Ob beim Arzt, Einwohnermeldeamt oder im Restaurant: Es kommt schon mal vor, dass etwas länger dauert als gedacht – und man wie auf heißen Kohlen hockt, weil draußen derweil die Parkuhr tickt. Doch statt dann hektisch nach Kleingeld zu kramen und rauszurennen, um das Ding neu zu füttern, kann man jetzt locker sitzen bleiben. Einfach das Handy zücken und die Parkdauer aus der Ferne mal eben verlängern. Ob per App, Anruf oder SMS.
Den Parkplatz per Smartphone bezahlen – so was geht inzwischen schon in vielen deutschen Städten. Zwischen Flensburg und München gibt es inzwischen gleich mehrere Anbieter solcher Handyparkdienste wie etwa Easypark oder Travipay. Solche digitalen Lösungen sparen Zeit, Geld – und mitunter eben auch Nerven.
So funktionieren mobile Parkdienste
Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten: Per App, SMS oder auch per Anruf mit dem Mobiltelefon. Am einfachsten ist es mit diversen Apps. Einmal heruntergeladen, zeigen sie die Parkzone an, in der man sich gerade befindet. Die Erkennung erfolgt per GPS. Auf dem Smartphone wählt man dann die angezeigte Zone aus, hinterlegt seine Autonummer und wählt die vorläufige Parkdauer – bei Easypark etwa durch das Drehen eines pinkfarbenen Rädchens auf dem Display. Nach Bestätigung der Angaben wird das Ticket kostenpflichtig gebucht.
Per SMS funktioniert der Vorgang ähnlich: Steht der Wagen sauber in der Parklücke, sendet der Fahrer deren sechsstellige Nummer, die am nächstgelegenen Automat am Straßenrand steht, sowie das Fahrzeugkennzeichen und – abgetrennt durch einen Punkt – die gewünschte Parkdauer in Minuten an die Kurzwahlnummer des jeweiligen mobilen Parkdienstes.
„954003btmc123.60“ in der elektronischen Nachricht bedeutet zum Beispiel, dass der Fahrer des Fahrzeugs mit der Nummer BT-MC 123 in der Parkzonennummer 954003 nun eine Stunde lang parken möchte. Innerhalb weniger Sekunden kommt per SMS die automatische Bestätigung „Parkzeit bezahlt“. Vorsicht: Hat man sich verklickt und etwa eine falsche Ziffer eingegeben, ist kein direkter Widerruf möglich.
Wer die Parkzeit lieber per Anruf bucht, wählt einfach die Nummer des betreffenden Dienstes. Eine Stimme vom Band fordert zur Eingabe der Parkzone auf. Erledigt wird das über die Tastatur. Wie bei der App muss man sich für diese Variante allerdings einmalig registrieren.
Verlängert wird jeweils auf dieselbe Art und Weise, am Mobiltelefon, wieder per App oder einen erneuten Anruf beziehungsweise eine weitere SMS. Für diese Serviceleistungen erheben die Anbieter einen Aufschlag auf die reguläre kommunale Parkgebühr. Je nach Ort und Dienst sind das zwischen 10 Cent und 15 Prozent der fälligen Parkgebühr (mindestens 49 Cent, für Vielparker gibt’s Flatrates um die 5 Euro im Monat, dann werden keine zusätzlichen Transaktionsgebühren pro Parkvorgang fällig).
Parkzeit flexibel starten und stoppen
Trotz dieses Aufschlags können sich mobile Parkdienste lohnen: Weil man die Parkzeit nicht nur ohne großen Aufwand verlängern, sondern auch stoppen kann. Etwa wenn man schneller mit seinen Erledigungen fertig und früher wieder zurück am Fahrzeug ist. Denn aus Angst vor einer kostenpflichtigen Verwarnung stopfen die meisten Parker lieber ein bisschen mehr Münzen in den Ticket-Automaten. Fahren sie dann früher weg, verfällt die nicht genutzte Parkzeit – und damit das restliche Kleingeld, das im Automaten steckt. Dieses „Bisschen mehr“ macht im Schnitt ein Drittel der gesamten Parkgebühr aus, rechnet der Anbieter Easypark vor. Dessen digitaler Bezahlservice ist in mehr als 80 deutschen Städten verfügbar, unter anderem in Hamburg, Berlin und Köln.
Ebenfalls praktisch: Auf Wunsch erhält man vor Ablauf des Zeitlimits eine Erinnerung. Auch das kostet allerdings pro Benachrichtigung ein paar Cent, rettet einen aber vor dem Strafzettel, wenn man beispielsweise mal wieder mit netten Bekannten plaudernd im Café sitzt und darüber komplett die Zeit vergisst.
Kontrolleure gleichen die Kennzeichen ab
Und wie erkennen die Kontrolleure der Städte und Gemeinden überhaupt, ob mobil bezahlt wurde, wenn kein herkömmliches, direkt am Automaten gekauftes Ticket im Auto liegt? Das ist schnell geklärt: Alle ausgestellten E-Tickets werden elektronisch erfasst. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes gleichen diese Daten mithilfe ihrer Geräte mit dem Kennzeichen am betreffenden Wagen ab.
In manchen Städten benötigen Nutzer allerdings eine Kennzeichnung, die zeigt, dass sie einen bestimmten mobilen Parkdienst nutzen – in Form eines Aufklebers oder einer Vignette, die man einmal ausdruckt und vor jedem Parken hinter die Windschutzscheibe legt.
Bezahlt wird ebenfalls digital, über die Mobilfunkrechnung. Bei Prepaid-Karten wird vorab geprüft, ob noch ausreichend Guthaben zum Parken vorhanden ist. Registrierte Nutzer können ihre Tickets zudem per Lastschrift, Kreditkarte oder Paypal abrechnen lassen.
Auch große Autohersteller mischen mit
Nicht nur Start-ups aus dem Ausland wie Easypark (Schweden) Yellowbrick (Niederlande) oder Trafficpass (Dienst „Park.me“, Österreich), auch große deutsche Autohersteller widmen sich dem Thema mobiles Parken und sehen darin ein Geschäftsmodell der Zukunft. So steht etwa Volkswagen hinter dem Anbieter Travipay. Entwickler des Dienstes, den es in rund 40 deutschen Städten gibt, ist das Erlanger Unternehmen Sunhill Technologies, das seit 2015 zum Volkswagenkonzern gehört.
BMW geht noch einen Schritt weiter: Seit Anfang 2017 hat der bayerische Autobauer den digitalen Parkservice „Park Now“ sogar direkt ins Fahrzeug integriert. Per GPS erkennt das System, ob sich das Auto in einer kostenpflichtigen Parkzone befindet. In diesem Fall poppt in der Anzeige des Navigationsgeräts ein neues Fenster auf. Der Parkvorgang wird dort mit Knopfdruck gestartet und durch einfaches Losfahren wieder beendet.
Schlaues Parken gibt’s derzeit schon in vielen Orten, darunter auch kleinere Gemeinden wie die ostfriesische Kleinstadt Leer. In der Initiative Smartparking haben sich mehrere Anbieter zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie das unkomplizierte Bezahlen von Parkgebühren mit dem Smartphone bundesweit als Alternative zu Parkuhr und Parkscheinautomaten etablieren. Dazu unterstützt die wettbewerbsübergreifende Plattform Städte und Gemeinden bei der Einführung und dem Betrieb solcher Dienste. Autofahrer können sich jeweils für den Anbieter entscheiden, der ihnen am besten zusagt. Eine Liste, in welchem Ort welcher Anbieter verfügbar ist, findet sich hier: smartparking.de/fuer-verbraucher. In Köln etwa werden über diese Plattform bereits 10 Prozent der Parkgebühren abgewickelt. In hippen Bezirken Berlins zählt schon ein Viertel der Autofahrer zu den Smart-Parkern, Tendenz steigend.