Bei Fortnite und anderen spannenden Games im Internet oder auf der Konsole findet der Nachwuchs oft kein Ende, sehr zum Ärger der Eltern. Wie lange Junior spielen sollte, hängt natürlich vom Alter ab. Hier haben wir Tipps für die Gaming-Nutzungsdauer bei Kindern. Die meisten Eltern kennen den täglichen Kampf, den unwilligen Nachwuchs von PC, Handy, Tablet oder Konsole wegzubekommen. Wie man das schafft, verrät Michael Knothe vom Fachverband Medienabhängigkeit. 

Erwachsene sollten durchs eigene Verhalten Vorbild sein

„Die Erwachsenen sollten auch bei der Smartphone-Nutzung Vorbild sein, denn Kinder orientieren sich natürlich an ihren Eltern“, sagt Medienexperte Knothe. Wenn die Großen selbst den ganzen Tag auf das Display starren, dürfen sie sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs genau dasselbe macht. Sind Kinder dabei, gilt also: Weniger ist mehr! Manchmal merkt man sogar erst durch die Kids, wie oft man inzwischen gewohnheitsmäßig zum Smartphone greift.

Für Jugendliche wichtig: Handyfreie Mahlzeiten

In den meisten Familien sind die gemeinsamen Mahlzeiten der Fixpunkt des Tages, an dem alle zusammenkommen. Das Smartphone hat deshalb am Esstisch nichts verloren! „Bei den Mahlzeiten sollte der gemeinsame Genuss und das Miteinander-Reden im Vordergrund stehen“, empfiehlt der Experte. Das gilt natürlich auch für die Erwachsenen. Es bringt nichts, den Kindern das Handy bei Tisch zu verbieten, während Mama beim Essen ständig die Job-Mails checkt.

Dahinter verbirgt sich Folgendes: Wenn Eltern die neuesten WhatsApps spannender finden als das, was Junior gerade erzählen möchte, signalisiert das dem Kind, dass es selbst ganz offensichtlich total langweilig und uninteressant ist. Kein Wunder, dass Gaming für den Nachwuchs dadurch noch attraktiver wird. Denn: „In den Spielen erhalten die Kinder ununterbrochen künstliche Anerkennung“, erläutert Michael Knothe.

Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern gerade bei den gemeinsamen Mahlzeiten oder in vergleichbaren Situationen nicht nur körperlich anwesend, sondern auch geistig wirklich präsent sind. Schließlich ist allen Kindern die wirkliche Anerkennung und ein ehrliches Lob von echten Menschen in der realen Welt viel, viel lieber als jede noch so ausgeklügelte virtuelle Aufmerksamkeit. Eine liebevolle Umarmung oder das stolze Schulterklopfen – so etwas kann kein Spiel der Welt ersetzen!

Spannende Aktivitäten in der Realität statt spannender Videospiele

Auch bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten sollte das Smartphone möglichst in der Tasche bleiben. „Es geht dabei darum, positive gemeinsame Erlebnisse in der realen Welt zu schaffen“, sagt Michael Knothe. Haben die Eltern selbst in dem für das Kind so spannenden, aufregenden Freizeitpark nur Augen für ihr Smartphone, lernt das Kind dadurch, dass die Internet-Welt ganz offensichtlich noch viel aufregender ist als alle realen Erlebnisse. Kommt so etwas häufiger vor, erscheint die Realität schnell langweilig und das macht die virtuelle Welt der Spiele noch attraktiver, als sie es sowieso schon ist.

Spiele nicht zur Erziehung nutzen

Viele Eltern setzen das Spielen als Belohnung ein: Hat das Kind zum Beispiel eine gute Note, darf es zur Belohnung spielen, so lange es will. „Online-Spiele sollten nicht als Erziehungsmaßnahme eingesetzt werden“, rät Michael Knothe. Besser sind feste Regeln, die selbstverständlicher Bestandteil des Alltags sind: Sind beispielsweise 60 Minuten vereinbart, sollte danach auch Schluss sein, selbst wenn das Kind noch so brav war.

Bei Belohnungen sollten Eltern lieber auf reale Erlebnisse setzen und nicht auf virtuelle Dinge. Wie wäre es beispielsweise mal wieder mit einem gemeinsamen Kinobesuch, einem (Brett-)Spieleabend, Konzertkarten, einem Besuch in einem Freizeitpark oder ganz einfach dem Lieblingsessen des Kindes zum Abendbrot.

Kinder und Jugendliche sollten Regeln mitbestimmen können

Bei kleinen Kindern lassen sich die von den Eltern vorgegebenen Regeln meist halbwegs problemlos durchsetzen. „Notfalls kann man das Gerät wegsperren, wenn die Spielzeit vorbei ist“, so der Experte. Natürlich führt das manchmal zu lautstarkem Protest, aber das ist ja auch bei anderen Regeln so, auf die der Nachwuchs gerade keine Lust hat. Doch je älter die Kinder werden, umso schlechter funktioniert das. Michael Knothe rät, die Spielzeiten dann nicht mehr strikt vorzugeben, sondern das Kind mitbestimmen zu lassen, und beispielsweise zu fragen: „Was meinst du, wie lange wäre es gut?“ Anschließend kann man sich gemeinsam mit dem Kind auf eine Maximalzeit einigen.

Spielzeit vom Tagesbudget auf ein Wochenbudget umstellen

Dabei empfiehlt der Experte von Tagesbudgets auf Wochenbudgets umzusteigen. Damit darf der Jugendliche beispielsweise nicht mehr eine Stunde pro Tag, sondern insgesamt acht Stunden pro Woche spielen. „Das vermeidet viele Diskussionen, weil das Kind seine Spielzeit dann in dem vorgegebenen Rahmen selbst einteilen kann und beispielsweise nicht abbrechen muss, obwohl das Spiel doch gerade so spannend ist“, erläutert Knothe. Klar, dass Eltern natürlich trotzdem ein Auge darauf haben sollten, ob die Vereinbarungen auch eingehalten werden. Das ist einfach, denn die meisten Spiele zeigen die gespielte Zeit an.

Andere Eltern einbeziehen

„Da die meisten Kinder gemeinsam mit ihren Freunden spielen, sollten sich die Eltern mit den anderen Eltern über das Thema austauschen“, rät Experte Michael Knothe. Sind die Familien sich einig, können sie sich auf eine gemeinsame Linie verständigen. Das vermeidet nervtötende Diskussionen à la „Die Lena darf aber viel länger spielen als ich.“ Findet man die Haltung der anderen Eltern dagegen gar nicht gut, kann man sich natürlich auch abgrenzen und dem eigenen Kind ganz klar vermitteln: „Bei denen ist es so, bei uns gelten andere Regeln.“