Mönchengladbach. Viele kennen das Gefühl: Man steht an der Supermarktkasse und muss ausgerechnet jetzt niesen. Der bange Blick wandert zu seinen Mitmenschen, dabei hat man vorbildlich die Armbeuge benutzt. Trotzdem begegnen einem verdutzte, bisweilen sogar verärgerte Gesichter. In Zeiten des grassierenden Coronavirus ist die Angst deutlich spürbar. Doch nicht jedes Niesen ist Corona. Und so ist es wahrscheinlicher, dass der niesende Nachbar im Supermarkt an Heuschnupfen leidet. Denn die Blütenpollen fliegen auf Hochtouren und sorgen bei allen Leidgeplagten für laufende Nasen.

Die Frage, ob es eine Allergie oder Corona ist, lässt sich zudem recht zuverlässig beantworten. „Während Covid-19-Infektionen in den meisten Fällen durch Fieber und trockenen Husten gekennzeichnet sind, haben Allergiker kein Fieber, dafür aber oft juckende Augen- und Nasenschleimhäute, tränende Augen, Niesreiz und Schnupfen“, erklärt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Allergien nicht auf die leichte Schulter nehmen

Aber wie kommt es überhaupt zu allergischen Reaktionen im Körper? Die harmlosen Pollen, Tierhaare und Co. werden fälschlicherweise vom Immunsystem als gefährlich eingestuft. Es will den Menschen schützen und bildet Antikörper. „Diese fehlerhaften Informationen werden gespeichert. Beim erneuten Kontakt mit dem Auslöser beginnt die Abwehrreaktion. Für uns macht sich das als gereizte Schleimhäute, Ausschlag oder Asthma bemerkbar“, so Lämmel. Solche Kämpfe versetzen den Körper in einen Ausnahmezustand und sollten immer fachärztlich abgeklärt werden.

Es ist nicht einfach, herauszufinden, auf was der Körper allergisch reagiert. Darum wird umfangreich getestet. Hilfreich ist auch ein Allergie-Tagebuch: Darin wird festgehalten, wann und unter welchen Umständen Beschwerden aufgetreten sind. Der Arzt kann dann mithilfe eines Hauttestes gezielter feststellen, welche Reize die Reaktion des Körpers auslösen. Die Expertin erklärt den Ablauf: „Bei einem Hauttest werden die möglichen Allergieauslöser – Pollen, Hausstaub oder Tierhaare – aufgetragen und kurz angepikst. Bildet sich an der Stelle eine Hautquaddel, spricht man von einem positiven Ergebnis.“

Pollen: Im April und Mai, wenn Birke und Eiche blühen, ist die Belastung sehr hoch.

Bei Asthma droht ein schwerer Covid-19-Krankheitsverlauf

Nach der Diagnose gilt: Kontakt mit Auslösern so weit wie möglich vermeiden. Das klappt bei einigen Allergenen besser als bei anderen. Denn Tierhaare oder Pollen finden sich im Alltag praktisch überall. Und auch Corona birgt für einige Allergiker zusätzliche Gefahren. Denn das Virus ist besonders für Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich. Dazu zählt auch schweres allergisches Asthma, da die Atemwege hier bereits geschwächt und geschädigt sind. Die Expertin warnt, dass Asthmatiker, „die schlecht auf ihre Medikamente eingestellt sind oder diese nicht nehmen, ein höheres Risiko aufweisen, unter einer schweren Form von Covid-19 zu erkranken“. Wichtig für alle Betroffenen: ausreichend und frühzeitig mit Medikamenten versorgen und diese dann auch konsequent einnehmen.