Ist das Neugeborene gesund auf der Welt, glauben viele Eltern, dass das Thema Schwerbehinderung für ihr Kind keine große Rolle mehr spielt. Doch das ist ein gefährlicher Irrtum. Nicht jede Krankheit heilt folgenlos aus, und manchmal bleibt eine Behinderung zurück. Nicht selten benötigt das Kind danach sein Leben lang Hilfe.

So ein Schicksal haben nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund 80 Prozent der rund 195.000 schwerbehinderten Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren. Unfälle und angeborene Einschränkungen spielen dagegen als Ursache der Behinderung kaum eine Rolle. Deshalb greift eine reine Unfallversicherung fürs Kind viel zu kurz.

Schutz für den Ernstfall: Kinderinvaliditätsversicherung zahlt Rente

„Eine Invalidität entsteht bei Kindern zwar relativ selten, doch wenn es passiert, sind die Folgen gravierend“, sagt Versicherungsexperte Thorsten Rudnik, Berater bei der Verbraucherzentrale. Gegen die Sorgen, die Ängste und die emotionalen Belastungen kann man sich nicht versichern, gegen die finanziellen Folgen eines solchen Dramas aber schon. Kinderinvaliditätsversicherung heißt die Police, die im Ernstfall eine Rente für das Kind zahlt, und zwar ein Leben lang.

Die Versicherung hilft, Extraausgaben zu stemmen

„Die Schwerbehinderung eines Kindes führt fast immer zu finanziellen Problemen, da in den allermeisten Fällen ein Partner seinen Beruf aufgeben muss, um das Kind zu versorgen“, erläutert Rudnik. Und dazu kommen Extraausgaben fürs Kind, auch wenn unser Sozialstaat schon sehr viele Leistungen bereitstellt. Doch eine Delfintherapie oder das therapeutische Reiten beispielsweise zahlen die Krankenkassen entweder gar nicht oder erst nach langen Diskussionen. Auch Umbauten am Haus, ein behindertengerechtes Fahrzeug oder andere bei Invalidität nützliche Dinge werden keineswegs immer so übernommen, wie die Eltern es für sinnvoll halten.

Für jedes Kind empfehlenswert

Kurzum: „Es kann jede Familie treffen, und wenn es irgend finanziell machbar ist, ist eine Invaliditätsversicherung für jedes Kind empfehlenswert“, sagt Rudnik. Rund 30 Euro pro Monat müssen Eltern einplanen, damit der Nachwuchs gut geschützt ist, hat der Vergleich von Stiftung Warentest ergeben, die regelmäßig Tests zum Thema durchführt.

Versicherung greift erst ab einem Grad der Behinderung von 50 Prozent

Grundsätzlich greifen solche Versicherungen erst bei einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 Prozent, bei leichteren Einschränkungen gibt es also kein Geld. Im Ernstfall wird entweder die vereinbarte monatliche Rente gezahlt oder – noch besser – eine monatliche Rente plus Einmalzahlung, mit der man beispielsweise ein behindertengerechtes Badezimmer finanzieren kann. „Nicht empfehlenswert sind Versicherungen, die ausschließlich eine Einmalzahlung leisten, denn dieses Geld ist irgendwann aufgebraucht“, sagt Rudnik.

Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantworten

Grundsätzlich können Neugeborene noch nicht versichert werden, sondern das Mindestalter beträgt je nach Versicherer sechs Wochen oder sogar ein Jahr. „Das Kind sollte so jung wie möglich versichert werden, da später vielleicht kein Abschluss mehr möglich ist, weil es inzwischen eine Vorerkrankung entwickelt hat“, so der Experte.

Doch das ist leichter gesagt als getan, denn eine solche Police ist nicht ohne Tücken. Das Hauptproblem beim Abschluss ist die Gesundheitsprüfung, die jeder Versicherer verlangt. Dabei fragen die Anbieter nicht nur nach Erkrankungen des Kindes, sondern auch nach den Vorerkrankungen von Eltern, Großeltern und Geschwistern.

„Hier kann man nur dringend raten, alle Fragen absolut wahrheitsgemäß zu beantworten, denn ansonsten kann der Versicherer im Ernstfall die Zahlung der Rente verweigern“, warnt der Experte. Da man gerade bei den Gesundheitsfragen sehr viele Fehler machen kann, rät Rudnik außerdem davon ab, diese Versicherung im Internet abzuschließen. Besser ist hier die Unterstützung durch einen erfahrenen, neutralen Berater.

Rente nicht zu knapp wählen: 1.000 Euro monatlich sollten es schon sein

Wichtig ist eine ausreichend hohe Rente. Der Versicherungsexperte empfiehlt mindestens 1.000 Euro monatlich, möglichst mehr, denn die staatlichen Leistungen in einem solchen Fall sind nur gering. „Schließlich muss das Kind unter Umständen ein Leben lang von diesem Geld leben.“

Übrigens: Es ist ebenfalls wesentlich, dass die Versicherungssumme dynamisiert wird, also jedes Jahr ein kleines bisschen steigt, um die Inflation auszugleichen. „Wichtig ist, dass die Dynamisierung nicht nur bis zum Eintritt des Ernstfalls läuft, sondern auch für die ausgezahlte Rente gilt“, sagt Rudnik. Ansonsten würde nämlich im Falle eines Falles die Rente ein Leben lang unverändert bleiben, sodass das Geld nach einigen Jahren kaum mehr ausreicht.