
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