Grün um sich zu haben, beruhigt und entspannt, und Pflanzen wachsen zu sehen, bringt so manchen der Natur wieder näher. Immer mehr Städter entdecken dieses Lebensgefühl wieder neu. Möglichkeiten dafür gibt es genug.
Guerilla Gardening: Wild zu gärtnern, das sieht die Stadtverwaltung nicht gern
Wer in der Stadt wohnt, wird schnell auf die Idee kommen, dort einfach auf einer Baumscheibe ein Beet anzulegen oder an einer Absperrung am Gehweg einen Blumenkasten anzubringen. Solches Guerilla Gardening sieht die Stadtverwaltung in aller Regel nicht gerne. Die Gründe können vielfältig sein: Vielleicht nehmen die neuen Pflanzen dem älteren Baum das Wasser weg, oder ein aufgestelltes Beet wird zum Verkehrshindernis. Meistens müssen diese gut gemeinten Begrünungen dann entfernt werden.
Patenschaften übernehmen, statt spontan zu gärtnern
Arbeitet man aber mit dem Grünflächenamt zusammen, kann die Stadt schnell grüner werden. Denn tatsächlich freut man sich in vielen Gemeinden darüber, dass die Bürger sie verschönern wollen.
In München beispielsweise kann man über die Plattform Greencity Grünpate werden und die Pflege von Baumscheiben und anderen kleinen Flächen übernehmen. Auch die Stadt Köln bietet solche Patenschaften an. Es lohnt sich also, einfach mal bei der eigenen Stadtverwaltung nachzufragen, ob man sich dort einbringen darf. Dieser Weg ist auf jeden Fall legal und birgt nicht die Gefahr, dass die Stadt das grüne Engagement verbietet.
Urban Gardening: Gärtnern gemeinsam mit anderen in der Stadt
Die Bewirtschaftung von kleinen innerstädtischen Flächen wird üblicherweise unter dem Begriff Urban Gardening zusammengefasst. Dazu gehören in der Stadt auch Gemeinschaftsgärten. Die Flächen überlässt die Stadt entweder auf Anfrage – oder Bürger besetzen eine leer stehende Fläche, bis sie vertrieben werden.
Offizielle Gemeinschaftsgärten gibt es mit verschiedenen Schwerpunkten wie beispielsweise Mehrgenerationengärtnern oder Nachbarschaftsgärten. Dresden etwa hat ein Gartennetzwerk mit rund 20 Projekten und sogar einer städtischen Imkerei.
In Hamburg oder Köln gibt es ähnliche Grünoasen mitten in der Stadt. Was man allerdings bei der Teilnahme an diesem Gemeinschaftsgärtnern beachten sollte: Bei schönem Wetter wollen viele dabei sein. Im Herbst oder Winter kümmert sich allerdings sich kaum einer um die Flächen.
Schrebergärten: Klare Regeln, an die man sich halten muss
Deutlich verbindlicher sind da Schrebergärten. Allerdings gibt es hier bundesweit große Unterschiede: Während in ländlichen Gebieten, wo die Bewohner sowieso meist schon einen eigenen Garten haben, oft nach neuen Mitgliedern gesucht wird, steht man in den Städten häufig jahrelang auf einer Warteliste, um an eine Parzelle zu kommen.
Wie glücklich man dort wird, hängt vom jeweiligen Schrebergartenverein ab. Manche sind konservativer als andere und halten sich genau an die entsprechende Gartenordnung – andere eben nicht. In der Gartenordnung steht beispielsweise, dass für einen schattenspendenden Obstbaum ein Abstand von vier Metern zur Parzellengrenze gehalten werden muss, dass die Hecke zum Weg nicht höher als 1,25 Meter sein darf oder dass ein Walnussbaum verboten ist.
Im Kleingarten wird erwartet, dass man sich für die Gemeinschaft engagiert
Außerdem kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: „Mitglieder in einem Kleingärtnerverein bewirtschaften nicht nur die eigene Parzelle, sondern packen auch an, wenn’s ums Gemeinschaftseigentum des Vereins geht“, sagt Stefan Grundei, Geschäftsführer beim Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. Wie viele Stunden man fürs Gemeinschaftseigentum aktiv sein muss, das regle jeder Verein selbst.
„Ein guter Vereinsvorstand wird die Aufgabenverteilung dabei so organisieren, dass die Gemeinschaftsarbeit auch durch ältere Mitglieder erbracht werden kann: Das Mehrgenerationenprinzip – in diesem Fall Rücksichtnahme auf eventuelle körperliche Beeinträchtigungen – gehört in den meisten Kleingärtnervereinen zum Leitbild und zum Selbstverständnis“, so Grundei. Allerdings gilt auch: Wer keine Gemeinschaftsarbeit leistet, kann in vielen Vereinen auch eine Ausgleichssumme bezahlen.
Pflanzen von Gemüse auf dem Mietacker: Den Job als Landwirt für eine Saison proben
Wen der Schrebergarten zu sehr einschränkt, kann sich auch für einen Mietacker entscheiden: „Der große Unterschied zum Schrebergarten ist der, dass man bei einem Mietacker eine reine Nutzfläche hat. Im Schrebergarten dagegen kann man an warmen Sonnentagen auch nur auf der Terrasse sitzen“, erklärt Tobias Paulert aus der Geschäftsführung von Ackerhelden, einem Unternehmen, das seit sieben Jahren an 20 Standorten in Deutschland und in Österreich Mietäcker anbietet.
Diese sind 40 Quadratmeter groß, in Bioland-Qualität und mit 150 Jungpflanzen vorbepflanzt. Ziel ist es, den Menschen verständlich zu machen, woher das Gemüse im Supermarkt kommt und mit welchen Herausforderungen man als Landwirt konfrontiert wird.
Einstiegsworkshop für Anfänger
Das gibt schon einen Hinweis darauf, was angepflanzt wird: Nutzpflanzen wie Gemüse. Wer sich dafür entscheidet, für eine Saison die Fläche zu bestellen, bekommt einen Einstiegsworkshop und danach digitale Hilfe: Der Landwirt auf Zeit macht bei Problemen Fotos, schickt sie ein und bekommt dann einen Rat. „Die Flächen lassen sich in gut zwei Stunden pro Woche bearbeiten“, so Paulert. Hinzu kommt die Anfahrt, da die Äcker natürlich nicht in der Stadt liegen.
Üblicherweise ernten die Ackermieter Produkte im Wert von über 600 Euro, die Kosten belaufen sich auf 199 Euro für eine Saison.
Übrigens: Das Unternehmen verkauft auch einen Quadratmeter große Hochbeete mit Bio-Saatgut für größere Balkone – für diejenigen, die sich den Acker in die Stadt holen wollen. Andere Anbieter wie Acker4you und Meine Ernte bieten den Gemüsegarten zum Mieten an.