Mehr als 20.000 freie Werkstätten gibt es in Deutschland, außerdem rund 15.000 Markenwerkstätten. Doch es gibt auch die Bastler-Gemeinde, die am Auto selbst Hand anlegt, um Kosten zu sparen. Ersatzteile jeder Art können schließlich einfach in Online-Shops bestellt oder auf Schrottplätzen für kleines Geld erworben werden. Was beim Kauf von Spoiler, Automatikgetriebe und Co. zu beachten ist, erklären Heinz-Gerd Lehmann, Experte des ADAC Nordrhein, und Götz Knoop, Fachanwalt für Verkehrsrecht.

Große Preisunterschiede für gebrauchte Autoteile im Internet

Ob Bremsscheibe oder Ölfilter, so ziemlich alle Ersatzteile können online bestellt werden. Doch Preise und Qualität können erheblich voneinander abweichen. Zum einen gibt es Originalteile des Autoherstellers, die in der Regel am teuersten sind, aber oft von Zulieferern stammen, die nach Vorschriften der Hersteller produzieren. Darüber hinaus können die Zulieferer ihre Teile auch direkt vermarkten.

Diese „Identteile“ sind baulich identisch mit den Originalteilen, tragen aber meistens nicht das Logo der Automarke auf der Verpackung, sondern nur das des Zulieferers. Die Qualität ist in beiden Fällen gleich gut, doch die Preise können variieren. Identteile seien etwa 10 bis 20 Prozent günstiger als die Originalprodukte, sagt Heinz-Gerd Lehmann. Ein Original-Scheinwerfer für einen Golf IV koste zum Beispiel original 193 Euro, das baugleiche Teil ohne Markenlogo 172 Euro. Für ein originales Federbein für einen Mercedes der C-Klasse werde 250 Euro verlangt, für ein Identteil 217 Euro.

Tipp: Worauf Sie generell beim Gebrauchtwagenkauf achten sollten, lesen Sie auf aktiv-online.

Von vielen Teilen gebe es noch weitaus günstigere Nachbau-Varianten, so der Experte des ADAC, doch hier sei Vorsicht angebracht, da sie nicht den Vorschriften der Autohersteller entsprächen und ein vorzeitiger Verschleiß nicht auszuschließen sei – ein Risiko vor allem bei sicherheitsrelevanten Elementen wie Bremsen.

Manchmal könne ein Schnäppchen auch sehr teuer werden. „Wasserpumpen zum Beispiel werden teilweise mit Kunststoffrädern zu sehr günstigen Preisen angeboten“, sagt der Kfz-Meister. „Nur halten diese Kunststoffräder aufgrund der Wassertemperatur nicht so lange wie Wasserpumpen mit Metallrädern.“ Ein Motorschaden kann eine mögliche Folge sein.

Die Homepage von Händlern gut und gründlich ansehen

Zu erkennen sind mangelhafte Nachbauteile auf den ersten Blick kaum. Zertifizierungen oder Qualitätssiegel gebe es nicht, sagt Heinz-Gerd Lehmann. „Aber wenn mit Originalteilen oder Identteilen geworben wird, ist das in der Regel seriös.“ Originale Produkte würden meistens über Marken-Werkstätten vertrieben, „da ist man auf der sicheren Seite“.

Bei anderen Anbietern sei über die Homepage schon einiges über die Seriosität herauszufinden. Fehlen Impressum, Datenschutzerklärung und allgemeine Geschäftsbedingungen, kann das Teil nicht innerhalb von 14 Tagen kostenlos zurückgeschickt werden und sind die Nutzerbewertungen schlecht, sei ein Kauf nicht anzuraten.

Dasselbe gelte, wenn der Händler nicht mindestens eine einjährige Gewährleistung anbiete. „Wichtig ist auch immer der Preisvergleich“, so der Experte. Minderwertige Nachbauteile seien oft weitaus günstiger als Identteile, zum Teil um 50 Prozent – aber am Ende für den Käufer umso teurer, wenn sie vorzeitig ausgetauscht werden müssten.

Besonders heikel seien gefälschte Originalteile, die das Herstellerlogo tragen, aber nicht annähernd ihr Geld wert seien, sagt der Experte des ADAC Nordrhein. „Das ist kriminell und kann für Autofahrer gefährlich werden, wenn es sich um sicherheitsrelevante Teile handelt.“ Leider seien derartige Online-Angebote kaum von seriösen Inseraten zu unterscheiden.

Bei fehlerhaftem Einbau der Teile kann sich die Versicherung querstellen

Wer mangelhafte Ersatzteile einbaut, setzt im schlimmsten Fall die Fahrsicherheit aufs Spiel. Probleme darüber hinaus sind jedoch selten. Die Hauptuntersuchung etwa sei eine Sichtprüfung, so Götz Knoop, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Und dabei würden mangelhafte Ersatzteile meistens nicht erkannt. „Es sei denn, man sieht dem Ersatzteil auf den ersten Blick an, dass es nichts taugt.“

Dies komme in der Praxis jedoch so gut wie nie vor. Das gelte auch für den Versicherungsschutz. „Der Einbau von selbst gekauften Ersatzteilen ist nicht verboten“, sagt der Jurist. Und Unfälle durch selbst installierte Produkte seien höchst selten. „Aber der Einbau muss sach- und fachgerecht ausgeführt werden“, betont Götz Knoop. Komme es zum Unfall, weil etwa die Bremsleitung falsch eingesetzt wurde, könne sich die Versicherung querstellen – was in der Realität auch durchaus vorkomme.

Der Schrottplatz als günstige Fundgrube für Autoersatzteile

Versierte Ersatzteil-Jäger können auf Schrottplätzen besonders viel Geld sparen. Teils bis zu 50 Prozent günstiger seien die gebrauchten Elemente im Vergleich zum neuen Original, sagt Heinz-Gerd Lehmann. Doch er warnt: „Bei Gebrauchtteilen weiß man nie, was die für ein Autoleben hatten.“ Vor allem sicherheitsrelevante Ersatzteile von Auto-Verwertern seien mit Vorsicht zu genießen.

Götz Knoop sieht es etwas lockerer: „Meistens sind die Autos bei professionellen Schrotthändlern bereits zerlegt und man kann sich auf die Qualität verlassen.“ In der Regel gebe es zudem eine einjährige Gewährleistung auf die Teile. Einbauen müssen sie die Käufer aber immer selbst. Das gilt natürlich auch für online gekaufte Ware. Werkstätten seien nicht verpflichtet, mitgebrachte Teile einzubauen, sagt Heinz-Gerd Lehmann: „Die freie Werkstatt wird es eher machen, die Markenwerkstatt wird es in der Regel ablehnen.“