Der Klimawandel schlägt immer öfter auch im eigenen Garten zu. Was man tun kann, um das Grün zu schützen, erklären Katrin Wirth, Inhaberin der seit 120 Jahren familiengeführten Baum- und Rosenschule Zumpe in Markranstädt bei Leipzig und ihre Tochter Stefanie Wirth, Mitinhaberin des Familienbetriebs.
Bewässern: Morgens und in gezielten Intervallen gießen
Wasser marsch und gut ist? So einfach ist das richtige Wässern unserer Pflanzen im Garten und auf dem Balkon nicht. Am besten ist es, in den frühen Morgenstunden oder sehr spät am Abend und gezielt am Stängel oder Stamm reichlich und in Intervallen zu gießen.
„Auf diese Weise sorgt man dafür, dass das Wasser auch an tiefere Wurzeln kommt und die Pflanze so tiefer wurzelt“, erklärt. Katrin Wirth Das diene auch ihrer Standsicherheit. Andernfalls verläuft das Wasser oberflächlich breit ab und verdunstet schnell durch die Hitze.
Das gilt für Freilandgärten ebenso wie für Töpfe und Pflanzkästen auf dem Balkon. Auch in Treibhäusern erledigt man das Gießen am besten morgens. Nicht vergessen: Gewächshäuser müssen täglich gut durchgelüftet werden.
Übrigens: Wer morgen wässert statt abends, macht es Schnecken ungemütlicher. Sie fühlen sich nämlich über Nacht auf der feuchten Erde sehr wohl.
Kleiner, aber wirksamer Trick: Pflanzen mit einem Gießrand aus Erde umgeben
„Dem Breitlaufen kann man auch mit einem Gießrand entgegenwirken, wie man das bei Jungbäumen macht“, erklärt Stefanie Wirth. Zu diesem Zweck werde rund um die Pflanze ein kleiner Wall aufgehäufelt. „Das hält das kostbare Nass an der Pflanze und sie hat ausreichend Wasser, um einen Tag mit hohen Temperaturen zu überstehen.“
Vor dem Anpflanzen klären: Wie viel Wasserdurst haben die gewählten Pflanzen eigentlich
Wie viel Wasser reicht für welche Pflanze aus? „Darüber sollte man sich unbedingt vor dem Anpflanzen Gedanken machen und einen Plan entwickeln“, rät Katrin Wirth. Tomaten, Radieschen und Kartoffeln etwa benötigten viel Wasser, Kräuter wie Rosmarin und Thymian lieben hingegen Trockenheit – auch beliebte Gemüsesorten wie etwa Möhren und Rote Bete. Mit ihren Wasseransprüchen dazwischen liegen zum Beispiel Basilikum und Kopfsalat.
Pflanzen, die auch mit richtig trockenen Standorten im Garten zurechtkommen, sind etwa graulaubige und mediterrane Pflanzen.
Grundregel für den Rasen: Zweimal pro Woche morgens wässern
Tagsüber zu gießen sollte man auch wegen des Lupeneffekts vermeiden, wissen die zwei Expertinnen. Verbleibende Tropfen auf den Blättern konzentrieren die einfallenden Strahlen der Sonne und können die Blätter verbrennen. Das gilt auch für den Rasen. Den sollte man etwa zweimal pro Woche morgens ausreichend – rund zehn Liter pro Quadratmeter – wässern.
Nicht mit kaltem Wasser gießen: Das schockt die Pflanzen
Wenn möglich, sollte mit Regenwasser aus der Tonne gegossen werden, um die kostbare Ressource Wasser zu sparen. Man kann auch unbelastetes Brauchwasser aus der Küche, etwa vom Gemüse waschen oder Eier kochen, im Eimer sammeln. Ist man auf Leitungswasser angewiesen, dann nimmt man es am besten abgestanden und somit wärmer als aus dem Wasserhahn.
Warum das? Kaltes Wasser schockt die Pflanzen und beeinträchtigt sie in ihrer Entwicklung. Ein Extra-Tipp für Balkon-Gärtner: Unbedingt Staunässe in Töpfen und Pflanzkästen vermeiden. Die Wurzeln bekommen dann keine Luft, ertrinken gewissermaßen und beginnen zu faulen.
Tipp gegen Austrocknen: Boden abdecken - mit Humus, Grünschnitt oder Kaffeesatz
Bewährt zum Halten der Feuchtigkeit in der Erde ist das Einarbeiten von Humus vom Komposthaufen. Humus hält die Nässe, verbessert durch seine Mikroorganismen zudem die Qualität der Erde. Auch das Abdecken der Beete mit Mulch, Grünschnitt oder Pflanzenresten bringt etwas. Das geht auch richtig gut mit getrocknetem Kaffeesatz – zudem ein toller Naturdünger für Pflanzen, die sauren Humusboden lieben. Kaffeesatz enthält jede Menge Stickstoff, Phosphor und Kalium.
Bewässern mit Pfiff: Der „Olla“-Topf und die PET-Flasche
„Es gibt eine Reihe alternativer Formen der Bewässerung, die ergänzend genutzt werden können. Etwa die Tröpfchenbewässerung, für die es in jedem Bau- oder Gartenmarkt entsprechende Gerätschaften gibt“, erklärt Stefanie Wirth. Im Boden verlegte Leitungen geben tröpfchenweise Wasser ab, das die Pflanze direkt an der Wurzel erreicht und nicht verdunsten kann.
Prima ist die Idee der „Olla“ aus Lateinamerika. Unglasierte und mit Wasser gefüllte Tontöpfe werden ins Erdreich nahe den Pflanzen eingegraben. Sie geben ihr Wasser nach und nach durch ihre porösen Wände an die Umgebung ab. Besonders zu empfehlen ist das, wenn man sich zwei, drei Tage nicht um den Garten kümmern und wässern kann. Nachteil: Die Ollas müssen regelmäßig neu gefüllt werden.
Genauso wirksam sind gut gefüllte PET-Flaschen. Sie werden kopfüber ins Beet eingelassen und über ein Löchlein im Verschluss – es gibt im Handel auch Tonkegel zum Aufschrauben – geben sie ihr Wasser an die Erde ab. Dabei wirkt der Kapillareffekt: Die Flaschen spenden nur dann Wasser, wenn das Erdreich zu trocken wird.
Übrigens: „Nach einem Regenschauer die Oberfläche der Beete schnell auflockern. So verhindert man den Kapillareffekt an dieser Stelle, die Verdunstung durch Hitze und Sonne bleibt oberflächlich“, weiß Katrin Wirth.
Das Kraterbeet verteilt Wasser richtig
Eine aus jahrhundertelanger Erfahrung mit Trockenheit geborene Idee ist das im Mittelmeerraum verbreitete Kraterbeet. Das wird bei uns seit einiger Zeit besonders von der Naturschutzorganisation Nabu propagiert. Angelegt wird es in der gewünschten Größe wie ein Krater, mit tiefer gelegener Senke, nach außen allmählich ansteigend und mit einem erhöhten Rand.
In der Mitte werden die Pflanzen mit dem höchsten Wasserbedarf gepflanzt, zum Beispiel Tomaten. Daneben setzt man Gewächse, die weniger Wasser beanspruchen, an den Rand kommen die Trockenheit liebenden Gewächse wie Kräuter. Diese bilden zudem einen kleinen Windschutz.
Windschutz mit Hecken und Sträuchern
Auch das hilft, Wasser zu sparen. Im Sommer trocknet nicht nur Hitze und die direkte Einstrahlung der Sonne unsere Beete und Pflanztöpfe aus, sondern auch der Wind, selbst ein leichter. Insofern ist das geschickte Anlegen von Zierhecken, beispielsweise Rosen, oder das Pflanzen von Sträuchern wie Haselnuss, Holunder, Schlehen oder Sanddorn und Brombeere ein richtig guter Schutz für die dahinterstehenden Pflanzen.
„Hecken halten viel Wind ab und leiten ihn über sich hinweg“, so Katrin Wirth. Einer Hecke von 1,50 Metern Höhe leitet Wind bis zu 25 Meter ab, die Windgeschwindigkeit verringert sich auf die Hälfte, die Verdunstung um etwa 20 Prozent. Zudem erhöht sich die Bodenfeuchte und die Taubildung.
Zur Bewässerung gehört auch das richtige Anlegen des Gartens
Überhaupt ist das überlegte Anlegen des Gartens eine wichtige Voraussetzung für das Wassersparen. So wenig versiegelter Boden wie möglich erlaubt dem Niederschlag, ins Grundwasser abzufließen. Ein kleiner Teich sorgt durch Verdunstung für zusätzliche Kühlung und ein besseres Mikroklima.
Der Schattenwurf der Obstbäume, Sträucher und Hecken kühlt. Und man kann ihn gezielt einsetzen, um andere Pflanzen vor der am Mittag und Nachmittag besonders starken Sonne zu bewahren.
Mischkultur spart Wasser
Katrin und Stefanie Wirth weisen noch auf eine weitere Möglichkeit hin, besonders wassersparend und geschickt zu gärtnern: die Mischkultur. „Gemüse, Kräuter und andere Pflanzen gedeihen am besten gemeinsam.“ Während die eine Pflanze tief wurzelt und ihr Wasser aus tieferen Schichten holt, teilen sich andere das Wasser weiter oben und die vorhandenen Nährstoffe. Man müsse nur beachten, welche Pflanzen sich vertragen. Bei Nutzpflanzen sind das: Erdbeeren und Knoblauch, Möhren und Zwiebeln, Tomaten und Basilikum, Erbsen und Fenchel.“
aktiv Podcast, Folge 10: Geht uns das Wasser aus?
Die Sommer, in denen viel zu wenig Regen fällt, häufen sich. Auch der Sommer 2022 gehört dazu. Es ist zu trocken. Und das hat Folgen für Industrie, Landwirtschaft und Verbraucher. Ein Beispiel: Schiffe können über Wasserwege nicht mehr problemlos Materialien transportieren. Also steigen die Preise für viele Produkte weiter. Und auch im Wald kann man die dramatischen Folgen der Dürre beobachten. Uli Halasz bringt seine Eindrücke aus dem Diersfordter Wald bei Wesel mit. Der aktiv-Reporter spricht mit Nadine Bettray über mögliche Lösungen und warum sogenannte Schwammstädte für eine bessere Wassernutzung in Ballungsgebieten sorgen können.
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